Konzerte als sicherste Orte der Pandemie
"Manifest Restart" der Veranstaltungswirtschaft
Das Forum Veranstaltungswirtschaft hat unter dem Namen "Manifest Restart" ein Konzept vorgelegt, mit der die Wiederaufnahme des Veranstaltungsbetriebs unter einheitlichen Bedingungen möglich sein soll.
Das Forum Veranstaltungswirtschaft ist eine Allianz der maßgeblichen Wirtschaftsverbände der deutschen Veranstaltungswirtschaft. Das von der Allianz entwickelte "Manifest Restart" (PDF) soll die Grundlage für die einheitliche und verlässliche Planung und Durchführung von Veranstaltungen in Deutschland unter Berücksichtigung aller Erfordernisse des Hygiene- und Infektionsschutzes darstellen.
Die Autor/innen des Konzepts merken an, dass kürzlich veröffentlichte Stufenpläne wie von Schleswig-Holstein und Niedersachsen anerkannt würden. Gleichzeitig seien die aufgezeigten Perspektiven einerseits nicht ausreichend, um eine verlässliche Grundlage für die Planung und Durchführung von Veranstaltungen zu geben, und seien andererseits uneinheitlichen und enthielten je unterschiedliche Parameter.
Events als "sicherster Ort" der Pandemie
Ziel der Verfasser/innen ist es laut eigener Aussage, Veranstaltungen zum "sichersten Ort in der Pandemie" zu machen – ein Ziel, das auch Jens Michow, Präsident des BDKV, in der Pressekonferenz zu "Manifest Restart" noch einmal deutlich betonte.
Kern von "Manifest Restart" ist die sogenannte Genehmigungsmatrix (hier als PDF!) Laut dem Forum Veranstaltungswirtschaft definiert diese Matrix "grundlegende Pakete von Infektionsschutz- und Hygienemaßnahmen und progressive, inzidenzbasierte Risikostufen", die dem noch immer dynamischen Infektionsgeschehen Rechnung tragen.
Die Genehmigungsmatrix soll Veranstalter/innen und Behörden dabei helfen, zu eruieren, in welcher Risikostrufe, unter welchen allgemeinen und besonderen Maßnahmen des Infektionsschutzes und der Hygiene, und mit welchen Kapazitäten Veranstaltungen jeweils zulässig sind. Das "Manifest Restart" bietet zusätzlich Formulierungsvorschläge für Verordnungen, in der die matrix-bestimmenden Elemente als Bedingungswerk für die Zulässigkeitsprüfung enthalten sind.
Rahmenbedingungen von "Manifest Restart"
Die folgenden Rahmenbedingungen sind laut dem Forum Veranstaltungswirtschaft wesentlich für einen erfolgreichen "Restart" des Veranstaltungsbetriebes:
Eine Ausrichtung der zulässigen Teilnehmerzahlen an der Kapazität von Spielstätten (mittels einer Teilmenge der Regelkapazität) statt an starren Obergrenzen
Berücksichtigung von baulichen Voraussetzungen von Spielstätten für die Ausrichtung der zulässigen Teilnehmerzaheln: Laut Studien ist bei einer ausreichenden Kapazität der Lüftungsanlage eine Nutzung von 50 Prozent der Regelkapazität möglich; bei zusätzlicher Umsetzung von AHA-Regeln sogar eine Nutzung von 100 Prozent.
Anpassung der zulässigen Teilnehmerzahlen an den Besonderheiten von Veranstaltungsformaten
Testmöglichkeiten
Weiter heißt es, dass PCR- und Antigen-Tests als Instrument zur Schaffung von "sicheren Räumen" auf Veranstaltungen zugelassen werden müssen. Die Probeentnahmen für die Tests sowie deren Auswertung soll auch durch medizinisch geschultzes, nicht medizinisches Personal möglich sein. Positive Testergebnisse sollen über direkt mit den Gesundheitsämtern ausgetauscht werden können bzw. dürfen, etwa um die Kontaktnachverfolgung zu beschleunigen.
Die Entscheidung über die Maßnahmen soll in jedem Fall bei den Veranstalter/innen selbst liegen. Ihnen obliegt es damit, ob sie eine Veranstaltung etwa ohne Testung und mit einfachem Maßnahmenpaket – und damit mit reduzierter Kapazität –, oder mit Testungen und umfangreichem Maßnahmenpaket durchführen wollen, und so die Möglichkeit voller Auslastung haben.
Wichtig ist dabei in jedem Fall, dass die Rahmenbedingungen in den verschiedenen Bundesländern möglichst einheitlich umgesetzt werden.
Paradigmenwechsel gefordert
Das Forum Veranstaltungswirtschaft spricht weiterhin von der Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels im Hinblick auf die Förderungen von Bund und einigen Ländern: Deren annerkenneswerte Hilfsprogramme seien zum Großteil auf die Förderung des kulturellen Stillstands ausgerichtet.
Die Verfasser/innen von Manifest Restart fordern Hilfsprogramme, die im Gegenteil primär ausgerichtet sind auf die Förderung des Betriebs der Veranstaltungswirtschaft auch in Zeiten der Corona-Pandemie.
So solle sich der Bund an den durch die Pandemie bedingten Mehrkosten beteiligen, darunter der wirtschaftliche Ausgleich reduzierter Kapazitäten, die Förderung von Testungen und die Erstattung der Verlegungs- und Ausfallkosten von Veranstaltungen.
Reisefreiheit ist unabdingbar
Schließlich verweist das Forum Veranstaltungswirtschaft auf die Erfordernis einer grundsätzlichen Reisefreiheit und Quarantänebefreiung für inländische und ausländische Künstler/innen, Ensembles, Orchester, Bands und ihr Begleitpersonal sowie Geschäftsreisende bei Durchführung konsequenter Teststrategien.
Die Reisegründe "Kulturarbeit" bzw. "Geschäftsreise" müssten, unter Nachweis des betreffenden Engagements bzw. des geschäftlichen Reisegrundes, anerkannt werden, wie dies beim Profisport bereits der Fall ist.
Alle weiteren Informationen zu "Manifest Restart" finden sich auf der Website des Forums Veranstaltungswirtschaft. Es bleibt abzuwarten, die die detaillierte und kleinteilige Vorgehensweise von der Politik und den Veranstalter/innen aufgenommen wird. In jedem Fall soll das Papier in den politischen Entscheidungsprozess mit einfließen.
Quelle: backstage pro