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"Kreativität und Ausdrucksstärke"

Das Moers Festival beginnt am Freitag

Moers, 30.05.2022

Kein Moers-Festival ist wie das andere - die aktuelle Ausgabe will sich einreihen in diese Kontinuität des Unvorhergesehenen. Die "Kreavität und Ausdrucksstärke" dieses Festivals wird sich wieder ungebremst entfalten können in diesem Jahr - mit vielen neuen Spielstätten und einem schillernden Line-up in labyrinthischer Vielfalt, einer punktuellen Verlagerung wieder in den Freizeitpark, mit zahlreichen Kooperationspartnern, mehreren Länderschwerpunkten, mit Diskussionen, Filmvorführenden, Klanginstallationen sowie einem großen Serviceangebot, zu dem auch ein Fahrradverleih gehört, einer spotify-Playlist, um sich hörend einen ersten Eindruck zu verschaffen etc. Los geht es am Freitag 3. Juni.

Nach dem überwältigenden letztjährigen Erfolg der Openair-Bühne „AmViehtheater am Rodelberg“, auf der die ersten Konzerte mit Publikum nach ewig langem Lockdown stattfinden konnten, ist dieses natürliche Amphitheater nun neben der Festivalhalle gesetzte Bühne des Hauptprogramms. Mitunter werden beide Bühnen gar gleichzeitig und gemeinsam (!) bespielt – @the same time.

Szenen von Israel und Äthiopien im Fokus

Ein musikalischer Schwerpunkt des diesjährigen Festivals liegt auf der Szene Israels. Die inzwischen weltweit gefragte israelische Komponistin und Performerin Maya Dunietz stellt zwei besondere Projekte vor, das eine begleitet vom hochklassigen zeitgenössischen Meitar Ensemble und dem exzellenten Mädchenchor des Essener Doms, das andere im Duo Perpetum Disco mit dem Schlagzeuger Ram Gabay. Saxophonist Assif Tsahar bringt ein fantastisches Quartett aus seiner Tel Aviver Heimat mit nach Moers.

Der Gitarrist Francesco Diodati aus Rom ist ebenfalls gleich mit mehreren Projekten vertreten: Im Quartetttell kujira stehen zwei Gitarren Viola und Cello gegenüber, das Ensemble Weave4 bezieht auch Kollegen aus Großbritannien und Frankreich ein. Zudem tritt Diodati, der bereits seit Jahren intensiv mit Musiker*innen aus Myanmar zusammenarbeitet, als Gast bei Road to Pyawbwe auf – eine berührende hybride Aktion von Jan Klare, Michael Vatcher und Hein Tint sowie dem burmesischen Tänzer Kolatt.

Anknüpfend an 2021 richtet sich der Blick auch 2022 wieder auf Äthiopiens Metropole Addis Abeba. „Addis Vibrances“ präsentiert den hochemotional spielenden Masinko-Virtuosen Endris Hassen, das zwölfköpfige Vokalensemble Gamo Gamo sowie Kaÿn Lab, die die Jazzszene Äthiopiens und des Südsudans repräsentieren.

Nicht-anthropogene Musik“

Der Fachbereich FB 08 für nicht-anthropogene Musik bietet ein ganzes Bündel von Klangartisten mit so unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern wie Robert Henke, Tina Tonagel, Patrick Higgins, dem Moerser Kollektiv Recursion uva., deren Maschinen- und Computerklänge sowohl im Hauptprogramm als auch im Experimentalgymnasium Filder Benden zu erleben sind. Der Topact dürfte die Rhythmusgruppe der compressorheads sein, die sich auf ein wagemutiges kybernetisch-human-musikalisches Experiment einlassen: Roboter spielen die eigens von Florian Walter für dieses Projekt entwickelte Komposition.

Die ANNEX! wird zu einer neuen dritten Bühne des moers festivals – allerdings halten sich Isfort & Co hier völlig heraus: Es herrscht die wahre Freyheidt, die autark agierenden Festivalmusiker*innen annektieren und bespielen die ANNEX! ohne Regeln, Vorgaben – und laden sogar eigene Gäste ein! Nichtsdestotrotz wird es einmal mehr die moers sessions geben – kuratiert von Jan Klare und trotzdem dem freien Geist des Festivalursprungs verpflichtet.

Gastspiele aus den USA sind endlich wieder möglich

Aus den USA kommen z.T. lang geplante, durch Corona immer wieder vereitelte Formationen wie die Horse Lords aus Baltimore, das Noise-Duo Lightning Bolt und die Experimental-Rockband Liturgy. Zudem formiert die Geigerin Sana Nagano das multinationales Quintett Smashing Humans, dem u.a. der Berliner Wahl-Brooklyner Keisuke Matsuno angehört.

Und ehemalige improviser in residence sind immer wieder gern beim Festival gesehen: Im spektakulären interkulturellen Projekt The Hidden Tune wagen Angelika Niescier und John-Dennis Renken einen musikalisch hochinteressanten Dialog mit einem 8-köpfigen malayischen Perkussionsensemble.

Auch der aktuelle improviser in residence steht natürlich im Fokus. Seit 2008 ermöglicht die Kunststiftung NRW dieses außergewöhnliche Projekt. Die Cellistin Tomeka Reid aus Chicago bewohnt als 15. improviser die Residenz in Moers und bringt gleich zwei Formationen mit zum Festival: ihr klassisch besetztes Quartett sowie ihr Trio Artifacts mit Urgestein Nicole Mitchell.

discussions und moersterclass

Zum fünften Mal lädt das moers festival junge Künstler*innen zu seinem außergewöhnlichen Workshop ein: moersterclass! (vormals „composer kids!“) wird kuratiert vom Komponisten Lukas Döhler, der 2018 selbst noch Teilnehmer war. Vier ausgewählte junge Komponist*innen, die im Auftrag des Festivals ein Werk schreiben, in dem sich Komposition und Improvisation auf Augenhöhe begegnen, leiten eine hochkarätige international besetzte Festivalband an. Das lokal begonnene Projekt zieht inzwischen Jugendliche aus ganz Deutschland an und mausert sich zu einem der bedeutendsten Wettbewerbe in der Republik. moersterclass!

Die discussions sind auch in diesem Jahr wieder Bestandteil des Programms. Unter dem Motto Vielheidt– Leben mit Komplexität kuratiert Anna Schapiro (Künstlerin und Mit-Herausgeberin von JALTA) den Themenschwerpunkt jüdische Diversität und die damit verbundene Vielstimmigkeit. Unter anderem wird der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus Felix Klein einen Impulsvortrag halten und Teilnehmer einer discussion sein. Unter dem zweiten Motto this is not a jazz festival (is this noch a jazz festival?) reflektieren, diskutieren und extrapolieren Musiker*innen, Journalist*innen und Wegbegleiter*innen den Begriff Jazz – und dies vermutlich leidenschaftlich.

digital und analog

Auch 2022 wird das moers festival wieder zu großen Teilen im arte concert Livestream erlebbar sein; viele der Konzerte stehen danach als Video On Demand zur Verfügung. Die Höhepunkte werden im WDR Fernsehen als Zusammenfassung gezeigt und der WDR3 Hörfunk sendet am Freitag, 03. Juni vier Stunden lang live vom Festival. Auf der Website des Festivals www.moers-festival.de können Fans das gesamte Festivalprogramm im Stream verfolgen.

Nach den letzten beiden Ausgaben mit nur einer Zuschauerin im Jahr 2020 und immerhin knapp 1000 Zuschauer*innen 2021 soll die 51. Festivalausgabe vom 3. bis 6. Juni 2022 dank erneut großzügiger Unterstützung durch den Bund, das Land NRW und die Stadt Moers endlich wieder mit Publikum allerorts stattfinden. Der ehemalige Händlermarkt (dann von 2017 bis 2019 „Festivaldorf“) wird in diesem Jahr als „Park-Food-Improschmuck-Streichel-game-Parcours“ die verschiedenen Veranstaltungsorte spielerisch und kreativ verbinden.

Tickets und weitere Infos HIER

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