Bild für Beitrag: Jazz and beyond Interview | Elsa Johanna Mohr
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Jazz and beyond Interview

Elsa Johanna Mohr

Köln, 15.03.2022
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Ferry Mohr/Karl-Heinz Müller

Das Trio Luah spielt seit fünf Jahren zusammen. Sie haben auf dem Klaeng Festival, dem Asphalt Festival, in der Jazz Schmiede und auf vielen weiteren Bühnen in Deutschland gespielt. Nun bringen die drei Musikerinnen ihr zweites Album heraus.

Höchste Zeit die Sängerin und Komponistin der Band in die Radiosendung Jazz and beyond auf Radio 674fm einzuladen.

Die Sendung wurde am Sonntag den 13.3. ausgestrahlt und zwischen den Redebeiträgen wurde Musik gespielt.

Das war Musik aus Brasilien von der Gitarristin Rosinha de Valenca. Unser heutiger Studiogast hat sich auch in brasilianische Musik verliebt und ist eine wunderbare Interpretin dieser Musik, die Sängerin und Komponistin des Trio Luah Elsa Johanna Mohr.

Hallo Johanna, ich freue mich sehr, dass Du zum Frauentags Special ins Studio gekommen bist. Was hat Dich zur brasilianischen Musik geführt?

Elsa Johanna Mohr: Hi, Uwe. Ein Austauschjahr in Brasilien. Mit 16 habe ich mich entschieden ins Ausland zu gehen, für ein Jahr und es war Brasilien. So bin ich zum ersten Mal in Kontakt mit dem Land, mit der Sprache und auch mit der Kultur natürlich.

Gab es Deiner Kindheit Personen oder Ereignisse die Deinen späteren Weg als Sängerin beeinflusst haben?

Elsa Johanna Mohr: In meiner Familie wurde immer viel gesungen, immer wenn man sich traf, z.B. am Lagerfeuer, wurden Volkslieder gesungen. Da kam ich schon sehr früh im Kindesalter mit Singen in Berührung. Mein Vater singt leidenschaftlich gerne Blues. Er ist großer Fan der Beatles, die habe ich als Kind rauf und runter gehört. Irgendwann ging es dann in einen Chor. Das waren so die musikalischen Ereignisse, die mich früh geprägt haben.

Du hast Dich dann entschieden Jazzgesang zu studieren. Wo hast Du das studiert?

Elsa Johanna Mohr: Ich habe in Osnabrück studiert, am Institut für Musik, bei Simin Tander und Anne Hartkamp .

Gibt es Vorbilder oder Idole, Sängerinnen oder Musiker*innen, die Inspirationsquellen für Dich waren?

Elsa Johanna Mohr: Puh, eine schwierige Frage, weil es so viele tolle Musiker*innen und Bands gibt. Im brasilianischen Bereich z.B. Elis Regina (1945-1982) fand ich immer eine total tolle Frau, die auch eine Stärke in ihrer Stimme hat. Dann mag ich Mayra Andrade, die sich im Bereich Weltmusik bewegt und mittlerweile auch portugiesischen Creole singt, aber auch auf Englisch oder Französisch singt und da viel Offenheit mitbringt, was die Sprachen angeht.

Mayra Andrade habe ich in meinen Sendungen auch schon gespielt. Du hast Musik vom Trio Luah mitgebracht.

Elsa Johanna Mohr: Ja, mein erster Song ist Na Beira Do Mar, Am Rande des Meeres, Viel Spaß dabei.

Das war Na Beira Do Mar vom Trio Luah, aus dem neuen Album Mo vi mento, das am 18.3. erscheint.

Kannst Du das Trio Luah und die anderen Musikerinnen in der Band für die Hörer*innen vorstellen?

Elsa Johanna Mohr: Ja, wir sind Luah und ich habe Ula Martyn-Ellis, Gitarre und Gesang und Lena Senge, auch Gesang und Synthesizer, beim Studium in Osnabrück kennen gelernt. Irgendwie hat es direkt musikalisch und menschlich gefunkt und seit fünf Jahren machen wir Musik zusammen. Und wir bringen nun unser zweites Album heraus. Es ist immer noch total schön, den Weg zu gehen und zusehen, wie wir zusammenwachsen und was wir so kreiert haben in der Zeit.

Ihr habt ein Label, das besonders Frauen in der Musik fördern möchte.

Elsa Johanna Mohr: Ladies & Ladys heiß das Label. Wir haben uns gefragt, welches Label nehmen wir für unser neues Album und sind dabei auf die Plattform Music NRW Women und haben dort recherchiert. Dann kamen wir zum Münsteraner Label Ladies &Ladys und hatten dann in Corona Zeiten ein Skyp Gespräch mit den Labelmacherinnen gehabt.Wir haben uns sofort verstanden und witzigerweise heißen auch zwei der Frauen Johanna. Also eine sehr Johanna-lastige Gruppe. Es hat total gepasst und wir freuen uns sehr unsere Musik mit dem Label zu veröffentlichen.

Gibt es einen fühlbaren Unterschied, wenn ihr drei Frauen in der Band seid und auf einem Label seid, bei dem Frauen die Produktion machen und alles organisieren?

Elsa Johanna Mohr: Am Ende kommt es darauf an, dass wir alle Musikfanatikerinnen, das wir Musikerinnen sind und gerne Musik mögen, deshalb möchte ich nicht in der Kategorie Frau oder Mann denken.Wichtig ist, dass wir uns verstehen. Ich könnte mir schon vorstellen, dass vielleicht ein bisschen mehr Empathie beim Gegenüber und Sensibilität für bestimmte Dinge da ist. Aber ich habe nicht zwei Frauen ausgesucht, weil ich eine Frauenband machen wollte. Ich habe die Beiden gefragt, weil ich toll fand, wie sie Musik machen und ihre Stimmen mochte. Beim Label war es ähnlich. Wir hatten nicht die Absicht ein Frauenlabel zu haben. Dann haben wir aber gesehen, dass Frauen im Musikbereich nicht so präsent sind wie Männer und dann auch gesehen, was noch daran hängt, also im Bereich Label oder Promotian. Das sind Randbereiche der Musik, die ebenfalls noch sehr von Männern dominiert sind. Und dann sahen wir, dass es auch dort starke Frauen gibt, die das Super machen.

Du hast noch ein weiteres Stück aus dem neuen Album Mo vi mento ausgesucht.

Elsa Johanna Mohr: Genau, Das Stück heißt Two Wolves, Zwei Wölfe.

Was verbirgt sich hinter Two Wolves?

Elsa Johanna Mohr: Es geht um die inneren Wölfe in jeder/jedem von uns. Die gutgelaunte Seite, die alles schafft und motiviert ist und dann die Seite, die auch einmal nicht so gut gelaunt ist, vielleicht deprimiert ist, alles eher negativ sieht. Um diesen inneren Kampf geht es, es sind zwei Teile von uns und immer wieder eine Balance dabei zu finden. Darüber habe ich das Stück geschrieben.

Welchen Wolf füttert man?

Elsa Johanna Mohr: Ja, genau. Es gibt ein Buch, das ich gelesen habe, mit Lebensweisheiten, mit dem Titel: Füttere den weißen Wolf, das war der Ausgangspunkt.

Gibt es irgendwelche bemerkenswerten Geschichten, die sich um das Album oder einzelne Stücke ranken?

Elsa Johanna Mohr: Nun, da ist der Titel “Bewegung“ (Movimento), das zieht sich durch alle unsere Stücke. Die atmen sehr, sind sehr lebendig, gerade auch weil wir eine ungewöhnliche Instrumentierung mitbringen, mit drei Stimmen, Mandoline, Ukulele, E-Gitarre, Synthesizer und Glockenspiel. Das ist etwas was uns besonders macht. Was noch ganz witzig ist, wir haben uns in Osnabrück kennengelernt und haben uns nun auch entschieden in Osnabrück aufzunehmen.

In einem ausgebauten Bauernhof, Fattoria Musica heißt das Studio, mit Kamin und Sauna. Es waren wirklich schöne vier Tage dort. Nachdem wir den ersten Aufnahmetermin verschieben mussten, wegen Corona, konnten wir dann in Ruhe konzentriert unser Album aufnehmen.

Hört sich gut an, eine Wellness Aufnahme Session.Wir wollen noch ein letztes Stück von Luah aus dem neuen Album hören, einen Blues.

Elsa Johanna Mohr: Das Stück handelt von einer Liebesgeschichte, die nicht gut ausgeht, also eher von Liebeskummer. Es basiert ein bisschen auf einer Erfahrung aus meinem Erasmus Jahr in Montpellier.

Hippocampus Blues. Wenn wir nun das dritte Stück hören, dann zeigt sich schon die musikalische Bandbreite von Luah.

Johanna, Du hast die Stücke, die wir gehört haben geschrieben. Wie schreibst Du Deine Stücke, kommt erst der Text oder erst die Musik?

Elsa Johanna Mohr: Das ist schon unterschiedlich, aber ich bin meistens Text fixiert. Ich schaue, dass ich über das Jahr Gedanken aufschreibe, mir immer wieder zu Dingen die mich bewegen Notizen mache. Dann ist es oft so, dass ich noch einmal auf die Notizen schaue und die Gitarre in die Hand nehme, so entsteht oft ein Song. Also eine Kombination von Gitarre mit Gesang. Einige Stücke habe ich auch am Klavier geschrieben, da weiß ich harmonisch noch besser was passiert und habe mehr Möglichkeiten. Manche Stücke schreibe ich auch an der Ukulele. Es ist meist ein Hand in Hand von Text und Musik.

Du schreibst die Texte zum Teil in Englisch oder in brasilianischem Portugiesisch. Ist Dein Portugiesisch so gut?

Elsa Johanna Mohr: Würde ich mal sagen. Ich habe Portugiesisch studiert, also Romanistik mit Portugiesisch als Hauptsprache und hatte portugiesische und brasilianische Lyrik als Hauptfach und habe dort sehr gut die Sprache gelernt. Ich schreibe deshalb auch gerne auf Portugiesisch, weil die Sprache auch etwas sehr weiches Gesungenes hat, das finde ich tatsächlich auch beim Englischen.

Deshalb singe ich auch gerne auf Englisch, weil die Sprache eine Weichheit hat. Ich singe auch auf Deutsch, aber es fällt mir leichter auf Portugiesisch und Englisch Texte zu schreiben.

Du bist nicht nur im Trio Luah sondern auch Mitglied der Kölner Band Antigua, in der auch der Gitarrist José Díaz de León ist, der auch schon hier im Studio zu Gast war.

Elsa Johanna Mohr: Genau, Antigua heißen wir und sind ein Quartett. Was uns besonders macht, ist dass wir ein Kollektiv sind. Es gibt keinen Bandleader, sondern wir sind alle Bandleader. Wir kümmern uns alle um so leidige Themen wie Booking oder Organisation. Frank [Brempel], der Geiger hat ein Aufnahmestudio, bei dem nehmen wir die Songs auf, ich zeichne meistens das Cover, Stefan [Berger] der Bassist hat ein Händchen für Finanzen, José [Díaz de León] ist der beste von uns im Socialising und wir alle schreiben Stücke. Wir teilen uns die Arbeit, was sas Komponieren angeht. Manchmal gibt es auch Kooperationen, dass ich einen Text zu einem Stück von Stefan schreibe. Wir schreiben auf Portugiesisch, Französisch, Englisch und Deutsch.

Und in Spanisch?

Elsa Johanna Mohr: Und Spanisch, da verliert man manchmal den Überblick.

Du hast auch von Antigua Musik mitgebracht.

Elsa Johanna Mohr: Den Song Ser Mulher, da geht es um das Frausein. Ich wollte immer einen Song über die Stärken und Schwächen des Frauseins schreiben.

Neben Antigua gibt es noch ein weiteres Projekt, in dem Du mitwirkst, ein Duo mit dem Gitarristen Flavio Nunez.

Elsa Johanna Mohr: Flavio Nunez ist ein brasilianischer Gitarrist aus der Nähe von Sao Paulo und der seit drei Jahren in Deutschland wohnt. Er hat mich über das Internet gefunden. Schrieb mir eine Mail, darauf haben wir uns zum Jamen getroffen und daraus ist eine gute Freundschaft auf menschlicher und musikalischer Ebene entstanden. Wir sprechen auf musikalischer Ebene die gleiche Sprache. Und er wohnt in Düsseldorf, wo ich auch aufgewachsen bin. Wir haben letztes Jahr während Corona eine CD aufgenommen mit Songs von mir, aber auch mit brasilianischen Klassikern. Sie wird dieses Jahr oder Anfang nächstes Jahr erscheinen und heute habe ich schon ein Stück mitgebracht, es heißt Passadinha, Spaziergang. Es erinnert an meine Zeit in Brasilien, da bin ich viel herumgekommen und bin viel gereist.

Ich möchte mich von Dir liebe Johanna verabschieden und mich bedanken, dass Du in die Sendung gekommen bist und über Dich und Deine Musik erzählt hast. Kannst Du den Hörer*innen, die durch Deine Musik Lust bekommen haben Dich/Euch live zu erleben, einen Konzerttermin nennen:

Elsa Johanna Mohr: Am 25. März ist unser Album Release Konzert, auf dem Luah ihre CD und Schallplatte vorstellen werden. Wir haben nämlich CD und Schallplatte gemacht. Das Konzert wird in der Lutherkirche in der Kölner Südstadt um 20 Uhr stattfinden.

https://www.luah-music.com

https://antigua.bassberger.de/

https://ladiesundladys.de

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