"Ich habe nicht damit gerechnet"

Die Bassistin Caris Hermes hat im letzten November den WDR Jazzpreis 2024 erhalten.
Der WDR vergibt diesen Preis an MusikerInnen, die ihren Arbeits- oder Lebensschwerpunkt in Nordrhein-Westfalen haben. Die diesjährige Jury besteht aus Veranstaltern und Protagonisten der Jazzszene NRWs, der WDR 3 Jazzredaktion und der WDR Big Band. Caris überzeugte die Jury «durch ihre stilistische Unvoreingenommenheit, rhythmische Beweglichkeit sowie die Freude am Zusammenspiel».

Caris Hermes wuchs in einer Musiker-Familie in Lippstadt auf. Nach Geige und Cello lernte sie zunächst autodidaktisch Kontrabass zu spielen. Später ging sie nach Essen zur Folkwang Hochschule, wo John Goldsby, der Bassist der WDR Big Band, ihr wichtigster Lehrer war. Danach ging es Schlag auf Schlag weiter, Jugendjazzorchester NRW, Konzerte mit der WDR Big Band, der HR Bigband und dem Glenn Miller Orchestra. Immer wieder spielt sie mit Paul Heller , mit dem sie seit 2018 zusammen mit Niklas Walter und Martin Sasse das ‚Two Generations Quartet‘ bildet. Und viele weitere Auftritte und Projekte gab und gibt es, z. B. mit Chris Hopkins und den Young Lions.
2022 erschien auf dem Label JazzJazz Records das Album ‚Caris Hermes’.

INTERVIEW

Hallo Caris, hast du damit gerechnet den Jazzpreis zu bekommen und wie fühlt sich das jetzt für dich an?

Dadurch, dass man erwählt wird und es kein Bewerbungsverfahren gibt, habe ich nicht damit gerechnet den Jazzpreis zu erhalten. Ich war sehr überwältigt und sehr glücklich. Es ist eine tolle Auszeichnung

Wie sieht das Procedere dahinter aus? Musstest Du vor einer Jury spielen?

Der WDR erstellt eine Liste und wählt dann mithilfe der Jury der/die Preisträger*in.

Was bedeutet dein Kontrabass für dich? Ist der E-Bass auch eine Option?

Ich spiele beides. Hauptinstrument ist vor allem der Kontrabass. Ich hege eine große Leidenschaft zu diesem Instrument. Ich mag die tiefe und die Rolle, die man als Bassistin in der Band einnimmt. Ich bin immer die Verbindung zwischen Schlagzeug und Klavier und das macht mich sehr glücklich. Generell erdet mich dieses Instrument, ich kann, wenn ich Kontrabass spiele, mich komplett fallen lassen und empfinde tiefes Glück.

Du bist in der Doku ‚JAZZFIEBER‘ mit einer Gruppe junger Jazzmusiker aufgetreten. Wie siehst du dieses Filmprojekt im Nachhinein?

Ich bin sehr glücklich Teil dieser Doku gewesen zu sein und es war ein irres Gefühl sich im Kino zu sehen. Der Film war in der Erstfassung vier Stunden lang und die Regisseure haben ein tolles Werk geleistet. Die Produktion hat unfassbar viel Spaß gemacht. Ich finde sie haben eine echt spannende Doku zusammengeschnitten. Dass man in der kurzen Zeit nicht alles perfekt abbilden kann, ist ja absolut normal und finde es auch ungerecht dem ganzen so negativ entgegenzuschauen. Ich finde die Doku wirklich gut und es ist ein zeitliches Meisterwerk. Viele dieser Legenden leben nun nicht mehr oder sind sehr krank und es hat mich wahnsinnig berührt ihre Aussagen und Erfahrungen in der Doku zu sehen, mit dem Wissen diese Menschen nie mehr in Person kennenzulernen.

Mit Chris Hopkins bist du schon länger als eine seiner ‚Young Lions‘ unterwegs. Was bedeutet Dir diese Band?

Es macht Spaß, mit der Band unterwegs zu sein. Diese Band ist nur eine von vielen tollen Besetzungen, in denen ich spiele.

Mit der WDR BigBand, besonders mit dem Bassisten John Goldsby verbindet Dich ja vieles. Wie geht es damit weiter?

Es wird im Rahmen der Preisverleihung eine kleine Tour geben. Wir spielen vier Konzerte und ich werde eine CD von dem Programm erstellen und auf dem Label jazzjazz records veröffentlichen. Ich bin quasi mit der WDR Bigband aufgewachsen, da John mein erster richtiger Lehrer war.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Preisverleihung findet am 14. März 2024 im Bonner Pantheon Theater statt.

Podcast  mit einem Gespräch mit Caris Hermes zu ihrem musikalischen Werdegang

Homepage carishermes.de/