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Musik als Werkzeug für Veränderung

Abdullah Ibrahim wird 90

München, 10.10.2024
FOTO: Bildquelle: wikipedia, Oslo Jazz Festival

„Heimat – das ist kein Haus. Für mich ist Heimat die Menschheit. Ich bin viel unterwegs, gebe Konzerte und kann mich zu Hause fühlen, wo immer ich bin. Zuhause ist der Ort, wo man Gelassenheit findet. Das kann überall sein.“ Diese Worte stammen vom Pianisten Abdullah Ibrahim, den der Jazzjournalist Roland Spiegel in seiner heutigen Wahlheimat im Chiemgau für ein großes Interview  zu Hause besuchte. Worte wie diese haben denselben Sound wie die Musik dieses Pianisten, der den Jazz „die am höchstentwickelte Musikform in der Geschichte dieses Planeten ist - wie Ibrahim weiterhin Roland Spiegel verriet. Gestern ist Abdullah Ibrahim 90 Jahre alt geworden. Die weltweite Jazz-Community gratuliert!

Geboren im Jahr 1934 als Adolph Johannes Brand und später als Dollar Brand bekannt, wuchs er in einem von Apartheid geprägten Südafrika auf. Die musikalische Prägung begann früh in der Kirche, wo er die spirituelle Kraft der Musik entdeckte. Einflüsse von Größen wie Duke Ellington und Thelonious Monk sind in seinen Werken unüberhörbar, aber Ibrahim bringt auch seine afrikanischen Wurzeln mit ein. Das Miteinander kultureller Einflüsse prägt seinen Stil, wenn seine Musik immer wieder aufs Neue traditionelle Melodien mit komplexen Jazz-Harmonien verbindet.

Spirituelle Erneuerung

Dollar Brand konvertierte 1968 zum Islam, woraus seine Namensänderung zu Abdullah Ibrahim hervor ging. Diese Entscheidung war das Ergebnis einer tiefen spirituellen Suche und die Konversion spiegelt seine Auseinandersetzung mit Fragen der Gerechtigkeit, des Widerstands gegen Apartheid und seiner afrikanischen Wurzeln wider. Im Islam sah er einen neuen Rahmen, um seine Werte und Ideale zu leben, was sich auch in seiner Musik niederschlug. Diese spirituelle Erneuerung war ein wichtiger Teil seines Lebens, und er integrierte oft Themen des Glaubens und der Menschlichkeit in seine Werke.

In den 1970er Jahren verließ Ibrahim sein Heimatland und fand in Europa und den USA ein neues Publikum. Er trat mit Jazzgrößen wie Max Roach und Archie Shepp auf und erhielt internationale Anerkennung für seine Arbeit. Trotz seines Erfolgs und der neuen Heimat blieb er seiner südafrikanischen Identität treu. Er nutzt seine Plattform, um über soziale Gerechtigkeit zu sprechen und die kulturelle Vielfalt zu feiern.

Abdullah Ibrahim ist nicht nur ein virtuoser Pianist, sondern auch ein leidenschaftlicher Mentor für junge Musiker. Seine Überzeugung, dass Musik ein Werkzeug für Veränderung ist, hat Generationen von Künstlern inspiriert. Seine Auftritte sind oft von einer tiefen Spiritualität geprägt, die den Zuhörern einen Raum für Reflexion und Frieden bietet.



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