Bild für Beitrag: Jazz and beyond – Radio 674fm | Interview mit Conni Trieder
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Jazz and beyond – Radio 674fm

Interview mit Conni Trieder

Köln, 12.05.2021
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Luise Volkmann

Conni Trieder, Musikerin, Komponistin, Theatermusikerin und Lyrikerin, hat mit ihrem Trio eine neue CD veröffentlicht: Brot und Salz. Sie verbindet darauf Musik und Lyrik, bzw. lässt sie gleichberechtigt nebeneinander stehen. Am 9.5. war sie Studiogast in der Sendung “Jazz und beyond“ mit Uwe Bräutigam auf Internetradio 674fm. Das Gespräch wurde live ausgestrahlt und zwischen den Redebeiträgen war Musik zu hören.

Im Studio ist Conni Trieder, Musikerin, Komponistin und Lyrikerin, die auf ihrer soeben erschienen CD ebenfalls Musik und Lyrik miteinander verbindet. Hallo Connie, schön, dass Du zu Jazz and beyond ins Studio gekommen bist.

Conni Trieder: Hallo, schön, dass Du mich eingeladen hast.

Lyrik und Musik hat heute offensichtlich eine Renaissance. Die Beatpoeten Ginsbrrg, Kerouac und Burroughs haben schon in den 50er Jahren Jazz und Lyrik verbunden. Aber Du bist einen ganz anderen Weg gegangen, als sie und die Beispiele, die wir gerade gehört haben. Was hat Dich zu Lyrik und Musik und zu Deiner besonderen Form gebracht?

Conni Trieder: Also ich habe mit dem Trio angefangen, dann kam das erste Konzert in die Nähe und da habe ich gedacht, ich möchte keine Ansagen machen, sondern stattdessen lieber Gedichte lesen. Weil ich nicht die Geschichten erzählen wollte, an die ich bei der Komposition der Stücke gedacht habe, sondern ich wollte andere Anregungen geben. Da ich ein paar Gedichte geschrieben hatte, dachte ich mir, dass ich Musik und Gedicht miteinander verbinde. Was ich spannend daran finde, ist das ganz neue Gedankenwege beim Publikum entstehen. Ich habe sehr positives Feedback bekommen. Es war erst ein Versuch, ein Experiment. Aber dann habe ich gemerkt, dass es eine gute Verbindung ist und so bin ich dabei geblieben. Das spannende ist, dass das Publikum oft eigene Bilder zu den Kompositionen und zu den Texten findet.

Ich möchte nun das Kurzgedicht Kirschen und danach das Stück Dunkelviolett vielleicht Brombeergelee spielen.

Kannst Du uns noch etwas dazu sagen?

Conni Trieder: Ich habe die Kompositionen und die Gedichte erst nachträglich so sortiert. Und fand es sehr spannend, was man damit alles machen kann. Wie man rückläufig mit den Stücken nach den Gedichten, den Gedichten einen anderen Input geben kann und auch andersherum. Ich fand das Schlagzeugsolo, dass nach dem Gedicht Kirschen kommt, super. Es geht gleich Bäng Bäng los.

Conni, was sind Deine Lieblings Dichter*innen?

Conni Trieder: Christian Morgenstern auf jeden Fall. Er hat mich schon als Kind sehr inspiriert. Ich mag ihn einfach, weil er sehr humorvoll ist und gleichzeitig aber auch sehr poetisch. Wen ich auch sehr poetisch finde ist Herta Müller, obwohl sie mehr Prosa als Lyrik schreibt. Aber in der Prosa ist sie immer sehr poetisch. Selbst die schwierigen, traurigen und düsteren Themen kann sie durch die Poesie in etwas Schönes verwandeln. Das finde ich sehr bemerkenswert.

Du hast Eure CD „Brot und Salz“ genannt und auf dem Cover ist eine Bleistiftzeichnung mit zwei Stühlen und einem Tisch, auf dem Brot und Salz ist. Kannst Du etwas dazu erzählen?

Conni Trieder: Ja, das ist natürlich sehr plakativ, auf ein Album, das Brot und Salz heißt auch Brot und Salz zu malen. Ich habe es selbst gezeichnet und mochte dieses Stillleben.

Es war nur so eine Idee und ich hatte nicht vor das Cover damit zu zieren. Aber die Grafikerin Corinne Hächler hat mich dazu ermutigt. Sie hat gesagt, dass sie es sehr schön fände und insgesamt sehr stimmig. So findet sich Innen noch eine Zeichnung. Diejenigen, die das Album gehört haben erkennen vielleicht die Figur, das ist die Hannelore.

Hannelore werden wir später noch hören. Das Album ist also eine Art Gesamtkunstwerk. Du hast komponiert, machst Musik, hast die Gedichte geschrieben und die Grafik entworfen.

Bevor wir uns wieder Deinem neuen Album wieder zuwenden, möchte ich Dich bitten etwas zu Deinem musikalischen Werdegang zu erzählen. Du bist keine Selfmade Frau, sondern hast einen ganz soliden musikalischen Background.

Conni Trieder: Ja, das kann man so sagen. Ich habe angefangen mit Blockflöte und spiele sie immer noch sehr gerne, Sopran- und Alhtblockflöte. Dann habe ich Querflöte gelernt, das ist auch mein Hauptinstrument, mittlerweile spiele ich auch Alt- und Bassquerflöte und ganz neu auch Piccolo. Aber ich habe auch eine zeitlang Klarinette gelernt und viel im Chor gesungen.

Ich habe viele verschiedene musikalische Sachen gemacht. Ich habe Kulturwissenschaft in Hildeheim studiert, Hauptfach Musik. Dort habe ich viel elektronische Musik gemacht, in Richtung Musique Concrete. Alltagsklänge aufgenommen, elektronisch manipuliert und neu zusammengesetzt. Also ich habe vielfältige Sachen im Studium in Hildesheim gemacht. Wenn ich jetzt Theatermusik mache kommt dies alles auch zusammen. Bei dem letzten Stück von Pulk Fiktion, Hieronymus (im FFT Düsseldorf), habe ich Klänge aufgenommen, entfremdet und zusammengefügt, also die Theatermusik produziert. In anderen Stücken spiele ich Flöte, teilweise mit Effekten. Meine musikalische Ausbildung ist vielfältig und findet sich auch vielfältig in meiner Arbeit wieder.

Du hast also erst in Hildesheim studiert und anschließend in Köln.

Conni Trieder: Richtig, in Köln habe ich dann Jazzflöte studiert, bei Michael Heupel.

Nun bist Du Wahl Kölnerin geworden. Wo bist Du geboren?

Conni Trieder: Ich bin in Karl-Marx-Stadt, jetzt Chemnitz, geboren. Aufgewachsen bin ich in Halle/Saale und dann zum Studium nach Hildesheim und dann später nach Köln gegangen.


Conni, wie arbeitet ihr als Trio zusammen? Kannst Du das an dem letzten Stück etwas illustrieren, damit wir eine Vorstellung haben, wie euer Making of funktioniert.

Conni Trieder: Lukas Keller spielt Kontrabass und Jacob Kemmerer spielt Schlagzeug. Unsere Zusammenarbeit ist von Stück zu Stück unterschiedlich. Bei dem Stück Brief habe ich die Bassstimme geschrieben, oft stehen aber nur Akkorde da. Viel vom Arrangement kommt von den beiden Jungs. Wir haben relativ lange miteinander geprobt und haben unseren Weg mit den Stücken gefunden. Es gibt auch ein Stück, das sehr karg geschrieben ist, nur mit Melodie und Basstönen. Das ist besonders spannend, weil man dann sehr frei werden kann. Wir haben im Studio auch tatsächlich, drei unterschiedliche Varianten von Kummer in Bb Moll gespielt, die wir alle toll fanden. Am Ende konnten wir uns etwas aussuchen, ein Luxusproblem. Dann gibt es andere Stücke, wo ich deutlich mehr ausschreibe, etwa die Bassstimme.

Was sind Deine Lieblings Flötistinnen und Flötisten?

Conni Trieder: Claire Chase inspiriert mich im Moment sehr. Sie ist eine klassische Flötistin und hat einen wahnsinnigen Sound und eine große Präsenz. Es gibt mittlerweile viel auf youtube von ihr zu sehen und man merkt, es geht ihr auch sehr viel um die Performance, was ich aber sehr spannend finde. Dann möchte ich auf jeden Fall noch Robert Dick nennen, der sehr viel extendet technics verwendet und auch Bücher darüber geschrieben hat, so das man sie auch lernen kann und er beherrscht sie unfassbar gut. Es gibt ein Solo von ihm zu Purple Haze, da kann man nur mit den Ohren schlackern, was er an erweiterten Techniken auf der Flöte beherrscht, Wahnsinn.

Wir haben schon einiges aus dem neuen Album Brot und Salz gehört. Als letztes möchte ich das Kurzgedicht Hannelore und das Stück Er läuft ja wie ein offenes Rasiermesser durch die Gegend. Dazu musst Du uns aber etwas sagen.

Conni Trieder: „Er läuft wie ein offenes Rasiermesser durch die Welt“ ist ein Zitat von Georg Büchners Woyzeck. Ich finde das ein sehr starkes Bild, das zu der Zwölftonreihe passt, die ich in dem Stück verarbeitet habe. Wahnsinnig oder irre, wie er durch die Gegend gelaufen ist, weil er in seine Marie so verliebt ist. Es gibt ja verschiedene Gründe, warum er so verrückt geworden ist. Ich fand es so verrückt, dass er in die Marie so verliebt ist, aber sie doch umbringt. Er läuft wie das Messer durch die Gegend mit dem er dann Marie umbringt.

Irgendwie sehe ich bei dem Stück immer ein Rasiermesser, das die ganze Zeit durch die Gegend läuft. Am Ende gibt es die Phase, wo es sich immer höher schraubt, von den Harmonien in Terzschichtungen. Man hat das Gefühl es geht immer weiter und weiter. Und tatsächlich spiele ich am Ende fast den höchsten Ton auf der Flöte. Es wird auch immer schneller, das bringt den Wahn total gut herüber. Daher dieser Titel.

War die Verbindung von Musik und Lyrik ein einmaliges Projekt oder wirst Du diese Schiene noch weiter verfolgen?

Conni Trieder: Ich verfolge diese Schiene noch weiter. Ich hatte letztes Jahr ein Kompositionsstipendium der Kunststiftung Sachsen – Anhalt bekommen. Da habe ich auch Lyrik und Komposition verbunden und habe über meinen Heimatort Halle sieben Texte geschrieben, über meine Kindheit. Die Kompositionen sind für eine interessante Besetzung:

Für zwei Querflöten, Bassklarinette und Kontrabass. Ich freue mich schon sehr darauf, das endlich zu spielen, bisher sind die Termine ausgefallen. Aber ich hoffe, dass wir im Herbst und Dezember starten können. Erstmal in Halle und Sachsen und dann später im Sommer 2022 auch in Köln. Das steht aber noch nicht fest. Die Band heißt Trieders Holz.

Wir freuen uns natürlich Dich wieder live zu erleben. Ich möchte mich damit von Dir verabschieden. Aber nicht ohne noch einmal zu betonen: Unterstützt die Künstler*innen, besonders in dieser schwierigen Situation – kauft euch die CD, wenn sie euch gefallen hat.

Wo kann man sie bekommen?

Conni Trieder: Auf der Internetseite von nWog Records, das ist das Label von Nils Wogram, dort kann man die CD physisch oder digital kaufen. Physisch ist es ein schönes Artwork, innen kann man noch die Hannelore sehen und die kleinen Salzfässchen auf der CD selbst.

Conni Trieder Trio – Brot und Salz

https://nwog-records.com/

Conni, vielen Dank, das Du zu uns ins Studio gekommen bist und etwas über Dich, Deine Band und Deine neue CD gesagt hast. Es hat Spaß gemacht. Ich wünsche Dir und Deinem Trio weiter viel Freude mit der Musik und wir hoffen alle, dass wir Euch bald wieder live erleben können. Aber sieht ja so aus, als ob es schon Licht am Ende des Tunnels gäbe.

Conni Trieder: Vielen Dank für die Einladung.

https://connitrieder.de/

“Jazz and beyond“ läuft jeden 2. und 4. Sonntag im Monat auf Internetradio 674fm

https://674.fm/

Unter diesem Link gibt es eine ausführliche Rezension dieser CD

https://nrwjazz.net/jazzreports/2021/Conni_Trieder_Trio_Brot_und_Salz_CD_Besprechung/

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