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Es geht um die Musik allein

Preview JOE-Festival 2025

Essen, 03.02.2025
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Bildquelle: JOE Festival

Wenn vom 6. bis 8. Anfang Februar die Essener Zeche Carl ihre Tore zum 28. JOE Festival öffnet, manifestiert sich dort einmal mehr ein spannend programmierter Kosmos der improvisierten, musikalischen Gegenwart – zuverlässig kuratiert von den beiden künstlerischen Leitern Patrick Hengst und Simon Camatta . "Für uns ist es einfach eine Frage des Musikgeschmacks", erklärt Patrick Hengst die Programmphilosophie. "Wir suchen Künstler, die sich ganz auf ihre Musik konzentrieren, ohne sich in Attitüden zu verlieren. Die Musik muss durch sich selbst erklären, warum sie so ist – ohne dass jemand zusätzliche Erklärungen liefern muss." Diese Herangehensweise prägt die Auswahl der Programmpunkte für das die aktuelle Ausgabe des Festivals: "Die Bands, die wir einladen, schaffen genau das. Sie überzeugen durch ihre musikalische Aussage, nicht durch Konzepte oder Erklärungen."

Den Auftakt macht das TupletMachine Trio, das aus einer Kooperation mit dem Netzwerk Konakol Deutschland entstanden ist, das seinen Hauptsitz in Essen hat. Patrick Hengst freut sich, dass damit „ein Programmpunkt mit besonders lokaler Verbindung" die diesjährige Festivalausgabe eröffnet: "Im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums der Essener Musikschule wurde dort ein Konakol-Workshop angeboten. Kaum jemand weiß, dass Essen ein Zentrum für Konakol, die indische Rhythmussprache, ist." Anushaant Nayinai Wijayan an Mridangam und Konnakol, Johannes Winkler mit seinen algorhythmischen Kompositionen und Matthias Akeo Nowak am Kontrabass verbinden hier südindische Carnatic-Rhythmen mit zeitgenössischem Jazz und elektronischer Musik.

Mit Jan Jelinek folgt ein etablierter Vertreter der elektronischen Avantgarde-Szene seit Beginn der 2000er Jahre. Der Komponist und Klangkünstler, bekannt durch Kollaborationen wie sein Duo mit Sven-Åke Johansson ("Pulsplus"), präsentiert seine charakteristischen Soundcollagen in einer audiovisuellen Performance. "Jelinek will auf dem JOE-Festival seine Arbeitsweise transparent machen", erklärt Hengst. "Die Projektion seiner Live-Elektronik macht seine komplexen Klangprozesse sichtbar."

Welcome back in Essen, Tomeka Reid!

Die Cellistin Tomeka Reid Quartet kehrt nach ihrem gefeierten Auftritt von 2023 zurück in die Zeche Carl. Die Chicagoer Musikerin, die durch ihre Residenz in Moers bereits enge Verbindungen zur regionalen Szene aufgebaut hat, präsentiert ihre aktuelle Formation mit Mary Halvorson (Gitarre), Jason Roebke (Bass) und Thomas Fujiwara (Schlagzeug). Damit öffnen sich auch wieder hochspannende Fenster zur amerikanischen Gegenwart des Jazz, die zeigen, wie innovativ die heutige amerikanische Szene arbeitet.

Das Trio Saito, Meinhold, Baumgärtner erweitert das etablierte Duo von Taiko Saito (Marimba, Vibraphon) und Nico Meinhold (Piano) um den Schlagzeuger Boris Baumgärtner. "Diese Formation ist noch sehr frisch", verrät Hengst. "Sie haben bisher kaum Auftritte absolviert – umso mehr freut es uns, sie präsentieren zu können."

Das Duo von Gunda Gottschalk (Violine) und Ute Völker (Akkordeon) repräsentiert im weitesten Sinne und auf dem JOE-Festival mit ganz neuen Klängen die Wuppertaler Improvisationsszene. "Was mich an diesen Musikerinnen begeistert, ist ihre Fähigkeit, bei völliger Freiheit der Mittel eine musikalische Aussage zu treffen", betont Hengst. "Sie improvisieren völlig frei von Klischees, ohne sich in belanglosen Spielereien zu verlieren. Beide beherrschen diese Kunst perfekt, und da sie sich seit vielen Jahren kennen, entsteht immer etwas ganz Besonderes." Ihre musikalischen Dialoge verbinden folkloristische Elemente mit zeitgenössischen Spieltechniken.

Seit Jahren erfreut sich das JOE-Festival einer Medienpartnerschaft mit dem Deutschlandfunk. Die österreichische Formation Radian um Martin Brandlmayr (Drums, Electronics), Martin Siewert (Gitarren, Lap Steel) und Manu Mayr (Bass) wurde auf Empfehlung von DLF-Redakteuer Thomas Loewner zum JOE-Festival eingeladen. Patrick Hengst. "Sie reisen extra aus Wien an und werden auf dem Weg nur ein weiteres Konzert spielen."

Das Trio "How Noisy Are the Rooms?" mit Almut Kühne (Gesang), Joke Lanz (Turntables) und Alfred Vogel (Schlagzeug, Percussion) wurde nach der krankheitsbedingten Absage im Vorjahr neu eingeladen. Die Formation vereint vokale Improvisation mit elektronischer Klangmanipulation und perkussiven Elementen.

Lichttürme und Schweizer Prominenz

In seinem Soloset "Lichttürme" präsentiert danach der Duisburger Gitarrist Thorsten Töpp, der bereits beim Moers Festival mit diesem Programm zu erleben war, seine Erforschungen der akustischen und elektrischen Möglichkeiten der Gitarre. "Töpp hat eine außergewöhnliche Einfühlungsgabe", beschreibt Hengst. "Er kennt sich in vielen musikalischen Bereichen aus und entwickelt daraus seine eigene Klangsprache."

Den prominenten Abschluss des diesjährigen JOE-Festivals bildet das Sylvie Courvoisier Trio. Die Schweizer Pianistin tritt mit Drew Gress (Bass) und Kenny Wollesen (Schlagzeug) auf, zwei profilierten Vertretern der New Yorker Szene. "Wir sind sehr froh, dass wir uns mit der Agentur einig geworden sind und dieses hochkarätige Trio für das Festival gewinnen konnten", sagt Hengst. Das Trio will auch bei JOE-Festival Maßstäbe darin setzen, klassische Präzision mit improvisatorischer Freiheit zu verbinden. Ihre komplexen Kompositionen zeugen von einer einzigartigen musikalischen Vision, die europäische und amerikanische Traditionen zu etwas völlig Neuem verschmilzt.

Tickets und weitere Informationen: Zeche Carl Wilhelm-Nieswandt-Allee 100 45326 Essen 6. - 8. Februar 2025 Beginn: 19:00 Uhr

Der Deutschlandfunk wird das Festival begleiten und ausgewählte Konzerte aufzeichnen.

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