Kultur als Widerstand
Memento Odesa
Der Berliner Jazzmusiker Sebastian Studnitzky tritt am Donnerstag mit dem Kammerorchester der Odesa Philharmonie in der Christuskirche auf. Das gemeinsame Projekt MEMENTO ODESA ist eine Hommage an die ukrainische Hafenstadt und ihre Kultur. Der Erlös geht an lokale Hilfsorganisationen in der Ukraine.
„Odesa ist eine wahnsinnig schöne Stadt, die Sonne hat geschienen, man hat ständig vergessen, dass Krieg ist. Und abends gingen die Sirenen los." Studnitzky war im Sommer 2023 am Schwarzen Meer, in dieser Stadt, in der sich Europas Geschichte verdichtet wie in kaum einer anderen. Ein melting pot der Kulturen, unter Beschuss genommen von Putins Russland. In Odesa wird gerade eine Kultur zerbombt, die ukrainisch ist und europäisch wie Bochum.
Die Zusammenarbeit von Studnitzky und dem Orchester aus Odesa hatte begonnen, bevor der Krieg begann. Nach Putins Überfall hat sie sich verändert, fortentwickeln müssen, seit Raketen-Alarme die Musik begleiten wie ein Metronom. Lässt sich unter solchen Bedingungen noch sagen, was klassische Musik sei und was zum Jazz gehört? Was sich sagen lässt: dass es emotional werden wird. Das Bedrohliche schleicht sich dunkel in den Klang der Streicher, geht über in die Wärme, wie nur Trauer sie verströmt, und weiter in eine melancholische Tiefe, der keine Schwermut entsteigt, sondern ein selbstgewisser Trotz, warm, melodisch, unbeugsam.
„Da ist ein Orchester auf der Bühne, das danach wieder zurück nach Odessa reist", sagt Studnitzky, „und wenn wir dann in den Nachrichten hören, dass es wieder Drohnenangriffe gab auf Odessa, kennen wir ihre Gesichter und kennen ihre Musik."
Christuskirche, 27.11., 20 Uhr, Einlass 19 Uhr
