INTERVIEW MIT JANNING TRUMANN
"Wir wollen der Szene zeigen, was möglich ist!"
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Patrick Essex
Die Auszeichnung beim Deutschen Jazzpreis als „Festival des Jahres“ war wohl Ansporn genug, um bei der dritten Ausgabe der Cologne Jazzweek noch ambitionierter, öffentlichkeitswirksamer und programmatisch vielschichtiger in die Vollen zu gehen. nrwjazz sprach mit Janning Trumann , Geschäftsführer der Cologne Jazzweek - im Blitzinterview mitten im prallen Sonntagstrubel auf dem Open-Air-Gelände des Stadtgartens.
Was treibt euch an bei diesem Festival?
Wir wollen die Szene in ihrer Vielfalt abbilden. Es geht uns darum, mit neuen Kollaborationen und aktuellen Projekten das Festival spannend zu machen. Im Kern sind wir ein Festival von Musikerinnen und Musikern und es ist uns wichtig, die verschiedenen Stimmen zu zeigen. Das alles bildet ein vielfältiges Konglomerat und es ist uns sehr wichtig, aktuelle Neuheiten vorzustellen. Hauptsache ist immer: Die Sache hat einen klaren Fokus und eine klare Idee.
In der Szene entwickelt sich ja ständig etwas Neues und es gibt in Köln das ganze Jahr über zahlreiche hochkarätige Veranstaltungen. Was wollt ihr mit einem Festival darüber hinaus leisten?
Wir wollen in sieben Tagen die Spitze dieser Szene nochmal bündeln und dabei auch maximale handwerkliche Qualität zeigen. Es geht darum, alles Vorhandene noch mal zu toppen und hier die oberen 5 % herauskitzeln und dabei die Messlatte weiter anzuheben.
Siehst Du hier auch eine Signalwirkung?
Auf jeden Fall. Vor allem wollen wir der Szene sagen: Seht her, was alles möglich ist. Das ist der Weg, wo ihr hin müsst! Wir können nicht einfach nur das verwalten, was wir haben, sondern müssen viel größer denken. Und dem Publikum zeigen: Hier geht es eine Woche lang richtig ab, da möchte ich gerne sein.
Ich habe den Eindruck, dass sich in der Kölner Szene mittlerweile ein Generationswandel auswirkt. Du selbst gestaltest hier ja in vielen Rollen aktiv mit: Du bist Posaunist, Labelbetreiber, Veranstalter, Festivalkurator und das alles zugleich. Zugleich lebt ein guter Kollektivgeist, auch hier auf dem Festival.
Der Generationenwechsel ist voll am Start. Was zum Beispiel von Rainer Michalke oder Hans-Martin Müller aufgebaut wurde, wird jetzt von unserer Generation weiter entwickelt. Es bleibt nicht stehen und es drückt sich ein gutes Selbstbewusstsein innerhalb der Szene aus. Ebenso gibt es Kollektivgeist und produktives Netzwerk-Denken. Das alles schreibt sich die jüngere Generation, zu der ich auch gehöre, auf die Fahnen. Ich habe den Eindruck, dass die aktuelle Generation viel Wert auf Kommunikation legt und gut zusammenarbeitet, um den Jazz aus Köln und in Köln voranzubringen. So etwas brauchen wir, um zukünftig gesellschaftlich relevant zu bleiben. Wir wollen nicht nur Musik verwalten und gut unsere Instrumente spielen, sondern unsere tieferen Gründe offenlegen, warum und für wen wir das tun. Wir diskutieren das Programm mit dem (gewählten) Kuratorium aus. Dabei ist die Transparenz allen wichtig.
Sag mal ein paar Beispiele, die Dir besonders am Herzen liegen
Im Grunde spielt es keine Rolle, ob es sich um Avantgarde oder eher straight-forward-Programme handelt, wie zum Beispiel jetzt gleich mit Oliver Lutz und Re:Calamari. Gut präsent in diesem Jahr ist der holländische Fokus. Wir haben ohnehin einen lebendigen Kontakt zur Benelux-Szene, allein aus geografischen Gründen. Wir hatten vorhin zum Auftakt einen starken integrativen Aspekt, als Matthias Schriefl mit Laienmusikerinnen und Musikern die Open-Air-Bühne rockte. Ein anderes, sehr politisches Projekt ist die Band um den Bassisten Reza Askari. Askaris Band beinhaltet Komponistinnen, die im Iran nicht sprechen dürfen. Ich wusste, Reza arbeitet schon länger in dieser politischen Richtung, aber er hatte noch kein Medium dafür. Wir haben ihm also Platz und Produktionszeit gegeben, um hier sein Projekt zu realisieren. Wir möchten hier Themen auf die Bühne bringen, die woanders nicht sind, aber die wir pflegen müssen, um als Gesellschaft weiterzukommen.