Bild für Beitrag: Wird alles wieder verboten? | Angela Merkel will harte Maßnahmen

Wird alles wieder verboten?

Angela Merkel will harte Maßnahmen

Berlin, 29.10.2020
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Reuters

Wir wollen es nicht den Boulevardmedien gleichtun und Artikel um rhetorische Fragen herum kreieren - so etwas zielt gerne auf Stimmungsmache und Angstkulisse ab und darin überbieten sich ja schon andere Medien fleißig. Trotzdem dürfte vielen im Moment eine bange Frage den Schlaf rauben: Ist es wieder soweit? Werden womöglich die sorgfältig geplanten, beworbenen, heiß ersehnten und teuer bezahlten Konzerte und auch Festivals kurzfristig wieder VERBOTEN sein?

Bundeskanzlerin Angela Merkel will die Ministerpräsidenten während der für heute ab 14 Uhr angesetzten Schaltkonferenz von harten Maßnahmen überzeugen, um einen Kontrollverlust angesichts der rasant zunehmenden Corona-Neuinfektionen zu verhindern, so heißt es. Danach sollen nach Presseberichten Veranstaltungen, die der Unterhaltung dienen, deutschlandweit fast den ganzen November lang untersagt werden. So sollen u.a. Theater, Opern, Konzerthäuser und Kinos vom 4. November an bis Ende des Monats schließen, also auch Jazzkonzerte in NRW.

Längst hinterfragen auch viele seriöse Stimmen die Verhältnismäßigkeit weiterer Maßnahmen-Verschärfungen bei Kulturveranstaltungen. Deren Wirksamkeit in Bezug auf Eindämmung des Infektionsgeschehens ist reine Spekulation, zumal gerade in der Kultur schon das Menschenmöglichste getan wird und dies auch Erfolg hat. Die gravierenden Folgen von Zwangsschließung und Berufsverboten bei vielen Betroffenen sind alles andere als Spekulation, sondern längst physisch spürbar.

Etwa 280 Menschen präsentierten einen Sarg vor dem Düsseldorfer Landtag - unter dem Motto "Back to life". Es geht nicht zuletzt auch um eine Schadensbegrenzung, respektive einen schnelleren Zugang zu finanzieller Hilfen der Betroffenen. Auch viele Kleinbetriebe im Hintergrund, die für Logistik und Backline harte Arbeit leisten, sind bereits in der Insolvenz.

Milde, aber sachlich korrekt klingt der Protest seitens des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann: „Die Corona-Pandemie bedroht uns alle und natürlich ist auch der Kulturbereich bereit, Einschränkungen hinzunehmen, wenn sie notwendig und verhältnismäßig sind. Sollte es wirklich unumgänglich sein, dem Kulturbereich einen nochmaligen Lockdown zu verordnen, kann das nur funktionieren, wenn die dadurch entstehenden Einnahmeausfälle kompensiert werden. Das gilt für die öffentlichen und privaten Kultureinrichtungen genauso wie für die vom Lockdown betroffenen Künstlerinnen und Künstler. Wir erwarten, dass die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der Länder den Kulturbereich nicht im Regen stehen lassen.“

Dem schließt sich die freundliche Bitte der Deutschen Jazzunion an, bei weiteren Verschärfungen der Corona-Maßnahmen die teils drastischen Auswirkungen für den Kulturbereich im Auge zu behalten. Aus Sicht des Deutschen Musikrates machen Maßnahmen wie der Verkauf von reduzierten Ticketkontingenten, die Verpflichtung zum Tragen eines Mund-Nase-Schutzes sowie Wegeleitsysteme und definierte Zeitfenster mit kürzeren Programmen Kulturorte zu „vergleichsweise sicheren Räumen“.Das ist jetzt nicht wirklich eine neue Erkenntnis: Es ist erwiesen, dass die Hygienekonzepte seit Wiederaufnahme öffentlicher Konzerte im Sommer tadellos funktionieren

Ab heute nachmittag wissen wir mehr - etwa, ob es zum Beispiel in der nächsten Woche ein PENG-Festivel gaben wird....

Suche