Preis für deutschen Jazzjournalismus
Ralf Dombrowski
FOTO: Frank Pusch
Jedes Jahr wird ein kaum noch überschaubare Anjzahl von Jazzpreisen an Musiker verliehen und man fragt sich, ob dieser inflationäre Umgang nicht dazu führt, dass der einzelne Preis oder Preisträger kaum noch Beachtung findet. Unter diesen Jazzpreisen sind es verschwindend wenige, die an die Berufsgruppe der Journalisten vergeben werden. Aber genau die sind es, die den Jazz bei der skandalös geringen Medienpräsenz dieser Kunstform durch ihre Arbeit tagtäglich trotzdem für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Die jazzahead! in Bremen hat nun zum zweiten Mal den mit 5.000 Euro dotierten Preis vergeben. Zum zweiten Mal wurde der Preis für deutschen Jazzjournalismus im Rahmen der offiziellen Eröffnungsfeier der Musikfachmesse jazzahead! in Bremen verliehen. Diesjähriger Preisträger ist Ralf Dombrowski.
"Dieser Preis beweist dem Einzelkämpfer am Heimcomputer", so der Preisträger, "dass seine Arbeit nicht nur wahrgenommen wird, sondern im besten Fall auch etwas zur Diskussion beiträgt, Menschen für die Musik begeistert oder zum Nachdenken anregt. Und er zeigt der Öffentlichkeit, dass die Jazzszene vom Künstler bis zum Multiplikator so agil, passioniert und professionell ist, wie nur irgend möglich. Das ist großartig und ein wichtiges Signal für die Kulturwelt."
Die mit der Auswahl betraute Jury bewundert an Ralf Dombrowskis Arbeit ein seit vielen Jahren kontinuierlich hohes Niveau. Es basiere auf einem breit gefächerten Fachwissen und er verfüge über ein weites stilistisches und formales Spektrum. Ralf Dombrowski ist sowohl im Bereich der Printmedien
(u. a. Süddeutsche Zeitung, Neue Musikzeitung, Jazzzeitung), im Rundfunk (Bayerischer Rundfunk), als Buchautor und als Online-Journalist tätig. Er sei in erstaunlichem Maße in der Lage, mit seinen Texten den jeweiligen Medien und ihren spezifischen Bedürfnissen gerecht zu werden, so die Jury. Seine stilistische Palette reicht vom engagiert und gut nachvollziehbar formulierten Konzertbericht bis hin zu ausführlichen, diffizilen Texten, porträtierenden Interviews und Essays mit klarer, spannender
Gedankenführung.
"Der schönste Text allerdings, den ich in der letzten Zeit von ihm gelesen habe, war gar nicht nur von ihm. Es war ein ausführliches, ein geduldiges, enorm gebildetes und geistesgegenwärtig geführtes Interview mit dem Pianisten Michael Wollny. Ich kenne nicht viele Leute, die in der Lage gewesen wären, so ein Interview zu führen und in eine druckfähige Form zu bringen." lobte Jury-Mitglied und Vorjahrespreisträger Hans-Jürgen Linke in seiner Laudatio. Neben seiner im engeren Sinne journalistischen Arbeit ist Ralf Dombrowski als Veranstalter für das European Jazztival, Schloss Elmau
tätig. Darüber hinaus hat Ralf Dombrowski die viel gelobte Jazz-Edition der Süddeutschen Zeitung als Herausgeber und Autor betreut. Förderung der Berichterstattung ist wichtiges Anliegen der jazzahead!
Der Preis für deutschen Jazzjournalismus ist zentrales Element der strukturellen Förderung von deutschem Jazz, so die Veranstalter der weltgrößten Jazzmusikfachmesse in Bremen. Es ist eine explizite Aufforderung, Ehrung und Motivation, Berichterstattung über Jazz in deutschen Medien zu stimulieren.
Gestiftet wird der mit 5.000 € dotierte Preis erneut von der Dr. E. A. Langner-Stiftung aus Hamburg. Der Geschäftsführende Vorstand der Stiftung, Heike Grunewald betrachtet die Vergabe als eine Investition in die Zukunft: "Mit Ralf Dombrowski wird in diesem Jahr ein Musikjournalist ausgezeichnet, dem es mit seinen journalistischen Werken stets gelingt, den Leser zu fesseln und für den Jazz zu begeistern. Ob Kommentar oder Konzertbericht, Ralf Dombrowski vermittelt Authentizität, er lässt lebendige Bilder im Kopf des Lesers entstehen."
Die diesjährige Jury bestand aus dem Vorjahrespreisträger Hans-Jürgen Linke, dem Musiker Dieter Ilg und Spiegel-Redakteur Hans Hielscher. Der Preis für deutschen Jazzjournalismus ist Teil der German Jazz Expo.