Joscho Stephan
Transatlantic Guitar Trio
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: YouTube
Joscho Stephan ist weltweit unterwegs. Mit solchen Reisen wird man bekannt, man gewinnt aber auch neue Bekannte, mit denen man zusammen auftritt und mit denen man evtl. später ganze Alben aufnimmt. So geschehen mit Joscho und den beiden Gitarristen Richard Smith und Rory Hoffman, die sich in Nashville/Tennessee kennenlernten.
Und genauso ist das ungewöhnliche Transatlantic Guitar Trio entstanden, mit dem Joscho Stephan seit 2019 zeitweise in den USA und in Europa unterwegs ist. Dreimal haben die drei dieses Jahr in NRW gespielt auf meist ausverkauften Konzerten.
Das Konzert vom 14.10.23 in der Jazz Schmiede Düsseldorf wurde aufgezeichnet, Bassist Volker Kamp war als special guest dabei:
Zunächst spielen die drei durchgängig parallel, u. a. beim ‚Transatlantic Bolero’, den die drei zusammen komponiert haben. Erst später wird jeweils einer von ihnen Gitarristen mit einem ausgiebigen Solo hervortreten.
Transatlantic Guitar: USA – GB - BRD
Joscho Stephan kommt aus Mönchengladbach und ist in NRW schon lange bekannt. Seine überwältigende Virtuosität wird besonders bei Django Reinhardts ‚Nuages‘ (ab 24:50) deutlich, wo er über fast 5 Minuten soliert und dabei wie nebenbei mal ‚Stairway to Heaven‘ zitiert.
Der Fingerstyle-Spezialist Richard Smith kommt ursprünglich aus England, ist dann aber nach Nashville, das Mekka der Country Musiker, ausgewandert und hat sich dort in der Musikszene gut integriert, waieman auf seiner Homepage gut sehen kann. Schon als junger Mann hat er mit Chet Atkins zusammengespielt. In Düsseldorf legt er mit ‚Mr. Lucky’ (ab 14:56) ein langes Solo hin und sieht dabei wirklich recht glücklich aus, er scheint seinem Instrument verschmolzen zu sein.
Rory Hoffman ist ein besonders interessanter Musiker. Nicht weil er blind ist, sondern weil er in Tennessee in einer Musikerfamilie großgeworden ist und autodidaktisch mehrere Instrumente erlernt hat. Dazu zählt auch das eher unbekannte Xaphoon, auch ‚bamboo sax‘ oder Taschensaxophon genannt (s. Foto). Erst 1976 wurde es entwickelt, es besteht aus Bambus oder Kunststoff, klingt ähnlich wie ein Saxofon oder eine Klarinette und wird mit dem Blättchen eines TenorSax gespielt. Rory erklärt das alles recht humorvoll und spielt dann ‚Time on my hands‘, wobei er auch mal gerne durch die Zähne pfeift.
Rory ist vielseitig, er steht für Country & Western, Bluegrass und Gospel, spielt aber auch Gypsy Jazz und Latin. Bei dem Blues ‚Night Life’ singt er und begleitet sich selber fast 10 Minuten lang, Solo inklusive. Die Gitarre liegt dabei quer auf seinem Schoß, seine rechte Hand wirbelt übers Griffbrett, während er mit der linken die Saiten zupft, ähnlich wie bei einer Zither. Laut eigener Auskunft spielt er so, weil, als er im Alter von 3 Jahren begann Gitarre zu spielen, seine Arme noch zu kurz waren - oder ist das wieder nur eine dieser Geschichten, die immer wieder erzählt werden und zum Markenzeichen des Musikers gehören?
2020 ist das erste Album der Gruppe erschienen, NRWJAZZ hat damals darüber berichtet. Zwei der Stücke wurden auch in Düsseldorf gespielt.
Das zweite Album ‚Swinging Inventions’ ist vor einiger Zeit erschienen und bisher nur als download zu haben.
Joscho erzählte mir, dass diese Tour im nächsten Jahr wiederholt werden soll, weil das Trio so erfolgreich ist. Doch das wird noch dauern. Das nächste Konzert von Joscho in NRW findet am 5. Januar beim Bergischen Gitarrenfestival in Remscheid statt, zum Trio gehören dann Torsten Goods und
Stefan Rey
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https://joscho-stephan.de/