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Caroll Vanwelden

Shakespeares Sprachfluss Musikalität abgelauscht

Gelsenkirchen, 19.09.2014
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Bernd Zimmermann

Vor ein paar Jahren ahnte Caroll Vanwelden noch nicht, welch arbeitsreicher Weg vor ihr liegen würde, um die Shakespeares Sonette in eine durchweg zeitgemäße Song-Sprache zu „übersetzen“. Übersetzen? Natürlich kann, ja darf man eigentlich Shakespeares Lyrik nicht übersetzen. Ebenso bleibt der rhythmische Fluss von Shakespeares Worten und Silben über alles erhaben – also auch über die jeweilige musikalische Bearbeitung. Eine solche trägt dazu bei, gewichtiges literarisches Erbe in zeitgemäßer Form lebendig zu halten. Sichtlich glücklich war die Belgierin, dass das Debut der neuen Stücke mit ihrer Band auf Lüttinghof_Die Burg im Wasser so beifällig aufgenommen wurde!

Wie bist Du auf Shakespeare gestoßen?

Es gab da einen iranischen Dirigenten, der dirigierte die Belgischen Philharmoniker und wollte ein Projekt machen, wo er zu Shakespeares Texten klassische Musik komponiert. Aber dieses Projekt ist leider nie zu ende gebracht worden. Trotzdem mich diese Idee infiziert und ich habe zum ersten Mal Gelegenheit, auf Shakespeares Texte zu singen. Und ich habe dabei gemerkt, wie schwierig das ist. Ich habe dann erst Jahre später das Buch mit Shakespeares Sonetten wieder in die Hände genommen und habe mir gedacht, wenn dieser Dirigent das machen wollte, warum soll ich es nicht einfach selbst versuchen?

Du warst also von dem Moment an infiziert von dieser Idee?

Ich war vor allem infiziert von diesen Texten. Es ging dabei immer um die Sonette - die haben mich total fasziniert. Diese Texte sind oft sehr intrigierend. Shakespeare ist sehr frei in diesen Texten.

Freigeistig und open minded?

Ja, Shakespeare ist unglaublich seiner Zeit voraus, ich habe das immer sehr faszinierend gefunden. Und darum habe ich gesagt, ich versuche es selbst , hab alles aufgenommen und Musik dazu aufgeschrieben. Ich schreibe immer die Melodie und den Bass auf. Also keine Akkorde. Ich habe es erst mal liegen gelassen und erst ein paar Wochen später alles angehört und gedacht, vielleicht schaffe ich dies.

Du warst erst etwas zögerlich, damit weiterzumachen. Was fandest du schwierig daran?

Es ist schwierig, darauf Musik zu komponieren. Shakespeares Texte haben diese Rhythmik - man nennt diese Versmaße jambische Pentameter. When I do count a clock that tells the time….. zum Beispiel. Diese Struktur ist die ganze Zeit da, diese Betonung. Das heißt, man kann die musikalischen Akzente nicht einfach umgekehrt legen.

Man muss schon die ganze Musik dem Shakespeareschen Sprachgestus unterordnen, oder?

Man muss diese Shakespeare Akzente respektieren. Man kann vielleicht etwas weniger davon machen, sie also etwas reduzieren oder camouflieren. Das Vermaß muss schon gehalten werden. Ich will ja auch keine Kritiker aufbringen, die mir vorwerfen, dass ich Shakespeare kaputtmache.

Hat diese Arbeit die Regeln von normalem Songwriting auf den Kopf gestellt?

Ja, auf jeden Fall . Man ist nicht frei bei Shakespeare. Man muss in seiner Struktur bleiben und seine Sachen respektieren. Du hast auch stellenweise recht viele Rhythmenwechsel. Auch Shakespeare hat in seinem Sprachfluss diese Ryhtmuswechsel. Und ich versuche, diesem Flow zu folgen. Mittlerweile habe ich das gut verinnerlicht, nachdem ich zwei Platten mit Shakespeare-Texten gemacht habe. Ich bin nun schon lange in dieser Shakespeare-Stimmung und fühle mich wohl darin.

Wie hast Du zu den musikalischen Resultaten gefunden?

Aber bei mir war alles sehr natürlich. Ich habe immer sehr intuitiv geschrieben. Und ich habe verschiedene Stile durcheinandergebracht, Jazz, Latin, Pop, vielleicht mal etwas wie bei Sting. Ich liebe es, Dinge miteinander zu verwerfen, zu vermischen, Farben zu mixen. Ich glaube Shakespeare war auch ein Jazzer. Seine Ideen sind so frei. Ich finde ihn sehr faszinierend.

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