Inspirationsquelle Kate
Interview mit Theo Bleckmann
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Er ist zwar in einem Dorf an der Grenze zum Münsterland aufgewachsen und lebt schon seit vielen Jahren in New York, aber geboren ist der Sänger Theo Bleckmann im Herzen von Westfalen, in Dortmund. Und dort tritt der im letzten Jahr für einen Grammy nominierte ECHO Jazz-Preisträger am 28. Oktober im „domicil“ auf - im Rahmen der 18. Jazztage Dortmund und mit dem Programm seiner neuen, heute erscheinenden CD „Hello Earth! The Music of Kate Bush“, über das er sich mit Christoph Giese unterhielt.
Frage: Wie bist du auf Kate Bush als Quelle für dein neues Album „Hello Earth!“ gekommen?
Theo Bleckmann: Ich habe schon als Jugendlicher viel Kate Bush gehört und habe über die Jahre ihre Platten immer wieder herausgeholt, sie mir neu angehört und gemerkt: Oh Mann, das ist ja immer noch gut. Irgendwann wurden ihre Stücke immer interessanter für mich und so habe ich vor zwei Jahren angefangen, sie umzuarrangieren.
Frage: Was reizt dich besonders an ihrer Musik?
Theo Bleckmann: Die ungewöhnlichen Formen, seltsame Harmonie- und Rhythmuswechsel und ihre so ganz mystischen Texte. Ihre Musik ist eben eine ganz eigene Welt, das gibt es selten.
Frage: Wie hast du das Repertoire für die Platte zusammengestellt? Ihre beiden wohl größten Hits, „Babooshka“ und „Wuthering Heights“, sind gar nicht auf dem Album.
Theo Bleckmann: „Wuthering Heights“ ist aber auf jeden Fall im Liveprogramm dabei! Ich musste mich halt beschränken, die CD ist so schon randvoll mit Musik geworden. Ich habe die Stücke auch danach ausgesucht, dass ich meinen persönlichen Fingerabdruck bei ihnen hinterlassen kann. Ich habe mich auch mit Stücken beschäftigt, die dann aber im Papierkorb gelandet sind.
Frage: Großartig finde ich „Violin“ als Metalnummer…
Theo Bleckmann: Eine Pop-Rock-Nummer ist das ja schon in der Originalversion. Und ich habe mich gefragt, wie das wohl wäre, wenn man diese Atmosphäre noch weiterführt und noch extremer macht.
Frage: Ich kenne kaum Künstler, die Kate Bush-Songs gecovert haben. Woran mag das deiner Meinung nach liegen?
Theo Bleckmann: Ich glaube, dafür gibt es viele Gründe. Bei mir hat es ja auch lange gedauert. Ihre Musik ist, obwohl sie teilweise unkomplex klingt, sehr tief. Und dann setzt Kate Bush mit ihrer Stimme und ihrem Stimmumfang ja einen echten Stempel auf die Songs. Und mit ihren seltsamen Texten kann auch nicht jeder was anfangen.
Frage: Wirst du Kate Bush deine CD zuschicken?
Theo Bleckmann: Wenn jemand ihre Adresse weiß – gerne. Ich habe schon versucht, Kontakt zu ihr aufzunehmen, aber das ist nicht so leicht.
Frage: Ist es für dich eigentlich etwas Besonderes, in Dortmund aufzutreten?
Theo Bleckmann: Das „domicil“ ist ein Super-Club! Und ich kenne natürlich viele Musiker aus Dortmund, Leute aus meinem Dorf und alte Schulkollegen – die hoffentlich auch alle kommen.
Frage: Unlängst hat sich der Anschlag auf das World Trade Center in New York zum zehnten Mal gejährt. Du wohnst seit 1989 im Big Apple. Warst du an 9/11 in der Stadt?
Theo Bleckmann: Ja, ich war am 11. September zuhause in Manhattan und habe das zweite Flugzeug live im Fernsehen ins World Trade Center krachen sehen. Ich bin dann gleich raus, um zu sehen ob ich was helfen kann. Alle waren auf der Straße und von Downtown kamen diese mit weißem Schutt übersäten Menschen rauf und haben erzählt. Kleine Menschengruppen haben sich gebildet und ich habe denen immer wieder zugehört. Ich bin auch zum Krankenhaus, um Blut zu Spenden. Aber die Schlangen waren viel zu lang und es gab schon viel zu viele Spender. Auch in den darauffolgenden Tagen haben die Menschen so viel miteinander geredet und sich ohne Anlauf direkt ausgetauscht, was sehr berührend und ungewöhnlich für diese schnelle Stadt war. Man war ja eingeschlossen und hatte nichts anderes zu tun, als sich miteinander und mit dieser Attacke zu beschäftigen. Fast eine Woche später bin ich dann rausgekommen, um nach Frankfurt zu einem Konzert zu fliegen.