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Festivalsterben

Monheim-Triennale vor dem Aus?

Monheim, 10.12.2025

Es geht weiter: Aktuell erreichen uns Nachrichten von einem drohenden Aus für die Monheim Triennale und der Absetzung ihres künstlerischen Leiters Reiner Michalke. Wie die Rheinische Post aktuell berichtet, ist eine finale Entscheidung im Moment noch nicht gefällt, aber die Informationen sprechen für die übliche Dramaturgie. Hinter der Entscheidung steht laut RP das neue politische Bündnis aus CDU, SPD, Grünen und FDP sowie die parteilose Bürgermeisterin Sonja Wienecke, die erst im September nach den NRW-Kommunalwahlen im verschuldeten Monheim die Partei Peto und deren Bürgermeister Daniel Zimmermann ablösten. Die offizielle Begründung: die Finanzlage der Stadt. Michalkes Vertrag läuft eigentlich noch bis 2029.

Die Pressestelle der Stadt Monheim hält sich bedeckt. Man müsse die Sitzung am 10. Dezember abwarten, erst danach könne man eine Stellungnahme zur Zukunft der Triennale erwarten. Der dritte Turnus des Festivals sollte im kommenden Sommer mit "The Sound" starten.

Protest mitten im Konzert

Die Brisanz der Situation wurde schon am 7. Dezember öffentlich gemacht. Was als festliches Matineekonzert "Stadtstimmung macht Licht" in der Monheimer Altstadtkirche geplant war, wurde zur Protestbühne. Der Artist-in-Residence Rabih Lahoud informierte das Publikum noch vor dem ersten Ton darüber, dass Intendant Reiner Michalke zum Jahresende abberufen werden soll – und zwar durch einen Beschluss, der für den 10. Dezember in der Aufsichtsratssitzung der Monheim Triennale GmbH ansteht.

Als deutliches Zeichen der Solidarität blieben die beiden angekündigten internationalen Gäste, die schwedische Sängerin Sofia Jernberg und der Saxofonist Mats Gustafsson, dem Konzert fern. An den für sie vorgesehenen Stellen des Programms erklang kein einziger Ton – eine eindrucksvolle musikalische Leerstelle als Symbol für die drohende kulturelle Stille. Lahoud machte in seiner Ansprache deutlich, worum es geht: "Reiner Michalke ist der Ideengeber dieses Festivals, seit 2018 der kreative Kopf der Organisation, derjenige, der die Künstler/-innen gesucht und gefunden hat." Das Konzept der Triennale, internationale Musikwelten mit der lokalen Szene zu verbinden, sei untrennbar mit Michalke verbunden. "Durch das Entfernen des Intendanten stirbt auch seine Idee", warnte der Künstler.

Der neue Artist-in-Residence kündigte konsequenterweise an, dass dies sein letztes Konzert in dieser Funktion gewesen sein wird, sollte der Plan tatsächlich umgesetzt werden: "Denn wenn man mutige Kultur und Musik entfernt, bremst man die Entwicklung und schlussendlich bleibt nichts als Stille."

Solidarität aus der Szene

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Das Team des Moers Festivals veröffentlichte eine eindringliche Solidaritätserklärung: "Als Artist in Residence während eines Konzertes von der Absetzung der Intendanz und dem damit wahrscheinlichem Aus für das Festival zu erfahren [...] ist eine Geringschätzung sondergleichen und macht uns fassungslos."

Die Moerser erinnern daran, dass Reiner Michalke bereits 2008 das erfolgreiche Modell des "Improviser in Residence" für Moers geschaffen hat – ein Format, das dort mittlerweile in der 19. Ausgabe läuft. "Es ist nicht nachvollziehbar, wie man eine so wertvolle Institution derart kurzsichtig behandeln kann", heißt es in dem Statement.

Ein weiteres Schiff, das untergeht

Besonders bitter: Nach dem Aus für "Acht Brücken" in Köln würde mit dem Ende der Monheim Triennale ein weiteres, zugleich noch recht junges, internationales Festival für zeitgenössische und improvisierte Musik in NRW schon wieder Geschichte sein. Unter anderem das Moers Festival appelliert an die Verantwortlichen, "das Gespräch zu suchen und konstruktive Lösungen zur Aufrechterhaltung dieser Strahlkraft zu finden."

Im Netz herrscht gehen die Emotionen steil. Während die Kulturszene die Strahlkraft des Festivals betont, bekommen auch jene Stimmen Aufwind, für die zeitgenössische Musik vor allem „Geräuschbelästigung“ darstellt und die Kultur alleine nur auf Zahlen reduziert missverstehen wollen. Die Frage steht im Raum: Wie viel ist einer Gesellschaft kulturelle Bildung und Teilhabe wert – gerade in Zeiten, in denen überall Festivals und Clubs sterben?

Die endgültige Entscheidung fällt zeitnah. Bis dahin bleibt die bange Frage: Wird das Festivalschiff auch im Sommer wieder von Köln nach Monheim cruisen – oder geht es jetzt ganz schnell unter?

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