Bild für Beitrag: Jazz and beyond Interview | Christina Fuchs und Ramesh Shotham
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Jazz and beyond Interview

Christina Fuchs und Ramesh Shotham

Köln, 07.12.2021
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam

Christina Fuchs und Ramesh Shotham vom Soniq Kollektiv waren am Sonntag den 28.11. Live in der Sendung “Jazz and beyond“ auf Internetradio 674fm bei Uwe Bräutigam zu Gast.

Das Interview fand vier Tage vor dem Konzert in Köln statt, über das wir auch berichten. Vor und zwischen den einzelnen Redebeiträgen wurde Musik gespielt.

Interview:

Nachdem ich Euch musikalisch vorgestellt habe, stellt Euch bitte selbst in ein paar Sätze vor.

Ramesh Shotham : Ich bin Ramesh Shotham , komme ursprünglich aus Südindien und lebe seit Anfang der 90er Jahre in Köln. Meine Kollegin Christina Fuchs kenne ich seit vielen Jahren und in den letzten 5 Jahren haben wir das Projekt Soniq begonnen.

In den letzten Jahren habe ich Dich auch viel mit südindischen Musikern zusammen erlebt oder mit Charly Mariano. Du hast viele Projekte hier in Köln gemacht. Ich habe Dich z.B. mit Madras Special gehört.

Ramesh Shotham : Die Verbindung mit der indischen Musik war ursprünglich mit der Band Sangam, mit der ich schon Anfang der 80er Jahre nach Europa kam. Ich hatte die Band mit dem Pianisten Louis Banks aus Indien gegründet. Da waren zum erstenmal südindische Musiker und Musikerinnen dabei. Vorher war im Jazz und Jazzrock eher die nordindische Musik vertreten. Und das war wahrscheinlich das erste Mal das südindische Musik, mit ihren Rhythmen und die Raga Skalen, mit Jazz in europäischen Ländern zu hören waren. Daraus entstand das Karnataka College of Percussion mit Charly Mariano. Es begann mit der legendären CD Jyoti, die auf dem ECM Label 1983 erschienen ist. Seitdem gab es fast jedes Jahr lange Tourneen im Quartett oder Quintett mit Charly Mariano. Bekannt wurde Karnataka College of Percussion unter dem Kürzel KCP. Madras Special ist auch ein Teil davon. Es ist eher meine Formation, zu der ich Musiker wie Charly Mariano und andere als Gäste geholt habe, in verschiedenen Besetzungen.

Vielen Dank, Du könntest sicher noch viel mehr erzählen. Ramesh, Du bist ja ein lebendes Jazz Geschichtsbuch, besonders was die Verbindung von südindischer Musik und Jazz betrifft.

Christina, Du warst ja schon in einigen Sendungen als Gast und hast einige Deiner Bands und Projekte vorgestellt. Du bist ja jemand, der in sehr vielen Zusmmenhängen arbeitet.

Christina Fuchs: Ja, noch einmal Hallo. Ich freue mich auch total mit Ramesh zusammenarbeiten zu können. Er ist tatsächlich noch einmal eine andere Institution und fast auch eine andere Generation. Es ist eine große Ehre mit ihm zusammenzuarbeiten.

Ich bin Klarinettistin, Saxophonistin und Komponistin. Ich war hier in der Sendung zuletzt mit dem Fuchsthon Orchestra zu hören. Zum Weltfrauentag habe ich auch meine anderen Projekte vorgestellt. Ich mache sozusagen von groß bis klein, vom Orchester bis Duo, relativ viel. Stehe aber eher für die europäische Seite des Jazz, auch gerade als Komponistin.

Bei Soniq nehmen wir alle so eine Art Mittlerfunktion ein. Die Idee von Soniq, einem Kollektiv, ist es sich mit anderen Kulturen, Musiken auszutauschen und eine Art von Osmose einzugehen. Das man nicht auf seinem Ding beharrt und sagt, ich spiele meine Musik, sondern sich öffnet und sich fragt, was machen denn die Anderen, wie kann man das zusammenbringen. Das ist die grundsätzliche Idee von Soniq.

Ihr versteht Euch als Kollektiv und ihr habt noch ein drittes Mitglied, Jarry Singla , der heute verhindert ist. Aber Jarry war auch schon einmal in der Sendung und hat die neue CD seiner Band Eastern Flowers vorgestellt, in der Ramesh auch mitspielt.

Ihr macht beide viele andere Projekte, aber das besondere an Soniq ist ja, dass ihr dadurch lebt, dass ihr mit Gästen spielt und dann eine ganz neue Formation bildet.

Christina Fuchs: Ja, Soniq hat immer Projektcharakter. Wir laden Leute ein. Wir fragen uns, was wäre spannend, wen einzuladen.Und dann kommt es zu einem zeitlich begrenzten Ereignis. Meist eine Woche, wo wir sehr intensiv proben und Konzerte spielen und danach ist dieses Projekt auch wieder vorbei. Es ist eine Momentaufnahme. Es ist sehr intensiv und spiegelt ein Treffen wieder. Man trifft sich, redet miteinander, tauscht sich aus und bringt es mit den Konzerten zum Abschluss. Siehst Du das noch anders, Ramesh?

Ramesh Shotham : Nein, ich sehe das auch so. Das spannende ist, wir pflücken diese Musiker*innen aus aller Welt nicht einfach willkürlich, sondern wir hatten bestimmte Begegnungen, vielleicht nicht mit den einzelnen Musikern, aber mit der Kultur aus ihren Ländern. Dann diskutieren wir, wir machen brainstorming und schauen, was finden wir spannend. Wir sind vernetzt über Email, What`s App usw. Und dann geht es klick und eine Idee formt sich. Jarry hat z.B. einige Jahre in Bolivien gelebt und dadurch war ich auch öfter dort auf Tour. Und wir hatten eine Verbindung zu Musikern aus Südamerika und das wurde auch ein Soniq Projekt: South America. Davor war es Indien, auch durch das Mumbai Project von Jarry angestoßen.

Ramesh, Du hast mit Karl Seglem, von dem wir gerade Musik gehört haben, schon zusammengearbeitet.

Ja, wir hatten vor etwa fünf Jahren ein Projekt in Bulgarien, mit dem Musiker, Komponisten und Maler Nikolay Ivanov. Er war öfter mit Karl in Norwegen unterwegs und wollte uns zusammenbringen. Das war ein Projekt in Sofia und zwei weiteren Städten mit Radiomitschnitt. Das war das erste Mal, das wir zusammengearbeitet haben, obwohl wir uns über Mail und Telefon schon kannten. Es war eine wunderbare Woche in Bulgarien.

Karl Seglem ist ja bekannt für seine seltsamen Instrumente, die er erfunden und erstellt hat.

Ramesh Shotham : Ja, diese Goathorns (Ziegenhörner), das sind seine berühmten Sounds, die ihn außergewöhnlich machen. Darauf freuen wir uns sehr in diesem Projekt Soniq New Folk Songs. Das sind urtümliche Naturtöne. Natürlich wenn man es auf CD hört, kann man es gar nicht zuordnen, woher die Sounds kommen. Karl Seglem ist für mich ein großer Vertreter des norwegischen Jazz. Und seinen Sound lieben wir alle.

Aber ihr habt ja nicht nur Karl Seglem, sondern auch noch eine Musikerin und einen weiteren Musiker aus Norwegen eingeladen.

Christina Fuchs: Genau, es wird insgesamt ein Sextett werden. Außer Karl Seglem kommt noch Erlend Viken, der spielt Hardanger Fiddel und Violine. Sein Hauptinstrument ist die Hardanger Fiddle, eine spezielle Fidel, die noch Resonanzsaiten eingebaut hat. Sie wird in der Folkmusik viel benutzt. Ich bin da auch sehr neugierig, ich habe noch nie damit gearbeitet und freue mich auf das, was da kommt. Außerdem wird Berit Opheim, eine norwegische Sängerin kommen. Das wird ein spannendes Sextett.

Ich habe Soniq letztes Jahr in Bonn in der Brotfabrik in Beul gesehen, da habt ihr mit einer indischen Bharatanatyam Tänzerin und einer deutschen Tänzerin gearbeitet. Davor habe ich Euch mit einer indischen Sängerin, einer ukrainischen Sängerin und einem marokkanischen Multiinstrumentalisten erlebt. Wie schafft Ihr es mit Musiker*innen aus so unterschiedliche kulturellen Traditionen eine gemeinsame Musik zu kreieren?

Christina Fuchs: Wir suchen uns für unsere Projekte immer Themen, wie South America, Dance usw. und wir haben meist einen Bezug zu den Musiker*innen. Aber Musik ist eine universelle Sprache, über das Medium Musik kann man sich immer verständigen. Das führt mich auch zum Thema: New Folk Songs.

Volkslieder sind ein tradiertes Volksgut. Diese Tatsache nehmen wir hier auch auf. Wir werden nicht über Notenmaterial arbeiten, was wir sonst meist machen, sondern wir werden in Echtzeit die Lieder mündlich tradieren. Wir werden uns gegenseitig vorspielen und nachspielen. Wir singen und spielen gemeinsam und lernen es gemeinsam, interpretieren es neu und improvisieren damit. So wie sie sich über die Jahre, die meisten Volkslieder sind ja sehr alt, entwickelt haben. Manche sind über 200 Jahre alt, kommen also aus einer ganz anderen Zeit, haben sich aber durch die Zeiten immer weiter entwickelt. Das machen wir nun in Zeitraffer, in einer Woche.

Wenn ihr all das gemeinsam machen wollt, wann kommen die Norweger dann? Wie schafft ihr dieses miteinander Lernen noch?

Ramesh Shotham : Bis jetzt hatten wir für die meisten Projekte nicht mehr als eine Woche Zeit, einschließlich der Konzerte. Wir gehen davon aus, dass wir mit drei Tagen Proben auskommen, um ein Konzert gemeinsam zu spielen. Diesmal ist es etwas knapp, weil wir uns auch Zeit lassen wollten uns gegenseitig kennenzulernen und uns musikalisch auseinanderzusetzen plus daraus etwas Neues zu kreieren. Es geht ja nicht darum die Lieder zu lernen, wie sie gesungen werden, sondern wir als Kollektiv mit den Gästen wollen darüber improvisieren. Das ist die Herausforderung, aber ich denke alle sechs Musiker gehen mit offenen Ohren und Neugierde heran. Ich bin sehr zuversichtlich, dass am Ende ein Sound entsteht, der für das Publikum interessant ist.

Christina Fuchs: Ja, auf jeden Fall. Zudem kam uns Corona in die Quere. Eigentlich sollte das Projekt schon im Mai stattgefunden haben. Es wurde nun auf Dezember verlegt und ich hoffe, dass wir es diese Woche auch realisieren können. Dann muss es eben alles etwas schneller gehen. Wir sind alle Profis genug, das dann auch zu improvisieren.

Ja, ich habe einige Konzerte von Euch gehört. Es ist ja kein Patchwork, sondern es entsteht etwas Neues, etwas, das es so noch nicht gegeben hat. Es wird zu einem Soniq Projekt und das hat mich immer sehr beeindruckt. Und natürlich wird es diesmal genauso gut gelingen.

Christina, ihr seid nun in den Startlöchern. Kommen die norwegischen Gäste morgen?

Christina Fuchs: Genau, sie reisen morgen an, können schnell noch ihre Sachen im Hotel abwerfen, dann geht es schon in den Proberaum. Es gilt keine Zeit zu verlieren. Wenn wir proben, dann wirklich den ganzen Tag und das die nächsten Tage komplett. Wir proben solange wir können. Meistens ist das total spannend und spaßig. Das ist der Fun Part. Ich freue mich da schon sehr darauf.

Ramesh Shotham : Absolut, wir haben Wochen und Monate daraufhin gearbeitet alle Musiker zusammenzubringen. Und hoffe sehr, dass es jetzt über die Bühne geht. Aber es gibt Dinge, die nicht in unserer Kontrolle sind und wir müssen sie so annehmen. Wir hoffen sehr, dass es ab morgen losgeht.

Auch ich freue mich schon sehr auf das Konzert als Publikum, als Zuhörer im Kölner Stadtgarten. Wir hoffen alle, dass es bei 2G plus bleibt, aber es wird schon keinen Lockdown geben. Ich wünsche Euch alles Gute bei den Proben und der Konzertvorbereitung. Vielen Dank, das ihr als Gäste ins Studio gekommen seid.

Siehe Bericht zum Soniq Konzert im Stadtgarten:

https://www.nrwjazz.net/jazzreports/2021/Soniq_New_Folk_Songs_im_Stadtgarten_/

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