Katharina Debus
... über "FrauContraBass" und echte Songs
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Bernd Zimmermann
Katharina Debus, Gesang und Hanns Höhn, Bass, bringen ihre ungewöhnliche Konstellation mit dem Bandnamen "Frau Kontrabass" logisch auf den Punkt. Begeistert waren die beiden vom Industrie-Ambiente auf dem Nordsternturm, wo das Publikum ihnen andächtig gelauscht hatte. Direkt nach dem Auftritt verriete Katharina Debus, wie sie selbst es empfunden hatte und formulierte auch einen dezidierten künstlerischen Ansatz, der hinter allem steht. Geht es doch immer wieder darum, Musikstücke, die zu Klassikern wurden, wieder auf ihren eigentlichen Wesenskern zurück zu führen.
Wie hat dieser etwas ungewöhnliche Raum auf euch gewirkt?
Es hat uns sehr gut gefallen, hier aufzutreten. Zwar ist es uns in langjähriger Bühnenerfahrung unerheblich, ob wir in ganz großen Häusern oder mal in ganz kleinen Zimmern spielen. Da ist es dann wieder intimer. Der Raum hier ist natürlich der Hammer. Mit dem Hall geht es auch sehr gut hier drin. Es ist nicht so extrem wie in einer Kirche, sondern man hat hier drin einen sehr ausgewogenen natürlichen Hall. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sich die Stimme im Raum fängt.
Ihr seid ein sehr ungewöhnliches Duo, aber man hört, dass eine ganz tiefe Verbindung besteht. Was hält euch zusammen?
Vieles verbindet uns, seit wir als Duo zusammen wirken. Am wichtigsten ist, dass wir denselben Humor haben. Wenn man so viel auf Tour ist, ist es wichtig, dass man sich versteht.
Wie geht ihr vor bei der Neuinterpretation eines scheinbar bekannten Songs?Wir gucken uns den Song an und fragen uns, was ist wichtig an dem Song. Bei dem einen ist es der Beat, bei dem anderen die Melodie. Und dann nehmen wir so viel wie möglich weg und haben nur noch die Skelette. Daraus versuchen wir, etwas ganz neues zu machen.
Popmusik-Stücke sind ja extrem komplex produzierte Gebilde. Also hier nehmt ihr so viel davon raus, um wieder zum Kern, zur eigentlichen Message vorzustoßen?
So kann man es sagen. Wir wollen wieder das Gerüst freilegen.
Nach ausgiebiger Beschäftigung mit der Pop-Historie geht es nun wieder zurück zum Jazz?
Wir wollten mal weg von den ganzen Popnummern und da war es an der Zeit, mal mit dem American Songbook weiter zu machen. Live zählt vor allem die Mischung aus Jazz und Pop.
So abwechslungsreich eure Show ist, so wenig hat man noch ein Eindruck von unterschiedlichen Musikschubladen.
Genau das wollen wir ja. Auch die Schöpfer der großen Jazzstandards haben doch einfach nur Songs geschrieben. Das wollen wir wieder zur Entfaltung bringen. Heute werden Jazzstücke ja leider oft nur als Gerüst benutzt, über das man improvisieren kann. Mir tut es manchmal um die Songs leid, die vielen scheinbar egal sind – Hauptsache, jemand soliert. Das kann zwar auch ganz schön sein und ich liebe ja auch die Improvisation – aber mir geht es in den Stücken für unser Duo doch vielmehr um den Song als solchen.
Aber spontane Improvisation lebt ja auch ganz viel auf der Bühne.
Klar, es kommt auf die Songs an. In denen bewegt man sich, aber es gibt immer wieder Momente, das ist alles ganz frei und man überrascht sich im Duo dann auch gegenseitig. Dann ist man plötzlich wieder ganz wach. Da muss ich drauf reagieren.