Corona-Krise
Jetzt geht's um Solidarität
TEXT: Bernd Zimmermann |
Die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung machen es sich sicherlich beim Verbot von Veranstaltungen auf unabsehbare Zeit nicht leicht, aber die gestrige Aktion der Landesregierung und so mancher Kommunen ist für Veranstalter und Künstler eine Katastrophe.
Nicht dass wir die Maßnahmen für nicht gerechtfertigt oder gar übertrieben halten, im Gegenteil, es macht sicherlich Sinn jetzt so zu reagieren und sicherlich hätte eine schnellere Reaktion zum Karneval und den Bundesligaspielen eher erfolgen sollen. Darum geht es hier nicht. Worum es geht, ist, dass, so scheint es, keinerlei Gedanken daran verschwendet werden, welche Auswirkungen die angeordneten Maßnahmen für die Veranstalter und Künstler haben.
Es ist angenehm, kommt aber leider nicht oft vor, wenn Veranstalter eine Anerkennung dafür bekommen, durch ihre Kulturangebote das Leben den Menschen bunter zu gestalten und darauf hingewiesen wird, wie wichtig die Existenz von Kultur in unserer Gesellschaft ist. Jetzt kein Wort über die Situation von Veranstaltern und Künstlern zu finden, zeigt einmal mehr, wie das Ansehen wirklich ist.
Unmittelbar nach der Meldung, dass alle Veranstaltungen in NRW über 1000 Personen nicht mehr stattfinden dürfen, informierte der WDR geschwind, dass Ticketkäufer selbstverständlich ihre Tickets zurückgeben können und selbstverständlich ihr Geld zurückbekommen.
Unabhängig davon, ob dies rechtlich tatsächlich haltbar ist, wenn zum Beispiel AGB’s bei nicht verschuldeten Absagen einen Ausschluss der Rückerstattung beinhalten, zeugt diese Reaktion von einer unfassbaren Ignoranz den Veranstaltern gegenüber. Man macht sich in dieser, so noch nie dagewesenen Situation, Gedanken über den Verlust des Eintrittsgelds eines Einzelnen und spricht von "nicht erbrachter Leistung", statt darauf aufmerksam zu machen, was das für Veranstalter und Künstler bedeutet.
Statt dem Einzelnen die Sorge um sein Eintrittsgeld zu nehmen, sollte vielmehr die Aufmerksamkeit auf die Situation der Veranstalter und Künstler gelenkt werden und hier zur Solidarität aufgerufen werden. Für den Einzelnen bedeutet die Absage einer Veranstaltung vielleicht den Verlust des Ticketpreises, für den Veranstalter kann es den Verlust der Existenz bedeuten, zumal die meisten kleinen Jazz-Veranstalter und Jazzmusiker in prekären Einkommensverhältnissen leben. Aber auch die Veranstalter müssen sich Gedanken machen, wie sie mit ihren Künstlern verfahren wollen. Auch hier sollte in diesen Zeiten entsprechende Zeichen gesetzt werden.
Es zeigt sich wieder einmal, welchen Stellenwert Veranstalter und Künstler in Deutschland haben. Man kann nur hoffen, dass das Kulturministerium, das Wirtschaftsministerium mit Blick auf die Kreativwirtschaft, die Kulturämter, -referate und -büros in den Kommunen bereits intensiv darüber beraten, wie den Veranstaltern und Künstlern geholfen werden kann.
So prekär die Situation augenblicklich ist, so birgt sie doch die Chance, die Bedeutung von freien Veranstaltern in den Vordergrund zu rücken und hier ein neues Bewusstsein in der Öffentlichkeit zu schaffen. Dies wird aber nur gelingen, wenn es auch in die Öffentlichkeit gelangt. Daran sollten wir alle arbeiten und die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung sowie die Medien auffordern entsprechend zu handeln.