Farewell!
Chick Corea ist tot
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Christoph Giese
Der legendäre Jazz-Pianist Chick Corea ist tot. Der Musiker und Komponist starb im Alter von 79 Jahren, wie auf seiner offiziellen Website mitgeteilt wurde. Noch im vergangenen Jahr hatte Corea das Doppelalbum "Plays" mit Aufnahmen von diversen Piano-Konzerten veröffentlicht...
Viele Menschen auch in NRW haben ihre ganz persönlichen Erinnerungen an Gastspiele von Chick Corea. Mit seinem Akustik-Trio bestehend aus John Patitucci und Dave Weckl war er noch im Jahr 2018 Gast beim Klavierfestival Ruhr. Unvergessen bleibt sein Solorecital im Konzerthaus Dortmund. Zusammen mit Bobby Mc Ferrin zeigte er sich in der Kölner Philharmonie als begnadeter Entertainer. Jahrzehnte zuvor hatte sein Triokonzert beim Internationalen Jazzfestival Münster so manchem nachhaltig die Ohren für den Jazz geöffnet....
Klavierspielen und auf diese Weise ständig die Musik neu erfinden war ein Lebenselixier des amerikanischen Musikers. Noch im letzten Jahr hatte er das Doppelalbum “Plays...” mit ausgewählten Konzertmitschnitten veröffentlicht. Der Nachrichtenagentur AP sagte er: "Wie ein Läufer es liebt, zu laufen, weil es sich einfach gut anfühlt, mag ich, Klavier zu spielen, weil es sich einfach gut anfühlt." Man könne die "Gänge" wechseln, um in eine andere Richtung oder zu einem anderen Song zu gehen, "oder was auch immer man will". Klavierspielen sei ein "ständiges Experiment."
Der 79-Jährige wurde im Laufe seiner Karriere mit mehr als 20 Grammy Awards ausgezeichnet. Er war an den Großtaten für die Modernisierung eines genreübergreifenden Jazzbegriffs beteiligt - zusammen mit Miles Davis und Herbie Hancock. 1968 war Chick Corea an die Stelle von Herbie Hancock in der Band von Miles Davis getreten. Er spielte auf Meilenstein-Alben wie "In a Silent Way" und "Bitches Brew", gründete später seine eigenen Avant-Garde-Gruppen, “Circle” und danach “Return to Forever”, die vor allem durch die Innovationen auf dem Keyboard-Sektor den Fusion-Jazz seit den 1970er Jahren mitbegründete.
Aber die Bandbreite dieses weit blickenden Musikers reichte viel weiter. Er trat als begeisterter Bach-Interpret in Erscheinung, hat sich im Latin Jazz ausgetobt, verinnerlichte Flamenco-Stilistiken hat mit seinem Zyklus "20 Children`s songs" ein zeitloses kammermusikalisches Meisterwerk geschaffen. Vor allem suchte er als hellwacher musikalischer Kommunikator den Dialog mit anderen Jazz-Größen. Maßstäbe setzte das legendäre Duo-Album zusammen mit Herbie Hancock, wo sich zwei Pianisten vom solistischen Olymp herunter begeben, miteinander interagieren und dialogisieren - ebenso ist die filigrane Begegnung mit dem Vibrafonisten Gary Burton unerreicht geblieben.
Auf seiner Facebook-Seite hinterließ Corea eine Botschaft an seine Fans: "Ich möchte mich bei allen auf meiner Reise bedanken, die geholfen haben, die Feuer der Musik hell erleuchtet zu halten."