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Goran Kajfes

Der sympathische Schwede

Bergen, 15.06.2011
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese

Ein wenig müde sieht er aus. Die Nacht war lang. Sein Auftritt beim „Nattjazz“-Festival in Norwegen war ein voller Abend und Goran Kajfes ist danach noch lange beim Festival geblieben. Mal den Kopf freikriegen, wie der sympathische Schwede mit kroatischen Wurzeln das man nächsten Morgen in der Hotellobby beschreibt. Nach etlichen Jahren hat Goran Kajfes mit „X/Y“ mal wieder ein neues, sein drittes Album unter eigenem Namen herausgebracht.

Frage: Du hast meines Wissens mit deiner eigenen Band noch nie in Deutschland gespielt und wenn man auf deine Webseite geht, findet man je ein Musikbeispiel von deinem neuen Doppelalbum „X/Y“ und eine Orderoption für dieses Werk Mehr nicht, keine Infos, nichts.
Goran Kajfes: Ja, in Deutschland habe ich mit meiner Band noch nie gespielt. Und das mit meiner Webseite ist Absicht. Infos sind für euch Journalisten schon toll, aber ich sehe das einfach nicht als den wichtigsten Teil meiner Musik. Wenn du die Musik nicht finden könntest, DAS wäre ein Problem (lacht).

Frage: Warum hat es so viele Jahre gedauert bis zu dieser neuen Veröffentlichung?
Goran Kajfes: Ich habe so viele andere Sachen gemacht. Vom Produzieren über Filmmusik bis zum Spielen mit Oddjob. Ich hatte einfach keine zeit, mich um mein eigenes Projekt zu kümmern. Und ich hatte auch lange das Gefühl, nicht den richtigen Weg dafür zu finden. Und dann plötzlich war da etwas, was sich in meinem Kopf geformt hat und dann ging es jetzt auch ganz schnell mit dem neuen Album.

Frage: Auf „X/Y“ lässt sich ein deutlicher Wandel in deiner Musik hören.
Goran Kajfes: Die Musik, die ich früher gemacht habe, hat sich zu dem damaligen Zeitpunkt einfach gut angefühlt. Ich habe nach neuen Wegen gesucht, Jazz zu spielen und damals herumexperimentiert mit dieser Club- und Technomusik. Das hat sich damals für mich frisch angefühlt. Danach gab es aber viel Musik in dieser Richtung, was mich ein wenig davon weggebracht hat von dieser Szene. Beim Livespielen habe ich außerdem immer diese vorproduzierten Beats dabei gehabt und irgendwann das Gefühl bekommen, ein wenig damit gefesselt zu sein. Ich fühle mich derzeit mit organischer Musik einer echten Liveband wohler. Aber ich mag nach wie vor auch die Elektronik. Deshalb gibt es mit „X“ und „Y“ auch zwei Alben. Ich habe einfach keinen besseren Weg gefunden, das alles in nur auf einen Tonträger zu packen. Bei dem „X“-Album stehe ich auch nicht so als Trompeter im Fokus. Die Arrangements sich mir da wichtiger und die Trompete nimmt sich da gerne zurück.

Frage: „X/Y“ erscheint nur in aufwändiger, mit Kunst und Fotografien gespickter Buchform. Und das in Zeiten, wo die Leute gar nicht mehr so viele CDs kaufen. Logischerweise ist das Werk dann auch teuerer als eine herkömmliche CD.
Goran Kajfes: Ich bin ein wenig gelangweilt von dem CD-Format. Man kann da nicht so viel mit Bildern arbeiten. Ich bin mit Vinyl aufgewachsen, mit großen Fotos. Ich wollte an dieses Gefühl anknüpfen. Und ich habe eine Menge Künstlerfreunde, die ich angesprochen habe, um zu sehen, was sie da für Ideen entwickeln würden. Bei dem Fotografen zum Beispiel haben wir die Musik und die Fotos parallel gemacht. Ich habe ihm Skizzen von Songs geschickt und er hat begonnen zu fotografieren. Bei den abgebildeten Kunstwerken sind einige auch extra entstanden, andere gab es schon. Ich wollte einen Wert schaffen mit der Gestaltung dieses Albums. Ich habe mit Leuten in Plattenläden in Stockholm gesprochen, nachdem die Erstauflage von 500 Exemplaren ziemlich schnell ausverkauft war, und meinte: Na, vielleicht sollte ich jetzt einige normale CDs von diesem Album anfertigen lassen und sie sagten nein, mach das nicht. Wir verkaufen normale CDs kaum noch, aber so spezielle Sachen schon. Man braucht heute wohl einen echten Grund, etwas zu kaufen und den liefere ich mit schönen Bildern. Wenn du das downloaden wolltest, fehlt dir was.

Frage: Wie kam es dazu, das der marokkanische Musiker Majid Bekkas auf einem Track deines neuen Albums dabei ist?
Goran Kajfes: Ich habe ihn auf einem Jazzfestival in Rabat in Marokko getroffen, wo ich mit meiner Band gespielt habe. Einen Abend haben wir gejammt, er tauchte einfach auf und hat uns umgehauen mit seinem Spiel. Wir sind dann über all die Jahre in Kontakt geblieben und ich war immer überzeugt, ihn als Gast bei diesem Album dabei haben zu wollen. Ich habe ihn dann für eine Woche nach Stockholm eingeladen und er hat gerade mal einen Take für das Stück eingespielt und das war es! Die restliche Zeit haben wir Kaffee getrunken. Ich habe dann zu Majid gesagt: Hey, du kannst deinen Freunden sagen, du bist nach Stockholm geflogen, um Kaffee zu trinken (lacht).

Text & Fotos: cg

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