Was ist künstlerische Intelligenz?
Preview In-Front-Festival Aachen
FOTO: Nanacy Ebert, Lea Wolf, Stephan Harvay, Carlos H. Juica
Mit zwei renommierten Formationen des Jazz aus NRW beginnt heute in Aachen das „In-Front-Festival“ in der Klangbrücke am Kurhaus: Das Pablo Held Trio und danach die Markus Stockhausen Group eröffnen den Konzertreigen in jener bemerkenswerten Location, die sich tatsächlich auf einer umbauten Brücke beim Aachener Kurhaus befindet und seit 35 Jahren eine Studiobühne beheimatet. Veranstaltet wird das „In Front-Festival“ von der Gesellschaft für zeitgenössische Musik, GZM. Das Anliegen: Drei Festivalabende bilden die tragenden Säulen der musikalischen Gegenwart miteinander ab: Jeweils ein Abend gehört dem Jazz, der freien Improvisation sowie der komponierten Neuen Musik. Mit dem diesjährigen Motto „künstlerische Intelligenz“ bewegt sich die aktuelle Festivalausgabe auf der Höhe der Zeit. Im Jahr 1988 als „Euregio Musiktage“ gegründet, wird es heute von den beiden Vorsitzenden der GZM Catharina Marquet und Gwendolyn Webster sowie einem künstlerischen Beirat kuratiert.
„KI“ als kreatives Werkzeug
In aller Munde ist zurzeit die künstliche Intelligenz – und ja: „KI“ ist auch längst zum kreativen Werkzeug in allen möglichen Kunstsparten und auch der Musik geworden. Zum Beispiel für die Berliner Soundperformerin Viola Yip, die in der Klangbrücke ihr aktuelles Projekt „Liminal Lime“ zur Aufführung bringen wird. Sie trägt ein Kleid, das ganz aus Audiokabeln gewebt ist – dadurch wird diese Musikerin zu „ihrem eigenen“ Instrument, wenn Körperbewegungen unmittelbare Klänge generieren. Viola Yip erforscht in ihrer Choreografie das Zusammenspiel zwischen Klang und Bewegungen, schafft damit performative Beziehungen zwischen dem Instrument und dem menschlichen Körper. Klingende Diskursmasse, in der es um das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine geht, liefert auch der Komponist und Elektronik Christian Banasik, wenn er sich Begriffen von „Bewegung – Farbe – Stillstand“ künstlerisch annähert und hier auch mit KI-generierten Motiven arbeitet. Dadurch kommt wieder ein Element von Zufall - und eben auch Improvisation - in die Musik hinein. Beim Klangbrücke-Festival präsentiert er die Stücke „Bewegung – Farbe – Stillstand“ für Klarinette, Klavier und Elektronik sowie die Komposition „to be continued“ für Sopran, Klavier und Elektronik.
Wegbereiter für die Zukunft
Was ist künstlerische Intelligenz? Das fragt sich auch das Neue Musik Ensemble Aachen, wenn es sich am dritten Festivalabend Werken von Komponisten widmet, die neue Verfahren entwickelt haben und damit als Vordenker und Wegbereiter für ganze Generationen der Komponisten geworden sind. In diesem Fall geht es um John Cage, Arnold Schönberg, Iannis Xenakis und Tristan Murail. Für das Finale konnte das renommierte Berliner Kairos-Quartett gewonnen werden. Unter dem Motto „51 %“ geht es um die Musik von Komponistinnen, die immer noch etwas unterrepräsentiert sind - im Gegensatz zu den 51 Prozent weiblichen Anteils an der Weltbevölkerung. Beim Konzert in der Klangbrücke geht es aber weniger um das soziale Engagement, sondern um die pure Musik allein - in faszinierenden neuen Streichquartetten von Larisa Vrhunc, Francesca Verunelli, Clara Iannotta und Jieun Jun.
2. bis 4. November
Klangbrücke Aachen
Kurhausstraße 1
52058 Aachen