Jazz bis zum Schluss
Emil Mangelsdorff mit 96 Jahren gestorben
FOTO: Frank C. Müller
Dies sollte eigentlich kein Nachruf sein, sondern eine Ankündigung zu Konzerten. Mit fast 97 Jahren wollte Emil Mangelsdorff mit seinem Quartett vom 25. März bis zum 3. April im Frankfurter 'Holzhausenschlösschen' auftreten. Nun ist er am 20. Januar mit 96 Jahren gestorben. Seinen jüngeren Bruder, den Posaunisten Albert Mangelsdorff, hat er damit 17 Jahre überlebt.
Als moderner Mainstream-Musiker im besten Sinne zählt der Stilist Emil Mangelsdorff (as, cl, fl, comp, ld) zu den profiliertesten Solisten und Komponisten des deutschen Jazz. Seine fein ziselierten Linien, getragen von einem großen, klaren Alto-Ton, erweisen ihn als souveränen Musiker, der die gesamte Tradition, vor allem Cool-Einflüsse, mit Blues-Gefühl und Sophistication zu einer musikalisch schlüssigen Synthese voller Wärme und Eleganz zu bringen versteht. Für seine musikalischen Verdienste und sein politisches Engagement wurde er mit dem Hessischen Jazz-Preis, der Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen, der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt und des Landes Hessen, der Johanna-Kirchner-Medaille und dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.
Er hat seine Musik auch immer politisch gesehen. so erklärte die Frankfurter Kulturdezernentin Ina Hartwig:
„Frankfurt verliert eine Musiklegende. Gemeinsam mit seinem Bruder Albert hat Emil Mangelsdorff die deutsche Jazzlandschaft über Jahrzehnte geprägt. Seine früh geweckte Leidenschaft für den afroamerikanischen Musikstil gründete auf einem tief verwurzelten Freiheitsverständnis. Schon sein Bedürfnis nach künstlerischer Entfaltung brachte ihn in Konflikt mit dem nationalsozialistischen Regime, das ihm heftige Repressionen wie Inhaftierung und einen Kriegseinsatz an der Ostfront aufzwang. Diese Erfahrungen waren für ihn so einschneidend, dass er jungen Menschen davon berichten wollte. Als Zeitzeuge erinnerte er uns stets daran, dass künstlerische Freiheit eine unverzichtbare Grundlage unserer pluralistisch-demokratischen Gesellschaft ist. Emil Mangelsdorff wird uns fehlen.“