Die Roboterinnen
Ein elektroakustisches Musiktheater
FOTO: Mira-Alina Schmidt, Frank Niehusmann
Das Ensemble Oper, Skepsis und Gleisbau (Essen) zeigt
in Koproduktion mit dem Kollektiv [mostly] harmless (Bochum)
sowie dott e.V. (Dortmund) und Eckart Pressler (Duisburg) das Stück Die Roboterinnen, Ein elektroakustisches Musiktheater.
"Die Roboterinnen" sind künstlerisch gestaltete, selbstfahrende Figurinen von Mira-Alina Schmidt, die in etwa von menschlicher Größe sind und den Bühnenraum musikalisch und choreographisch allein bespielen. In ihrem Inneren sind sie mit aktueller Robotik, Licht- und Klangtechnik ausgestattet, so dass sie als autonom bewegliche Automaten-Wesen agieren können.
Für diese mobilen Licht- und Klang-Objekte hat Frank Niehusmann eine Komposition geschaffen, deren Klänge weit in die Geschichte der elektronischen Musik zurückgreifen, als synthetische Sounds noch "Zukunftsmusik" waren und mit Versuchs-Apparaten voller geheimnisvoller Knöpfe und Regler und mit zweckentfremdeten Messinstrumenten der Rundfunk-Technikerzeugt wurden. Komponiert hat er die Musik zu "Die Roboterinnen" mit zeitgenössischen digitalen Rekonstruktionen eben derjenigen Apparate, die in den 50er Jahren im italienischen RAI Studio di Fonologia Musicale in Mailand bei Bruno Maderna und Luciano Berio Verwendung fanden - zusammen mit ebensolchen Rekonstruktionen von Apparaten des Kölner Studios für elektronische Musik beim Nordwestdeutschen Rundfunk aus der Zeit von Herbert Eimert, Werner Meyer-Eppler, Gottfried Michael Koenig und Karlheinz Stockhausen.
Maschinen-Stimmen mit technoidem Witz
Mal wie ein Chor in einer antiken Tragödie, mal in rabiat-witzigen Monologen tragen die Roboterinnen mit ihren musikalisch gestalteten Maschinen-Stimmen die teils schockierenden, teils auf technoidem Witz pointierten Texte vor, die Anna-Luise Binder ihnen geschrieben hat. Es geht darin um nicht weniger als die Rettung der Welt und die Frage, was eigentlich von der menschlichen Intelligenz zu halten ist, auf die wir immer noch so stolz sind.
Damit wird das Publikum in einen Strudel von Ideen und Fragen gezogen, die um Künstliche Intelligenz, Umweltzerstörung, Fortschrittsglauben, Psychologie und allerhand Zitate aus Literatur und Science-Fiction kreisen. Die berühmte "Fehlerquelle Mensch" ist dabei für die intelligenten Roboterinnen eine immerwährende Herausforderung: Sie sind selbstbewusste Maschinen und haben keine Angst vor gar nichts, außer vielleicht vor einer Menschheit, die ihnen diesen gemeinsam bewohnten Planeten kaputt machen könnte.
In einer computergenerierten Choreographie gleiten "Die Roboterinnen" mit und vor dem Publikum durch ihren inneren und äußeren Raum: Ihr synthetisches Kunst-Denken erklingt dabei als Komplex maschinell erzeugter Stimmen, Rhythmen und Melodien.
Die Roboterinnen: Uraufführung am 26. August 2022, Duisburg, Platzhirsch-Festival, Kirche St. Joseph am Dellplatz, 23 Uhr
Musik: Frank Niehusmann
Texte: Anna-Luise Binder
Roboterinnen/Choreographie/Bühne: Mira-Alina Schmidt
Dramaturgie: Gabriele Hammelmann
Gefördert von der Kunststiftung NRW und dem Regionalverband Ruhr
Weitere Aufführungen:
08.10.2022 Dortmund, .dott.werk
11.11.2022 Bochum, Rottstr5-Kunsthallen