Bild für Beitrag: Idris Ackamoor & The Pyramids | Music is the Healing Force
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Idris Ackamoor & The Pyramids

Music is the Healing Force

Düsseldorf, 20.11.2018
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam

Einige Musiker sind im Soundcheck, die anderen sitzen am Tisch und essen, ein paar Gäste schauen zu. Es herrscht eine zwanglose Atmosphäre im KIT Cafè am Düsseldorfer Rheinufer. Der Auftritt von Idris Ackamoor & The Pyramids steht bevor. Sie sind aus Mazedonien angereist, wo sie auf einem Filmfestival gespielt haben, bis um halb eins und dann direkt zum Flieger. Morgens um neun Uhr sind sie in Düsseldorf angekommen und haben sich tagsüber ausgeruht. Das Konzert im KIT Café ist ihr neunzehnter Gig auf der diesjährigen Europatour. Sie haben also schon einige spannende Auftritte hinter sich, ein besonderer Höhepunkt war das Jazz Jamboree in Warschau. Weiter geht es dann nach Schottland und England.

Im Gepäck haben sie ihr neues Album An Angel Fell, das sie letztes Jahr in London eingespielt haben.

An Angel Fell ist ein Konzeptalbum, bei dem die Stücke aufeinander aufbauen und sich mit den Problemen des 21. Jhs., wie Klimawandel, Rassismus und dem Kampf der Indianer um ihre Rechte, auseinandersetzen. Aber sie zeigen auch auf, dass die Menschen alle zusammengehören und wollen Hoffnung auf ein besseres Leben machen, Musik als heilende Kraft. Ganz im Geiste Albert Aylers, der 1970 ein Stück mit dem Titel Music Is The Healing Force Of The Universe schrieb.

Der nun 67jährige Bruce Baker, Multiinstrumentalist mit Schwerpunkt auf Saxophon, Student von Cecil Taylor, nennt sich seit über 30 Jahren Idris Ackamoor und gründete Anfang der 70er die Band The Pyramids als Teil des Black Music Orchestra von Cecil Taylor. Nach seinem Studienabschluss bekam er ein Auslandsstipendium und reiste für ein Jahr nach Europa und Afrika. Er studierte dort die spirituelle Musik im Norden von Ghana, besuchte das Gebiet des Fra Fra Volkes von Bolgatanga und die Islam-beeinflussten Dagomba in Tamale, wo er Feldaufnahmen erstellte und an Heilzeremonien teilnahm. Wieder zurück in den USA lies er sich in Oakland nieder und verband die traditionelle Musik Afrikas, den Free Jazz von Cecil Taylor, Albert Ayler und Pharao Sanders mit dem Afrobeat Fela Kutis, gewürzt mit einer intergalaktischen Prise Sun Ra Musik zu einem ganz besonderen spirituellen Jazz.

Drei wegweisende Alben nahm Idris Ackamoor mit seinen Pyramids auf:

“Lalibela” (1973), “King of Kings” (1974) und “Birth / Speed / Merging” (1976). Der letzte Auftritt der Pyramids war 1977 auf dem UC Berkeley Jazz Festival, danach löste sich die Band auf.

Im Jahr 2007 gab Idris Ackamoor die Neuformierung von The Pyramids bekannt. Im gleichen Jahr veröffentlichte das Chicago Label Ikef die drei 1970s Alben auf Vinyl und ‘EM’ Records in Japan gab ‘The Music of Idris Ackamoor 1971-2004’ heraus. Idris Ackamoor wurde dafür der Lifetime Achievement Award von Gilles Peterson Worldwide Awards in London verliehen. Das neue Album An Angel Fell ist das dritte Album seit der Neuformierung der Band und folgt den hochgelobten Alben We All Be Africans und Otherworldly.

Nun tourt Idris Ackamoor & The Piramids wieder und bereits zum vierten Mal sind sie Gäste bei Achim Spyra im KIT Cafè in der Reihe Watermusic.

Zum Beginn des Konzerts kommen die Musiker*innen bunt gekleidet und Mundharmonika spielend oder trommelnd in das Publikum, erst danach geht es auf die Bühne. Idris Ackarmoor ist eben eine Legende zum Anfassen. Zu den Musikern der Pyramids gehört auch ein junger deutscher Schlagzeuger, Johann Polzer aus Stuttgart. Er ist seit einem Jahr dabei und kam zu den Pyramids wie die Jungfrau zum Kinde. Letztes Jahr kam Idris Ackamoor und seine Band in Deutschland an und ihr Schlagzeuger war nicht dabei. Nun musste alles schnell gehen. Verschiedene Schlagzeuger wurden angerufen, so auch Johann Polzer. Er spielte vor, wurde für gut befunden und er hatte Zeit vier Wochen zu touren. So spielte er auch das neue Album in London mit ein. Nun ist Johann Polzer festes Bandmitglied, zumindest für die Auftritte in Europa.

Das Konzert beginnt mit dem Stück Tinoge, Musik der Fra Fra aus Ghana bildet die Basis für hypnotischen Afrobeat. Besonders eindrücklich ist das Stück Soliloquy for Michael Brown. Ein Stück zum Andenken an den jungen Afroamerikaner, der 2014 in Ferguson von einem weißen Polizisten erschossen wurde. Der Beginn der Black Life Matters Bewegung. Dieses Stück funktioniert auch ohne Text, vor allem das Saxophon von Idris Ackamoor, aber auch die Geige von Sandra Poindexter drücken die Trauer und Verletzung aus, aber auch Wut und Aufbegehren.

Das Zusammenspiel von Geige und Saxophon ist ein besonderes Merkmal der Musik der Pyramids. Sandra Poindexter, die über 15 Jahre in der Band des Altsaxophonisten John Handy war, spielt mit Ackamoor im Duo, setzt Kontrapunkte, umspielt die Saxophonlinien oder brilliert als Solistin und prägt so maßgeblich den Sound der Band.

Das erste Set endet mit dem lyrischen Stück Sunset, das Ackamoor während enes Sonnenuntergangs in Jamaica geschrieben hat. Idris Ackamoor hält es nicht auf der Bühne, kleine Ausflüge in das Publikum gehören für ihn dazu.

Nach der Pause kommt auch die Band wieder mit Musik in das Publikum herein marschiert, diesmal spielen sie verschiedene Flöten. Dann geht es weiter mit dem black consciousness Stück We All Be Africans. Mit treibendem Afrobeat wird Afrika, wenn auch etwas verklärt, als Wiege der Menschheit, unabhängig von Hautfarbe, besungen. Funkige Rhythmen und ein spaciger Soundteppich.

Message To My People beginnt mit einem Schlagzeugsturm von Johann Polzer, der an den Hurrican Kathrina erinnern soll, der große Teile von New Orleans zerstörte. Ein Stück das mahnt und auf den Klimawechsel aufmerksam macht.

Als Abschluss des Konzerts erklingen stampfende Beats. Warrior Dance knüpft an die Zeremonien der Lakota Indianer an und solidarisiert sich mit dem Kampf um ihre Rechte.

Fast zwei Stunden lang haben die groovige Rhythmen des Spirituell Jazz der herausragenden Musiker von Idris Ackamoor & The Pyramids das KIT Café in einen afrikanischen Club verwandelt. Das Publikum ist begeistert und spendet lang anhaltenden Beifall. Als Zugabe spielt die Band das Stück Silent Day. Und damit geht ein Konzert zu Ende, das anknüpft an die Tradition des späten John Coltrane, an Pharao Sanders und Sun Ra, aber trotz aller kosmischen Ausflüge sehr bodenständig auf die Probleme in dieser Welt Bezug nimmt. Musikalisch klingen die obengenannten Jazzheroen immer wieder in den wunderbaren Soli von Ackamoor an. In den Stücken gibt es auch immer wieder “kosmische“ Free Jazz Passagen, aber der Afrobeat nimmt mittlerweile einen größeren Raum ein. Idris Ackamoor ist am Puls der Zeit und sein Jazz ist Musik des 21. Jhs.

Bruce Baker aka Idris Ackamoor, ist nicht nur ein Jazzmusiker und Multiinstrumentalist, sondern auch Tap Tänzer, Schauspieler und Regisseur. Er gründete Anfang der 80er in San Francisco die Einrichtung Cultural Odyssey, wo er Theater, Tanz und Musik miteinander verband. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf Projekten in Gefängnissen, mit Aids Infizierten und Jugendlichen. Auch für diese Arbeit wurde er vielfach ausgezeichnet.

Idris Ackamoor - Altsaxophon, Tenorsaxophon, Keyboard, Flöte,

Bradie Speller - Congas

Skyler Stover - Bass

Johann Polzer - Schlagzeug

David Molina - Gitarre, Effecte [Effect Pedals]

Sandra Poindexter - Violine

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