Eine Feier der Generationen
Das 60. Jazzfest Berlin meldet ausverkaufte Ränge bei allen Konzerten
FOTO: Camilla Blake, Peter Garushkin, Roland Owsnitzki
Mit den tanzenden Grooves des zwölfköpfigen Andreas Røysum Ensemble aus Norwegen zur Late-Night im Quasimodo gingen am Sonntag, 5. November die vier Festivaltage der 60. Ausgabe des Jazzfest Berlin zu Ende. Alle Konzerte waren ausverkauft – über 7.000 Besucher*innen kamen zu den Konzerten im Haus der Berliner Festspiele, im Quasimodo, A-Trane und in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. Zahlreiche der 36 Projekte vom Duo bis zur Großformation wurden mit Standing Ovations gefeiert. Mit der 60. Edition des Festivals hat die künstlerische Leiterin Nadin Deventer viele generationsübergreifende Projekte – mit mehr als 220 Musiker*innen aus über 25 Ländern zwischen 9 und 85 Jahren – realisiert. Damit gibt sie auch einen Ausblick auf die kommende Jubiläumsausgabe zu 60 Jahre Jazzfest Berlin, die vom 31. Oktober bis 3. November 2024 stattfindet.
Auch Kinder waren beteiligt
Zu den Höhepunkten der 60. Ausgabe des Jazzfest Berlin gehörten im Haus der Berliner Festspiele das raumgreifende Eröffnungsprojekt „Apparitions“, bei dem erstmals Kinder als Musiker*innen beim Jazzfest Berlin beteiligt waren, die Duo-Auftritte von Alexander von Schlippenbach und Aki Takase, von Andrew Cyrille und Bill McHenry sowie die Trios um Gitarrist Fred Frith mit Susanna Santos Silva und Mariá Portugal sowie um Albert-Mangelsdorff-Preisträger Conny Bauer mit Hamid Drake und William Parker. Besonders gefeiert wurde das neue Werk „Simply Existing Surface“ von Henry Threadgill – ein Auftragswerk der Berliner Festspiele, das von seinem Ensemble Zooid und Silke Eberhards Potsa Lotsa XL mit Silke Lange als Dirigentin uraufgeführt wurde. Zwei weitere eingeladenen Großformationen versetzen den großen Saal in ganz gegensätzliche Stimmungen: „Circus“ von Paal Nilssen-Love brachte das Publikum mit einem virtuosen Auftritt zum Toben, während das Red Desert Orchestra von Eve Risser als wirkliche Verschmelzung von Musik verschiedener Kulturkreise den Saal verzauberte. Einen stimmungsvollen Abschluss der zahlreichen Projekte mit Einflüssen außerhalb Europas und den USA – wie Fuensanta Ensamble Grande, Nancy Mounir aus Kairo oder Marthe Lea Band – bildete der Auftritt der Gitarristin und Sängerin Joyce Moreno aus Brasilien am letzten Festivaltag im Haus der Berliner Festspiele.
Late Night Club Atmosphäre inclusive
Für „Sonic Dreams: Chicago“ mit den Formationen The Separatist Party um Schlagzeuger Mike Reed, Joshua Abrams Natural Information Society mit Special Guest Ari Brown und Bitchin Bajas wurde der Bühnenraum wie im letzten Jahr für das Publikum geöffnet und verwandelte sich in eine Late-Night-Club-Atmosphäre. Tosenden Applaus ernteten neue Stimmen aus den USA: aus Los Angeles Trompeterin Steph Richards mit ihrer Band, die Saxofonistin Zoh Amba aus New York mit den brasilianischen Musikern Vinicius Cajado und Mauricio Takara sowie Bassist Brandon Lopez, ebenfalls aus New York, im Trio mit Tom Rainey und Ingrid Laubrock.
In neuen Konstellationen und mit aktuellen Projekten begeisterten die Pianistin Sylvie Courvoisier mit Gitarristin Mary Halvorson im Duo, die Pianistin Kaja Draksler mit der Deutschlandpremiere von „matter 100“, die aus Polen stammende Pianistin Marta Warelis mit der Weltpremiere ihres neuen Albums „Waive“ und das Trio um Joanna Duda, ebenfalls aus Polen.
Neben dem Jazzfest ImproCamp – vom Jazzfest Berlin in Kollaboration mit den Jazzpilot*innen der Deutschen Jazzunion erstmals beim diesjährigen Jazzfest Berlin realisiert – wurde im Rahmen des Seminars „Artistic Leadership“ ein Austausch mit Musiker*innen des Festivals für Studierende der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin und der Universität der Künste, insbesondere des gemeinsamen Jazz Institut Berlin, angeboten. Die Konzerte des Jazzfest Berlin 2023 wurden von der ARD und Deutschlandradio aufgezeichnet und live oder zeitversetzt gesendet.
