"GEGLÜCKTE SYNAPSENBILDUNG"
Moers Festival zieht positive Bilanz
FOTO: moers festival
Nach vier Festivaltagen, nahezu einhundert Konzert-Acts mit rund 250 Künstler*innen aus über 20 Ländern, rund 1250 verkauften Karten und beglückendem Pfingstwetter zieht das moers festival eine erste Bilanz.
Die Synapsen haben ganze Arbeit geleistet. Es galt, in der 52. Moers-Ausgabe so unterschiedliche Konzeptansätze wie Aufbruch, Afrika, György Ligetis Kylwiria, Wert und Befreiung miteinander zu verbinden. Das moers festival hat sie in rund 170 Konzerten, Sessions, Uraufführungen, Diskussionen, in Workshops, mit Riesenmarionetten, moers-mobilen und Bühnenbildern, auf dem Festivalmarkt und in der Musikvermittlung „Wo die wilden Kinder wohnen“ zu einem Lebensgefühl im Spannungsfeld zwischen Mut und Demut verwoben.
SOLIDER BESUCHERANSTIEG GEGENÜBER DEM VORJAHR
„Von Schiffen, Lichtblitzen und 52 synaptischen Irrfahrten“ lautete das Motto, unter dem der künstlerische Leiter
Tim Isfort
und sein Team zu einem Weltgipfeltreffen musikalischen Grenzgängertums in Moers eingeladen hatten. Bei einer Pressekonferenz am Mittag des letzten Festivaltages 29. Mai zogen Isfort und Geschäftsführerin Jeanne-Marie Varain eine vorläufige Bilanz.
Mit etwa 1250 (Stand nach dem dritten Festivaltag) verkauften Karten konnte das Festival in diesem Jahr einen soliden Besucheranstieg gegenüber dem Vorjahr erreichen, wenn auch noch nicht wieder an das vorpandemische Niveau angeknüpft werden konnte.
FACETTENREICHER LIGETI-FOKUS
Künstlerisch war die zurückliegende Ausgabe des moers festivals vielleicht noch nie so divers wir in diesem Jahr. Für das künstlerische Leitungsteam hat der Ligeti-Fokus „KYLWYRIA“ mit all‘ seinen vielen Facetten gegriffen, auf den in Moers durch die ganz eigene Brille mit Top-Ensembles wie dem SWR Vokalensemble, den Trondheim Voices und Künstlern wie Aki Rissanen, Recursion oder Alexey Kruglov geblickt wurde. Besonders stolz ist das Festival aufdie Uraufführung „le petit macabre“ unter der Leitung von Lukas Döhler mit einem generationsübergreifenden Cast internationaler Improvisationsmusikerinnen mit Musikschüler vom Niederrhein. Das Festival freut sich auf die noch bevorstehende Premiere „égal – pareil – non pareil“ mit Burkina Electric und Ensemble BRuCH am Abend des Abschlusstages.
Der diesjährige Blick auf den afrikanischen Kontinent barg viele Überraschungen, als überragend ist hier stellvertretend die Kooperation von Luc Ex und Nélida Karr mit Limosa und Mika Szafirowski zu nennen. Die Künstler haben hier in Moers erstmals zusammen geprobt und in kürzester Zeit etwas Einzigartiges entstehen lassen.
RÜCKBLICK AUF LEBENSWERKE
Die Programmachse WERT wurde in Moers durch ein Line-up von Stars vertreten, die hier auf ihr Lebenswerk zurückblickten– zu nennen sind Gavin Bryars, Marilyn Mazur, Kenny Garrett, Billy Hart oder Gary Bartz.
In Acts wie den russischen Kruglov / Kozhevnikova / Talalai oder dem iranischen Tember Ensemble kamen Künstler unter dem Schlagwort BEFREIUNG zusammen, für die allein die,Anreise keine Selbstverständlichkeit war – so konnte Petr Talalai kein Visum erhalten.
Befreiend auch das Zusammen-Atmen und -Singen nach der Pandemie, versinnbildlicht durch die Vokalensembles, aber auch Stefan Keune als Ikone der freien Improvisationskunst, oder das Jooklo-Duo. Beim Spot „mono-no-aware“ war der Drang nach BEFREIUNG prototypisch bei den Deli Girls oder Putan Club zu erleben.
SEISMOGRAPH FÜR MUSIKALISCHE TRENDS UND ENTWICKLUNGEN
Dass Moers der Seismograph für musikalische Trends und Entwicklungen ist, ist in AUFBRUCH bei Acts wie FYEAR, eddy kwon oder Laura Cocks manifest, aber auch in Formaten wie „@ the same time“ als Blaupause für Aufbruch in die Hybridität; dass Experimente auch scheitern dürfen, resultierte in einem ersten „@ the same time“ -Programmpunkt für 2024. Nicht zuletzt hat die Moerser Art der Musikvermittlung „Wo die wilden Kinder wohnen“ mit Stars aus dem Festival für viele Nachwuchs-Fans gesorgt.