Im großen Synapsenraum
Programmbekanntgabe für das Moers-Festival 2023
FOTO: Stefan Pieper
Die Pressekonferenz zur Programmbekanntgabe beim Moers-Festival war auch in diesem Jahr wieder mehr als eine solche. Es geht um atmospährische Inszierung, um Einstimmung, um den Sensibilisierung für den Überbau. Denn Moers ist zwar schon ein Jazzfestival, aber eines, wo es um mehr geht, nämlich auch um "Synapsenbildung, Politik, Medienkunst und Zusammensein." Der Geist aus den Gründertagen vor über einem halben Jahrhundert hat eine lebende Inkarnation, die auch bei der PK zugegen war: Henne Burkhard gackerte friedlich vor sich hin, während Tim Isfort und Geschäftsführerin Jeanne Marie Varain das Programm verkündeten und das Recursion Trio dazu Sound machte.
Hier erstmal die offizielle Pressemeldung. Eine kommentierte Preview folgt in Kürze in unseren jazzreports. By the way: Das Moers Festival ist seit diesem Jahr Mitglied im nrwjazz e.V.- wir freuen uns riesig über diese Wertschätzung!
Das moers festival startet in die 52. Runde und lädt Musikliebhaber*innen zu einer viertägigen Reise durch die unkonventionellen Seiten des Jazz, der improvisierten Musik und weiteren musikalischen Husarenritten ein. Von 26. bis 29. Mai 2023 können Besucher*innen auf drei Hauptbühnen in der Stadt Moers einen Trip durch den großen Synapsenraum zwischen Mut und Demut unternehmen.
Unter der künstlerischen Leitung von Tim Isfort präsentiert das Festival ein vielfältiges Programm, das um die m Schlagworte AUFBRUCH, ?AFRIKA, KYLWIRIA, WERT, BEFREIUNG konzipiert ist. Über 250 Künstler*innen aus 23 Nationen treten in Moers auf.
AUFBRUCH
Wie immer hat moers den Anspruch, ein Seismograph für neue wegweisende Entwicklungen zu sein. Unerhörte Musik, wagemutige Klänge, starke Haltungen und berührende Klänge unterstreichen die internationale Bedeutung des moers festivals. Exemplarisch seien hier eddy kwon + SUN HAN GUILD (US), Selventher (DK) oder Neptunian Maximalism (BE) genannt.
?AFRIKA
Allein die Reduktion der vielschichtigen und reichen Musikkulturen des afrikanischen Kontinents auf den Stereotyp „Afrika“ fordert uns als Verantwortliche des moers festivals heraus. Mit ?AFRIKA legen wir künftig einen jährlichen Schwerpunkt auf wechselnde Länder. In diesem Jahr liegt der Fokus auf Äquatorialguinea, aus dem u. a. die Stimme Nelida Karrs herausragt. Zudem kommen Künstler*innen aus dem Senegal und Burkina Faso in diesem Jahr nach Moers.
KYLWIRIA
Außerdem zelebriert das moers festival den 100. Geburtstag des legendären ungarischen Komponisten György Ligeti (*28. Mai 1923) mit einem ausgewachsenen Schwerpunkt, der seine prägenden Klangwelten und Kompositionen würdigt. MUSIC FROM KYLWIRIA ist eine international besetzte Auftragskomposition des moers festivals, Ligetis Sohn Lukas Ligeti kommt gleich mit drei Formationen und auch der Nachfolger des Jugendprojektes moerster class, le petit macabre, beschäftigt sich in Anlehnung an Ligetis Oper Le Grand Macabre mit dem Jahrhundertkomponisten.
WERT
Wie wichtig ist uns ein Lieblingssong? Welchen (Stellen-)Wert haben Kunst und Kultur? Was ist der Wert von Musik und Kultur für eine Gesellschaft, für die Menschheit? Das moers festival diskutiert um diese essenzielle(n) Frage(n) und präsentiert eine Reihe von Künstler*innen, die sich mit dieser Frage auseinandersetzen, darunter vier Weggefährt*innen des legendären Miles Davis (Kenny Garrett, Billy Hart, Gary Bartz und Marilyn Mazur), der Brite Gavin Bryars und Urgestein Günter Baby Sommer, der dieses Jahr seinen 80.
Geburtstag feiert.
BEFREIUNG
Schon 1972 stand moers für Befreiung. Auch heute geht es darum, sich Klischees zu entledigen, sich freizuspielen und genauso dringend wie damals politisch Bezug
zu nehmen. Dafür braucht es Mut. Diesen haben das iranische Tember Ensemble, das Trio Kruglov – Kozhevnikova – Yudanov und die ihre Botschaft laut in die Welt schreienden Deli Girls oder Pharmakon.
Neben weiteren außergewöhnlichen musikalischen Programmpunkten wie dem Stummfilmkonzert des Organisten Wolfgang Seifen (Das Cabinet des Dr. Caligari), Eve Rissers Red Desert Orchestra, den traditionellen moers sessions, diversen moersify-Guerilla-Konzerten und fahrenden Freejazz-E-Mobilen oder der unkuratierten Bühne
ANNEX
gehören das Festivaldorf sowie mittlerweile Workshops, Vorträge und discussions zum moers festival. Zu Ligetis 100. Geburtstag am 28. Mai diskutieren unter anderem Staatsministerin Claudia Roth, Anke Fischer (Elbphilharmonie) und weitere interessante Gästen zum Thema Teilhabe.
Neben den Spielorten auf dem Festivalgelände und in der Moerser Innenstadt wird das 2022 entstandene hybride Format @thesametime fortgeführt: Dabei treten Musiker*innen gleichzeitig auf zwei Bühnen auf und spielen miteinander, während das Publikum vor Ort nur das hört, was es auch sieht. Die beiden Konzertteile werden anschließend zusammengeschnitten und können einige Stunden später in der virtuellen Realität des moerslandsVR als Ganzes erlebt werden.
Wir begeben uns Pfingsten auf eine spannende Reise durch verschiedene Regionen des Festivalgehirns, erleben live, wie sich Verbindungen bilden im großen Synapsenraum zwischen MUT und DEMUT.
Das 52. moers festival findet wie immeran Pfingsten statt, dieses Jahr vom 26.-29. Mai.