Ambiente schaffen
Walter Husung hat schon viele Musiker bekocht
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper
„Wir fühlen uns wohl, wenn sich andere wohlfühlen“, bringt Walter Husung sein Credo auf den Punkt. Husung hat in der Alstadtschmiede schon für das leibliche Wohl unzähliger Musiker und Künstler gesorgt, die hier gejazzt, improvisiert, gespielt, gesungen oder vorgelesen haben. Er, wie auch die anderen Mitgestalter der allwöchentlichen Jazzsessions nehmen Soziokultur auf jeden Fall ernst!
Beschreib mal die Geschichte Deines „Jobs“ hier!
Als die Jazzinitive gegründet wurde, habe ich jahrelang für die Musiker gekocht. Und ich bin der Schmiede und der Jazzini immer noch verbunden. Wie gesagt, ich bin kein Musiker, aber ich habe immer dafür gesorgt, dass sich die Musiker wohl fühlen.
Du hast ja nicht nur Riesenmengen dieser leckeren Suppe zubereitet, sondern hast auch gleich mehrere Varianten zur Auswahl!
Klar. Musiker sind ja wie Rennpferde, die sind schon immer etwas speziell und haben bestimmte Vorlieben. Vor allem gibt es viele Vegetarier, deswegen bereite ich zwei Varianten zu, das hat auch schon Tradition.
Die Altstadtschmiede ist im besten Sinne ein soziokulturelles Zentrum. Was ist Soziokultur für Dich?
Ich hole mal etwas mit der Geschichte aus. Damals wurde die ganze Schmiede von Knuth Schlechtendahl bewohnt. Er hat mit seiner Familie den gesamten Schmiederaum bewohnt. Die haben den Schmiederaum als Spielplatz für ihre Kinder und für die Freunde ihrer Kinder hergerichtet.
Und da der Knuth Schlechtendahl ein sehr musischer Mensch war, hat er hier immer schon Konzerte gemacht. Zu gleicher Zeit gab es noch den „Baum“ auf der Kemnastraße, das war eine Kneipe mit viel Kultur. Letztlich haben die Leute aus dem Baum haben dafür gesorgt, dass es den Verein für die Altstadtschmiede in der heutigen Form gibt. Ich studierte damals Sozialarbeit und ich habe damals zusammen mit einem Kommilitonen ein Brainstromting mit Kurt Oster. Der war damals unser Professor und hat hier die Jugendveranstaltungen gemacht. Daraus ergab sich, dass wir schließlich die Schmiede übernommen haben. Wir hatten ja schon gezeigt, dass wir gut wirtschaften können und haben dann die Schmiede übernommen. Wir sind heute immer noch ein Verein - das Haus wurde renoviert und es gibt feste Mitarbeiter von der Stadt. Das ganze wurde aus unserer Initiative geboren.
Meinst Du, für so eine Gründung war ein bestimmter Zeitgeist nötig?
Bei uns gab es auf jeden Fall viel Begeisterung. Wir hatten einfach Spaß dran, etwas zu machen. Es gab ja auch noch keine privaten Fernsehprogramme. Also haben wir dafür gesorgt, dass sich andere wohlfühlen. Wir wollten einen Ort kreieren, wo man hingeht. Atmosphäre und Ambiente schaffen - das war uns wichtig!
Ich sage immer, der Schmiederaum ist unser Wohnzimmer. Wahrscheinlich können sowas nur Leute machen, die Spaß daran haben, einen Platz zu schaffen, an dem Leute sich wohlfühlen.