Soundtracks aus der Tiefe
Jozef van Wissem kommt nach Duisburg
Die Platzhirsch-Crew lässt sich nicht unterkriegen. Nach einem fantastisch konzipierten Wildwechsel-Festival in der Duisburger Liebesfrauenkirche steht am 24.11. im Soziokulturzentrum Stapeltor ein besonderer Konzertabend ins Haus: Jozef van Wissem, niederländischer Gitarrist und Lautenspieler, gibt sich zu einem Soloabend die Ehre.
Und ohne den wiederum würden einige filmische Meisterwerke nicht so funktionieren, wie sie es tun, vor allem Jim Jarmuschs cineastische Meilensteine wie Only Lovers Left Alive, Dead Man oder Night on Earth. Für die Kollaboration mit Jarmuschs Band SQÜRL, welche die Filmmusik zur nachtaktiven Detroit-Hommage Only Lovers Left Alive hervor brachte, gewann van Wissem den Soundtrack-Award der Filmfestspiele in Cannes. Die Londoner National Gallery beauftragte ihn mit einer klanglichen Antwort auf Hans Holbeins Gemälde Die Gesandten, und der Soundtrack zum Videospiel The Sims Medieval trägt seine Signatur.
Die Laute als dynamisches Instrument der Gegenwart
In den letzten Jahren hat sich Jozef van Wissem auch wieder auf das Lautenspiel besonnen. Aber die Laute ist in van Wissems Händen kein verstaubtes Akademiker-Instrument, sondern ein dynamisches Werkzeug der Gegenwart. Mit einer Virtuosität, die Barock, Minimal Music und zeitgenössische Avantgarde verschmelzen lässt, erschafft er Klanglandschaften zwischen Melancholie und Intensität. Seine Kompositionen oszillieren zwischen düsteren Klangstudien und meditativen Passagen, die Zuhörer in einen fast tranceartigen Zustand versetzen.
Seine Biografie ist eine Geschichte der radikalen Transformation: Vom New-Wave-Künstler und Barbesitzer in Groningen entwickelte er sich zu einem der innovativsten zeitgenössischen Komponisten. Autodidaktisch erlernte er die Laute in New York und erweiterte kontinuierlich die klanglichen Möglichkeiten dieses historischen Instruments.
Seine Arbeitsweise ist kuratorisch und hochexperimentell: Van Wissem durchforstet alte Bücher und Märkte nach vergessenen Texten und Bildern, entnimmt ihnen Inspirationen und transformiert sie in zeitgenössische Kompositionen. "Es ist wie eine vergessene Welt", beschreibt er selbst seinen kreativen Prozess, "und das fasziniert mich."
Sonntag, 24.11.2024 Soziokulturzentrum Stapeltor Duisburg, Beginn 20 Uhr