"Entwicklungshilfe" für die Kultur
nrwjazz erforscht die Situation des Jazz in NRW
Der Startschuss der empirischen Erhebungen für eine außergewöhnliche Studie ist gefallen. Ab sofort ist der online-Fragebogen für das Jazz-Publikum frei geschaltet (siehe unten). Die Jazzmusiker werden direkt angeschrieben.
Zum ersten Mal fördert ein Wirtschaftsministerium eine Studie über den Jazz.
"Die Situation des Jazz in NRW" lautet der Titel, unter dem bis Ende des Jahres die Jazzszene als Teil der Kreativwirtschaft in NRW unter die Lupe genommen wird. Die Studie will vor allem eins: Argumentationshilfen liefern. Und zwar für alle, die sich für eine bessere Förderung und mehr öffentliche Präsenz des Jazz in NRW stark machen – gegenüber den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung, aber auch bei potenziellen Sponsoren, Stiftungen und Entscheidern über die Art und Weise von Förderungen und die Vergabe von Fördermitteln. Die Studie leistet damit "Entwicklungshilfe" für die Jazzkultur in NRW.
Jazz in NRW ist mehr als eine Nische. Das oft beschworene Klischee von alten Herren, die in kleinen Runden in dunklen Kellern einer seltsamen musikalischen Passion nachgehen, passt bei näherer Betrachtung nicht mehr in die heutige Zeit. Monatlich finden auf den Bühnen in NRW über 200 Jazzkonzerte statt. Allein 30 Festivals stoßen auf beeindruckende Publikumsresonanz. Insgesamt sind geschätzte 1000 in NRW ansässige Jazzmusikerinnen und -musiker aktiv. In Köln und im Ruhrgebiet befinden sich zwei herausragende Hochschulen für den Jazz in Deutschland.
Die Studie will deutlich machen, dass hier durchaus wirtschaftliches Handeln stattfindet, das neben künstlerischen auch monetäre Werte schafft. Dafür werden Rahmenbedingungen und Aktivitäten der verschiedenen Gruppen wie Musiker, Veranstalter, Spielstätten, Labels, Studios und Publikum betrachtet. Sie alle sind Teil der Verwertungskette zwischen Anbietern (=Musiker) und Jazzinteressierten sowie den Multiplikatoren (=Konzertveranstalter, Ausbildungsstätten, Medien).
Was machen Musiker, um sich selbst zu vermarkten? Vermitteln Hochschulen genug Kompetenzen, damit ein freiberuflicher Künstler im Musikgeschäft (über-) leben kann? Tun Veranstalter das Richtige oder genug um ihre Hütte voll zu kriegen? Die künstlerische Qualität und Bedeutung des Jazz vorausgesetzt, geht es hier um Begriffe wie Arbeitsmarkt, Produktion, Marketing, Standortfaktor, Konsumenten, Kaufkraft und Selbständigkeit. Ebenso wird nicht eindimensional die soziale Situation von Jazzmusikern betrachtet.
Die Beantwortung und spätere Auswertung der online-Fragebögen erfolgt immer anonym! Die Fragebögen sind bequem online auszufüllen. Bearbeitungszeit ca. 5 Minuten. Die Studie wird im Januar veröffentlicht und ist für jedermann erhältlich.
NRWjazz freut sich schon jetzt auf über rege Teilnahme