Bild für Beitrag: Farewell! | Rolf Kühn im Alter von 92 Jahren verstorben

Farewell!

Rolf Kühn im Alter von 92 Jahren verstorben

Leipzig, 22.08.2022

Der Jazzklarinettist und Komponist Rolf Kühn ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Wie MDR KULTUR von Kühns Familie erfuhr, starb Kühn am vergangenen Donnerstag im Alter von 92 Jahren.

Rolf Kühn hat den Jazz nicht nur in Deutschland in den letzten mehr als 60 Jahren geprägt und er hat mit seinem weiten musikalischen Horizont unzählige Musikerinnen und Musiker inspiriert - vor allem auch der jüngeren Generation. Neben vielen anderen starken Konzerteindrücken auch ist vor allem noch ein Auftritt im Kölner Stadtgarten im Jahr 2016 in Erinnerung, mit Christian Lillinger, Ronny Graupe und Johannes Fink. Siehe Review...

Ausbildung beim Gewandhaus-Klarinettisten

Kühn nahm mit acht Jahren ersten Klavierunterricht. Weil seine Mutter Jüdin war, durfte er aber nach 1938 in Nazideutschland offiziell keinen Musikunterricht mehr bekommen – und fuhr von nun an heimlich zu seinen Lehrern. Einer davon war der damalige Gewandhaus-Klarinettist Hans Berninger, bei dem er mit 12 Jahren begann, sein Lieblingsinstrument zu lernen. Kurz zuvor hatte er zum ersten Mal Swing im Radio gehört.

Von Leipzig nach New York

Seine Profikarriere hat Kühn beim Tanzorchester des Senders Leipzig begonnen. Nach Engagements beim Tanzorchester des Senders Leipzig (mit gerade mal 18 Jahren) und als Saxophonist beim RIAS-Tanzorchester in Berlin siedelte Kühn 1956 in die USA über, wo er mit Weltstars wie John Coltrane, Cannonball Adderley oder Chet Baker in legendären Jazzclubs auftrat, etwa im New Yorker "Birdland", dem Chicagoer "Blue Note" oder beim Newport Jazz Festival. Ab 1958 war er Solist in den Orchestern von Benny Goodman (der ihm vertretungsweise sogar die Leitung überließ) und – als Nachfolger von Buddy DeFranco – anderthalb Jahre Solo-Klarinettist bei Tommy Dorsey.

German Allstars

1962 kehrte Rolf Kühn nach Deutschland zurück, wo er sogleich Leiter des NDR-Fernsehorchesters in Hamburg wurde. Neben seiner Tätigkeit als Orchesterleiter agierte Kühn auch mit Albert Mangelsdorff und anderen als Solist der „German Allstars“, mit denen er auch eine ausgedehnte Südamerika-Tournee unternahm.

Schallplattenveröffentlichungen als Leader und Sideman. Seit 1966 hielt sich Rolf Kühns 14 Jahre jüngerer und zuvor in Leipzig lebender Bruder, der Pianist Joachim Kühn, ebenfalls im Westen Deutschlands auf. Mittels einer Einladung nach Wien hatte sein Bruder ihn aus der DDR freibekommen. Die Brüder traten seitdem immer wieder gemeinsam auf.

Immer am Puls der Gegenwart

Ab Ende der 1960er Jahre komponierte er verstärkt für Filme und legendäre Fernsehserien wie PS, Tatort und Derrick. 2008 gründete er mit Christian Lillinger, Ronny Graupe und Johannes Fink das Ensemble Rolf Kühn & Tri-O. Mit dieser working band trat er anschließend bundesweit auf und legt weiterhin neue Alben vor. Auch als fast 90-Jähriger übte Kühn laut eigener Aussage noch täglich zwei Stunden auf seinem Instrument.

Suche