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Kein Ende!

nrwjazz gratuliert Joachim Kühn zum 80. Geburtstag

Leipzig, 15.03.2024
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Tim Dickeson

Heute feiert einer der herausragendsten deutschen Musiker seiner Generation, Joachim Kühn, seinen 80. Geburtstag. Geboren im Jahr 1944 in Leipzig und heute beheimatet auf Ibiza, hat er sich einen internationalen Ruf als Virtuose und Innovator erworben. nrwjazz schließt sich mit Nachdruck den Gratulationen an – und die dürften zahlreich sein.

Hier geht es zu den nrwjazz-Beiträgen mit Joachim Kühn

Im Jahr 2022 stand er nur drei Wochen nach dem Tag seines Bruders Rolf Kühn beim 1. New Colours Festival auf der Bühne. Ein besonders ergreifendes Konzert, bei dem man die Trauer und Wut über den Tod seines "großen Bruders" in jeder Sekunde spürte. "Heute Abend höre ich meinen Bruder neben mir spielen", sagte er zu Beginn des Konzerts. Das Konzert beendete er mit einer ergreifenden Interpretation von Jim Morrisons „The End“.

Etwas später trat er schon wieder mit Michael Wollny in der Friedenskirche bei der Reihe „Eastplugged“ in Ratingen auf. Selten war wohl mehr pianistische Urgewalt in einem Raum konzentriert. Das Konzert ging einher mit Andeutungen, dass Kühn sich so langsam von der Livebühne verabschieden wolle.

Von einem Ende kann aber auch zwei Jahre danach wohl kaum die Rede sein. Drei Konzerte zusammen mit Michael Wollny spielt er ab dem 7. Mai in Stuttgart, Berlin (10. Mai) und Hamburg (15. Mai). Und dabei stehen nicht nur brandneue Stücke aus dem neuen Duoalbum mit Wollny auf dem Programm. Zusammen mit dem Schlagzeuger Eric Schaefer und Bassist Chris Jennings hat der 80jährige gerade ein "Joachim Kühn New Trio" aus der Taufe gehoben. 

Für sein Lebenswerk und seinen Beitrag zur Musik hat Joachim Kühn die höchste Anerkennung bekommen: Die Bundesrepublik Deutschland zeichnet ihn mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse aus, überreicht durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, einen bekennenden Jazzfan übrigens.

Kühns Biografie ist hinlänglich bekannt, deswegen übergehen wir sie hier mal. Wir wollen aber den Blick auf einige weitere Momente richten, bei denen Joachim Kühn auch in NRW regelmäßig Konzerte und Auftrittsorte zu etwas anderem, größerem macht.

Freigeist als gemeinsamer Nenner

Mit „The End“ hatte er auch die Bühne im Dortmunder domicil in Flammen gesetzt – danach fragte er die Mitglieder vom Ruhrgebietskollektiv „The Dorf“, ob sie mit ihm spielen wollten, was sich dieses unvergleichliche improvisierende Orchester nicht zweimal sagen ließ und wo ein grenzenloser Freigeist wie immer der gemeinsame Nenner ist. In weltumspannende Fusion-Gefilde ging es beim Klangart-Festival im Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden hinein, wo er auf ganz eigene Weise eine „African Bitches Brew“ präsentierte – selten genug, dass er auch mal den Flügel gegen ein Rhodes austauscht. Seine Kollaboration mit dem Guembri-Spieler Majid Bekkas und dem Perkussionspieler Ramon Lopez floß auch in dieses Projekt, darüber hinaus markiert diese Kollaboration schon wieder eine ganz andere starke Geschichte, in denen Joachim Kühn auch die musikalischen Weltkulturen vereint.

Kühn überwältigt als Solist, aber er geht ebenso als Kommunikator aufs Ganze und sucht die Begegnung. Tief berührend waren immer seine Duo-Auftritte mit seinem Bruder Rolf Kühn gewesen - die beiden haben auf jeden Fall auch das Kölner Multiphonics-Festival veredelt.

Starke Eindrücke hinterließ auch eine Zusammenarbeit mit Angelika Niescier, die schon in frühen Auftritten beim Jazzfestival Viersen wurzelte und seitdem Fortsetzungen in NRW erfuhr. So junggeblieben unser Geburtstagskind zu Werke geht, so sehr verbinden seine Kollaborationen selbstverständlich die Generationen auf der Bühne oder im Aufnahmestudio. Immer auch sehr nach Frankreich orientiert, musste Kühn irgendwann (zum Beispiel...) auf den Saxofonisten Emile Parisien stoßen, mit dem er – zum Beispiel - im Essener Grillo-Theater extrem viel anzufangen wusste.

....und dabei verlässlich sein

Unbeirrt verlässlich sein, zeichnet diesen Musiker nach wie vor aus. Vor zehn Jahren ließ Joachim Kühn sich nicht davon beirren, als die Herner Flottmannhalle, die ihn zu einem Solo-Auftritt eingeladen hatte, einen fast schon peinlichen Publikumsmangel zu verzeichnen hatte. Für alle, die gekommen waren wurde es magisch und waren hinterher wie verwandelt, denn die extreme Intensität und musikalische Freiheitsliebe lässt niemanden kalt.

Blickt man weiter zurück, kommen großartige Auftritte beim Jazzfestival Münster in den Fokus, die maßgeblich dem Münsteraner Festival ihr Gepräge gegeben haben –die Rede ist vom legendären Trio mit JF Jenny Clark und Daniel Humair. Und auch wieder von gemeinsamen Auftritten mit seinem Bruder. Ich erinnere ich mich selber daran, die Brüder Kühns mal vom Konzertort zum Hotel chauffiert zu haben, was ich damals als etwas ganz Besonderes empfand. Dass es ein so abgefahrenes Stück wie „India“ von John Coltrane überhaupt gibt, habe ich überhaupt erst im Jahr 1990 erfahren: Als es Louis Sclavis zusammen mit Joachim Kühn beim Jazzfestival Münster spielte – damals noch in der Halle Münsterland...

Termine

   7. Mai 2024 Stuttgart, Theaterhaus

  1. Mai 2024 Berlin, Philharmonie

  1. Mai 2024, Hamburg Elbphilharmonie

INFOS UND TICKETS

Tickets Elbphilharmonie

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