JETZT ERST RECHT!
Bernd Delbrügge und Ebasa Palada lassen sich nicht aus dem Rochuspark wegjagen
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Claudio Kalex
Jetzt erst recht! - kann nur das Motto lauten für das Duo von Bernd Dellbrügge und Ebasa Palada. Am Sonntag 20. August geben der Saxofonist und der Trompeter wieder ein Freiluftkonzert – umsonst und draußen. Wenn alle Rahmenbedingungen mitspielen! Die Rede ist hier nicht nur vom derzeit unzuverlässigen Wetter, sondern noch mehr von diversen behördlichen Unwägbarkeiten, die sich nach dem letzten Konzert im Rochuspark am 16. Juli aufgetan hatten. Man darf gespannt sein, ob es für die nächste Ausgabe dieser , seit der Corona-Zeit beliebten, informellen Draußen-Konzertreihe eine Lösung zur Einigung mit den Ordnungsbehörden gibt....
"Nur 30 Minuten nach der vollen Stunde und ohne Strom..."
Deutschland live im Sommer 2023: Bernd Delbrügge und Ebasa Palada, die schon seit der Lockdown-Zeit die Herzen ihres Laufpublikums an diesem Ort mit etwas rarer Livemusik wärmten, spielten an diesem Julinachmittag wieder ein gechilltes Freiluft-Set von der Parkbank aus. Da fährt mitten im Park ein Auto vom Ordnungsamt vor. Zwei eifrige Amtpersonen steigen aus, untersagen beiden Musikern die Fortsetzung des Konzertes mit sofortiger Wirkung. Einen Strafzettel soll es unter anderem dafür geben, dass ein kleiner elektrischer Verstärker zum Einsatz kam. Denn jeder noch so zierlicher elektrischer Apparat verstoße nun mal gegen das Landesemissionsschutzgesetz. Auch verbiete die Kölner Stadtverordnung jede Musikausübung im öffentlichen Raum, die länger als eine halbe Stunde dauere. Mehr noch: Diese müsse exakt zur vollen Stunde beginnen, so dass in der zweiten Hälfte dieser Stunde auf jeden Fall wieder Stille herrsche. Außerdem muesse der Standort danach um mindestens 300 Meter gewechselt werden. Vorausgesetzt, das ist weit genug entfernt, dass am ersten Standort vor dem Wechsel die Darbietung an der zweiten Örtlichkeit nicht mehr hörbar ist.
Das Publikum, welches seit 2020 längst eine Stammhörerschaft von Bernd Delbrügge und Ebasa Palada gebildet hat, fühlte sich von dem markigen Auftritt im wortwörtlichen Sinne weggejagt, genauso wie beiden verständnislosen Kölner Musiker.
Solidarisch zeigen sich jetzt viele in regionalen Medien, lokaler Politik und sozialen Netzwerken - ja, das Thema hat einen kleinen Sturm losgetreten. Zu Recht werden da Ermessensspielräume eingefordert, weil sie einfach der menschliche Anstand gebietet. Im vorauseilenden Handeln der Behörde zeigt sich eine ausbleibende Wertschätzung für die freie Kultur – und das in einer Stadt, die sich als kultureller Leuchtturm feiert.
Delbrügge selbst hat in einem offenen Brief an die Stadt Köln um Verständnis geworben. „Wenn Ordnungsbehörden das kulturelle Engagement von Bürgern so restriktiv behindern, dann sind sie nicht für den Bürger da“ zieht der Saxofonist ein bitteres Fazit. Ganz davon abgesehen, dass sich Delbrügge und Pasada über die Gleichsetzung ihrer professionellen Konzerte mit irgendwelcher Straßenmusik in der Fußgängerzone wehren, (deren Regulierung ja durchaus notwendig sei, um Menschen, vor allem Anwohnende nicht über Gebühr zu belästigen.) Zu den Konzerten von Bernd Delbrügge und Ebasa Palade kommen die Leute freiwillig, verweilen gerne und hören zu. Eben weil gute Livemusik einen schönen Ort noch lebendiger machen kann und sich hier urbane Lebensqualität ausdrückt, für die Köln ja eigentlich eine verlässliche Marke darstellt.