Kontakte satt
Ein Besuch auf der jazzahead! 2012
TEXT: Susanne Pohlen | FOTO: Bernd Zimmermann
In den Wochen davor liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Mails wurden geschrieben, verschickt und beantwortet. Man will ja vorbereitet sein und hat sein Ziel vor Augen. Dann, am Freitagvormittag, alle Terminabsprachen waren vereinbart und mit Spannung stiegen wir ins Auto. Für eine Fahrt nach Bremen, eine Flasche Wasser und 6 Butterbrote. Wir also gut vorbereitet.
Auf der A1 folgte eine Baustelle nach der anderen, eine war sogar über 20km lang. Doch dann, Bremen, die jazzahead! greifbar nah. Die Spannung stieg, was zur Folge hatte, dass noch 5 Butterbrote und die volle Flasche Wasser in Bremen ankamen.
Aber nun nichts wie rein. Am super freundlichen Empfang rüstet man uns mit der jazzahead!-Tasche und allen Programmheften aus. Die Messe übersichtlich. Anders als bei anderen Messen. Dann direkt zu Beginn per Zuruf ein Auftrag für ruhrjazz.net. So kann es weiter gehen. – ging es aber zunächst leider nicht!
Dann die ersten Versuche ernsthafter Gespräche. Aber einige Teilnehmer auf dieser Messe wirkten nicht ausgeschlafen und so desinteressiert, dass es uns schauderte. Wir hatten den Eindruck, als wollten alle Anwesenden nur nehmen und nichts geben - ausser - CD's.
Aber es gab auch wunderbare Gespräche. Zum Beispiel das am Stand der Österreicher. Hieraus entwickelte sich so viel mit Geist und Seele für eine Sache, dass wir 3 Stunden später, die Flasche Wasser immer noch unberührt und die Brote immer noch vollzählig, immer noch dort waren.
Und dann kam ein ganz besonderer Moment. Ein Messebesucher, der wie wir eine Web-Site in Bratislava betreibt, wurde uns per Fingerzeig "vorgestellt". Wir baten ihn vorsichtig um 2 Minuten. Eine sonore Stimme antwortete: "gerne auch 5 oder mehr". Vor mir stand einer der weitgehend ausgestorbenen Spezies der selbstlosen Kämpfer für die Sache "Jazz".
Ausgiebig unterhielten wir uns, tauschten unsere Erfahrungen mit der Jazzszene aus und beschrieben unsere aktuellen Projekte und Ideen. Ja, es gibt doch tatsächlich Länder die das Medium Internet für die Sache Jazz fördern.
Patrick so der Dino, macht seine Seite hauptberuflich. Natürlich in einem ganz anderen Umfang als wir, inklusive Fernseh- und Radiosendungen.
Bereitwillig versorgte er uns mit Tipps und Tricks, versah uns mit Kontakten. Etwa eine Stunde später, wir streiften wieder einmal den Stand der Österreicher, passierte es dann: Ein Slowake vermittelt ein Gespräch zwischen zwei Deutschen. Einfach nur schön…….
Ein Ziel unseres Messebesuchs: Kontakt zur schreibenden und sprechenden Zunft war erreicht. Zufrieden trennten uns und stellten uns danach einigen Labeln vor.
Je mehr Gespräche wir führten, um so deutlicher wurde, dass die Jazzszene, insbesondere die davon Lebenden die Möglichkeiten des Internets in Sachen Werbung und Vernetzung zwar intern nutzen, aber im Kontakt mit dem Publikum, also denen, von denen sie leben, sehr vernachlässigen.
Eines soll aber, trotz der Kritik gesagt werden: die jazzahead!, mit ihrem internationalen Charakter ist eine der bedeutendsten Jazz-Plattformen weltweit. Man trifft pfiffige Künstler und auch solche die im Begriff sind es zu werden, die die Möglichkeit der Messe nutzen, Kontakte zu knüpfen, eine Booking-Station für sich zu finden oder direkt Auftritte zu akquirieren.
Die Vielzahl der Veranstalter, Vertreter von staatlichen Institutionen und der Label präsentierte sich auf unterschiedliche Weise. Manche sogar so interessiert an unserem innovativen Jazzportal, dass vor Beginn der Messe um Termine gebeten wurden.
Liveacts auf einer Art Marktplatz gab es so viele, an so viel zähligen Auftrittsorten, dass ich man nur am Rande und dann sehr gezielt davon etwas mitbekommen hat. Aber schließlich waren wir ja wegen unserer Sache unterwegs.
Fazit: Gelegenheit für Kontakte, egal welcher Art, mit Vertretern hochqualitativen und facettenreichen Jazz's aus aller Welt gabe es reichlich. Berauscht von der Vielzahl der fantastischen Erlebnissen stiegen wir am Samstagabend, mit ganz viel Arbeit für den nächsten Wochen, ins Auto.
Den Heimweg traten wir beide mit mittlerweile 2, nur wenig geleerten, Wasserflaschen und immer noch fünf übrig gebliebenen Butterbroten an.
Im nächsten Jahr möchte ich die gesamte Messe von Beginn bis zum Ende erleben.
Den Veranstaltern der jazzahead! können wir nur unseren großen Respekt zollen, eine logistische und künstlerische Höchstleistung, so etwas Tolles auf die Beine zu stellen. Chapeau!!!