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Hier bekommt der Jazz Höhenluft

Das Südtirol Jazzfestival Alto Adige beginnt

Bozen, 22.06.2025
FOTO: Stefan Pieper

Zehn Tage lang wird Südtirol zur gigantischen Bühne: Das Südtirol Jazzfestival Alto Adige macht vom 27. Juni bis 6. Juli ernst mit seinem Versprechen, Jazz dorthin zu bringen, wo ihn keiner erwartet. Über 60 Konzerte an mehr als 40 Spielorten – und wir reden hier nicht von schnöden Konzerthallen, sondern von 1.100 Meter tiefen Bergwerksstollen, Sesselliften und Plattenläden. Das Land wird zur Bühne, die Musik zu einem Teil der Landschaft. Die 43. Ausgabe des Festivals setzt konsequent auf seine bewährte Philosophie: weg vom glatten Jazz-Mainstream, hinein in unentdeckte Klangwelten. Zeitgenössischer europäischer Jazz wird in natürlichen oder von Menschen geschaffenen Resonanzräumen kreativ weiterentwickelt – eine musikalische Alchemie zwischen Alpengipfeln und urbanen Experimentierfeldern.

Das Festival hat eine simple, aber geniale Formel: "New Sounds, Beautiful Views". Was abstrakt klingt, wird ziemlich konkret, wenn Kit Downes und Signe Emmeluth in einer Bozner Buchhandlung improvisieren oder Reinier Baas seine Gitarre 1.100 Meter unter der Erde auspackt. Im Klimastollen Prettau, einem Ort der Heilung und Erholung mit speziellem Mikroklima, gibt es das wohl intensivste "Klangbad" des Jahres – Grubenbahn-Fahrt inklusive. Für das Festival ist es eine Premiere: Zum ersten Mal wird in diesem besonderen Raum zeitgenössischer Jazz gespielt.

Dan Kinzelman und Filippo Vignato haben eine noch schönere Idee: Sie veranstalten Jazz-Wanderungen über die Bergwiesen von Seurasas in St. Christina. Die beiden packen unterwegs ihre Instrumente aus und integrieren den Sound der Natur in ihre Musik – Komposition wird zur Landschaftserfahrung. Die mongolische Sängerin Enji bringt derweil mit Schlagzeuger Simon Popp ihre sphärischen Ambient-Klangflächen mit Post-Dub-Beats auf den Stanglerhof in Völs, während She's Analog vor der Feltuner Hütte zeigt, wie elektronische Musik, Rock und Minimalismus in alpiner Kulisse verschmelzen. Das Antonia Hausmann Quartett gastiert im legendären Hotel Pragser Wildsee, Ella Zirina spielt mit ihrem Trio auf der Panoramaterrasse des vigilius mountain resort, und das Trio Sliders begleitet eine Wandergruppe mit mehreren Konzertstopps zur Juac-Hütte in Wolkenstein. Jazz wird hier zur Entdeckungsreise durch spektakuläre Landschaften.

Chemische Reaktionen im urbanen Labor

Das "Jazz Chemistry"-Programm ist reine Alchemie: Musiker aus verschiedenen Bands treffen aufeinander und schauen, was passiert. Wie bei chemischen Reaktionen entstehen neue Stoffe mit neuen Eigenschaften – in diesem Fall: neue Klänge durch spontane Begegnungen. Die "Sonic Reactions" gehen in Bozen über die Bühne – und zwar an Orten, die normalerweise keine Konzertbühnen sind. Andreas Tausch und Filippo Vignato lassen im Plattenladen Rebel Rebel neben dem Bozner Kolpinghaus die Vinylsammlung erzittern, Antonia Hausmann und Marion Ruault verwandeln das Studio Wanderlust Yoga & Movimento in der Bindergasse in einen Klangraum, und Andreas Lettner mit Camila Nebbia bespielen den Skate- und Streetware-Laden Concrete Shop in der Dr. Streiter-Gasse.

Die dänische Ausnahme-Saxophonistin Signe Emmeluth führt mit Emmeluth's Amoeba durch schnell wechselnde musikalische Welten zwischen naiv-verspielt und brutal-primitiv. Das dänisch-norwegische Quartett gilt als eine der spannendsten Bands der nordischen Szene. Weitere Jazz Chemistry-Duos entstehen zwischen Ella Zirina und Kika Sprangers aus der holländischen Szene, Francesco Guerri und Kenji Herbert sowie Lukas König und Zoe Pia, die diese innovative Konzertreihe abschließen. Purple Muscle Car, Raw Fish und das Brainteaser Orchestra Amsterdam sorgen in den Late-Night-Sessions im Batzen Sudwerk für ordentlich Wirbel. Bei eigengebrautem Jazzbier versteht sich – die Brauerei ist längst zur Kultstätte für Nachtschwärmer und Jazzliebhaber geworden.

Die Spielortliste liest sich wie ein Südtirol-Führer für Abenteurer: In der historischen Festung Franzensfeste wird am 29. Juni ein ganzer Tag zum kreativen Klangspielplatz. Nach einem Musikworkshop für Kinder folgt ein fantasievolles Konzert mit Lynn Cassiers und Nabou Claerhout, die mit Posaune, Elektronik und Haushaltsgegenständen ungewöhnliche Klangwelten eröffnen. Später bringt Purple Muscle Car aus Österreich die historischen Mauern mit einem energiegeladenen Set zwischen avantgardistischem Jazz und mitreißendem Groove zum Beben. Noch spektakulärer: das Vigiljoch Sessellift-Konzert, bei dem das Publikum buchstäblich über die Musik schwebt. Besucher gleiten im Sessellift durch die Bäume und hören dabei Klänge, die entlang der Strecke von Musikern gespielt werden und mit der akustischen Landschaft der Umgebung verschmelzen. Ein Floating-Soundscape der besonderen Art.

Ella Zirina zeigt nach ihrer Floating-Performance am Vigiljoch auf der Panoramaterrasse des vigilius mountain resort, wie Jazz und Bergpanorama zusammengehören. Die Tenores di Orosei und Zoe Pia lassen vor dem Poschhausstollen in Ridnaun – über der Baumgrenze – sardische Tradition auf zeitgenössischen Jazz treffen. Diese spannende Symbiose zwischen mediterraner Vokalmusik und zeitgenössischem Jazz verspricht Gänsehaut in 2.000 Meter Höhe. Ebenso neu im Programm ist das Jugend-Kulturprojekt Zoona Magnifique in der Bozner Industriezone mit einem Gastspiel der Band Puls um den Tiroler Gitarristen Andi Tausch und dem im Hip-Hop verankerten britischen Sänger Jahson the Scientist.

Kreativlabor in den Bergen

Besonders reizvoll wird es in der Alten Pforzheimer Hütte im Oberen Vinschgau – Europas erstem Kulturschutzhaus. Hier arbeiten international renommierte Jazzmusiker eine Woche lang an neuen musikalischen Experimenten. Am 5. Juli findet ein öffentlicher Sound-Workshop und eine Exkursion statt – offen für alle Interessierten, mit oder ohne Vorkenntnisse. Die Anmeldung ist erforderlich, Übernachtung möglich, maximal 20 Personen können teilnehmen. Am 6. Juli folgt das Abschlusskonzert mit der Vorstellung der Arbeiten der Künstlerresidenz und des Workshops in beeindruckender alpiner Kulisse.

Den spektakulären Auftakt macht "Industrial Echoes" am 27. Juni: Das Brainteaser Orchestra aus Amsterdam verwandelt die 70 Meter lange und zehn Meter hohe Kranhalle im NOI Techpark in einen riesigen Resonanzraum. Mitglieder des Orchesters bespielen mit akustischen Instrumenten die imposante Industriearchitektur und schaffen eine immersive Klangperformance. Industriearchitektur trifft auf akustische Experimente – sehr Südtirol, sehr Jazz.

Seit 1982 macht das Festival sein Ding – und das heißt: weg vom Jazz-Mainstream, hinein in unentdeckte Klangwelten. Die aktuelle künstlerische Leitung setzt konsequent auf "ungehörte Töne jenseits des Mainstreams" und erforscht eine Musikszene, die bewusst gegen den Strom schwimmt. Übersetzt: Hier gibt es keine glattgebügelten Standards, sondern musikalische Grenzgänge zwischen sardischen Tenores di Orosei und nordischen Freejazz-Experimenten. Was als "Jazz Summer" begann, hat sich zu einer der führenden Plattformen für experimentellen Jazz in Europa entwickelt. Das Festival positioniert sich engagiert gegen kommerzielle Jazz-Formate und schafft stattdessen Räume für musikalische Erkundungen, die anderswo keinen Platz finden. Dabei entsteht eine einzigartige Fusion aus zeitgenössischem Jazz und alpiner Landschaftserfahrung.

Das macht das Festival zu dem, was es ist: einer der wenigen Orte, wo Jazz als lebendige, grenzüberschreitende Kunstform in direkter Beziehung zur Landschaft steht. Mongolische Kehlkopfgesänge treffen auf italienische Posaunen-Virtuosität, argentinische Saxophonistinnen auf dänische Avantgarde, französische Flötistinnen auf österreichische Schlagzeuger – und das alles bevorzugt vor einem alpinen Panorama. Zusätzlich erweitert die französische Flötistin Delphine Joussein mit einem Solokonzert in der Messe Bozen die klanglichen Dimensionen, bei dem der besondere Hall des Raums eine zentrale Rolle spielt. 

Praktische Infos

Termine: 27. Juni bis 6. Juli 2025
Tickets: Kartenvorverkauf läuft über www.suedtiroljazzfestival.com. Viele Konzerte sind kostenlos zugänglich.
Gratis-Konzerte: Konzerte auf den Hauptplätzen von Bozen, Meran, Brixen und Bruneck bieten perfekte Aperitif-Gelegenheiten.

Übernachten: Vom urbanen Hotel Greif bis zum legendären Berghotel Pragser Wildsee – viele Unterkünfte sind selbst Teil des Festivalprogramms. Das Parkhotel Laurin und der Ansitz Pünthof in Algund fungieren ebenfalls als Spielstätten.

 

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