Volles Programm
Preview Cologne Jazzweek
FOTO: Cologne Jazzweek
Im letzten Jahr hatte sie Premiere – befreit von Corona-Beschränkungen geht es bei dieser zweiten Auflage vom 13. bis 20. August mit noch mehr Programm und an noch mehr Spielstätten zwei Wochen lang weiter: Die Cologne Jazzweek bündelt auf Initiative der Kölner Jazzkonferenz die Aktivitäten der Jazzszene in Köln, aber holt auch die internationale Szene in die Domstadt. Zu den Spielstätten der Cologne Jazzweek zählen unter anderem Stadtgarten und Loft, aber auch der Club Bahnhof Ehrenfeld, das King Georg, der Sartory-Saal, der Mediapark, der WDR-Sendesaal und die Agneskirche. Und es gibt auch wieder das beliebte Open-Air-Highlight zum Abschluss am Ebertplatz.
Die diversen Sparten von Jazz und aktueller improvisierter Musik verschaffen sich in über 40 Konzerten und Sessions gleichberechtigt Gehör - allerdings auch oft gleichzeitig, so dass man sich zwischen Alternativen entscheiden muss. Dem entgegen wirken sollen aber Schwerpunkte an den verschiedenen Venues, die tageweise wechseln.
Eröffnet wird die Jazzweek von der Berliner Pianistin Julia Hülsmann und dem in New York lebenden Vokalisten Theo Bleckmann - im Zentrum stehen dabei vor allem Songs von Kurt Weill.
In diesem Jahr ist das Programm umfangreicher – unter internationaler: Mit dem Saxophonisten Anthony Braxton ist es der Jazzweek gelungen, einen echten Jahrhundertmusiker der freien Musik für das Festival zu gewinnen. Braxton tritt mit seinem Trio im WDR-Sendesaal auf.
Der Kölner Bassist Sebastian Grams präsentiert seine ausschließlich aus Kontrabassisten bestehende Großformation „Bassmasse“ – diesmal mit Dieter Manderscheid als Solisten.
Programm-Highlights im King Georg
Eine junge Bassistin und Bandleaderin aus NRW weiß, was sie will und stellt dies im King Georg mit ihrem jüngsten Projekt unter Beweis: Caris Hermes ist seit einigen Jahren mit ihrem eigenen Trio auf Erfolgskurs und damit auch bei der Cologne Jazzweek vertreten. Im King Georg bringt sie erstmals Stücke ihrer neuen Produktion zu Gehör, die im Herbst auf dem Kölner Label JazzJazz Records auf Vinyl und als CD erscheint. Ihr Trio mit Billy Test am Piano und Niklas Walter am Schlagzeug wird an diesem Abend durch die beiden Gäste Paul Heller und Andy Haderer kurzerhand zum Quintett erweitert.
Im King Georg hat dann eine große Figur der Jazzhistorie ihren exklusiven Auftritt: Richie Beirach kommt im Trio mit zwei deutlich jüngeren Musikern, dem Pfälzer Schlagzeuger Tobias Frohnhöfer und den Hamburger Bassisten Tilman Oberbeck.
Freuen darf man sich auf eine deutsch-amerikanische Begegnung: Die Kölner Saxophonistin Angelika Niescier spielt mit der Cellistin Tomeka Reid und der Schlagzeugerin Savannah Harris. Letztere bringt noch eine weitere aufregende Besetzung mit nach Köln, wenn sie dem schwedischen Bassisten Petter Eldh und seinem Drums Project begegnet.
Bei der diesjährigen „Grammy“-Verleihung gab es eine Überraschung: Mit Arooj Aftab wurde erstmals eine Sängerin mit pakistanischen Wurzeln mit diesem renommierten Musikpreis ausgezeichnet. Seit 2005 lebt Aftab in New York, nachdem sie ihr Studium am Berklee College Of Music in Boston abgeschlossen hatte. Sie bezeichnet ihren Landsmann Nusrat Fateh Ali Khan ebenso als Vorbild wie den amerikanischen Singer/Songwriter Jeff Buckley. Ins Kölner Arttheater bringt Aftab die Musik ihres Albums „Vulture Prince“ mit, für das sie Verse aus alten Sufi-Gedichten ins 21. Jahrhundert übertragen hat. Begleitet wird sie von Petros Klampanis auf dem Kontrabass und Maeve Gilchrist auf der keltischen Harfe.
Improvisation und Philosphie
Der österreichische Pianist und Keyboarder Philip Zoubek hat zwei musikalische Gäste eingeladen, um sein Trio zu bereichern, nämlich den belgischen Pianisten Joseph Dumoulin und die amerikanische Gitarristin Ava Mendoza. Der dänische Gitarrist Jakob Bro kommt mit seiner aktuellen Band, die im letzten Jahr ein fabelhaftes Album auf dem ECM-Label vorgelegt hat, zu dem gehören der Trompeter Arve Henrikssen und der Schlagzeuger Jorge Rossy. Philosophischer Diskurs und Improvisationskunst bedingen einander beim „Arbeitenden Konzert“ des Vibrafonisten Christopher Dell. Zur aktuellen Septett-Besetzung gehören unter anderem die Cellistin Elisabeth Coudoux und die Harfenisten Kathrin Pechlof.
Zahllose weitere aktuelle Projekte und Begegnungen von Musikern, die in Köln ansässig sind, aber international vielfältig vernetzt sind, sind Thema der Jazzweek.Die Cologne Jazzweek kooperiert mit dem Förderprogramm „NICA Artist developement“, welche s die Konzertreihe „NICA excange“ ins Leben gerufen hat. Um einen kreativen Austausch in einer jungen experimentierfreudigen Szene geht es bei den zahlreichen Konzerten - zum Beispiel mit dem niederländisch-koreanischen Sun-Mi Hong Quintet oder dem Quartett der polnischen Violinistin Amalia Umeda.
Dank des neuen Partners Filmhaus Köln wird dem Thema „Musik und Film“ besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Im Rahmen der Jazzwoche wird im Rheinischen Bildarchiv eine Ausstellung des Kölner Fotografen Chargesheimer eröffnet, die sich mit dem Cool Jazz der 1950er Jahre bis zur Musik der großen Kölner Jazzbands der 1960er Jahre beschäftigt. Ebenfalls wird der Filklassiker „Jazz an einem Sommerabend“ gezeigt, der einem (übrigens zeitgleich zur Jazzweek stattfindenden) Festival in Krefeld seinen Namen gab.
Die Musik in der Ukraine schweigt nicht
„In den Städten und Bunkern in der Ukraine werden noch immer Konzerte gegeben“ betonte die urkanischnieh Sängerin und Komponistin Tamara Lukasheva , als sie in diesem Jahr bei der jazzahead mit dem deutschen Jazzpreis ausgezeichnet wurde. Unmittelbar nach dem brutalen Überfall Russlands auf ihr eigenes Heimatland, hatte sie im Stadtgarten ein Solidaritätskonzert organisiert. Im letzten Jahr war sie mit dem WDR Jazzpreis in der Kategorie „Komposition“ ausgezeichnet worden für ihre „Music for Orchestra“ mit dem renommierten International Symphony Orchestra Lviv (INSO). Beim letzten Konzert der Cologne Jazzweek kommt dieses orchestrale Jazzmusik mit dem renommierten ukrainischen Orchester – als special Guest bereichert der Multiinstrumentalist Matthias Schriefl die Besetzung.