PREVIEW BROETZ 23 IM CAFE ADA
FESTIVAL IM GEISTE DES GROSSEN JAZZINNOVATORS
Als vor zwei Jahren der Saxophonist und Klarinettist Peter Brötzmann seinen 80. Geburtstag feierte, wurde dies ein dreitägiges Riesenevent. Unter dem Motto “Brötz 80” bildeten die eingeladenen Musikerinnen und Musiker eine exquisite, internationale Besetzung – in ihrer Mitte selbst das “Geburtstagskinds” seinerseits einer der wohl weltweit einflussreichsten deutschen Jazzinnovatoren. Dieses Jahr wurde eine neue Ausgabe geplant unter dem schlichten Titel Brötz 23. Peter Brötzmann selbst war in diesem Jahr noch tatkräftig an der Programmierung für die zweite Ausgabe dieses intimen, persönlichen Festivals beteiligt.
Neues, Ungewohntes und manchmal Verstörendes
Am 22. Juni 2023 starb Peter Brötzmann unerwartet. Aber angesichts der “eweigen” Austrahlung dieses Jazzinnovators scheint es selbstverständlich, dass auch nach und trotz Brötzmanns Tod diese zweite Festivalausgabe großartig werden soll. Vom 29. September bis 1. Oktober ist es im Café ADA soweit: Musikerpersönlichkeiten, die weit über die “Wuppertaler Szene” hinausgehen, wollen demonstrieren, dass der von Brötzmann eingelöste freie Geist in der Musik ungebrochen weiterlebt. Brötzmann selbst hatte die Idee zu diesem zweijährigen Festival für freie Musik, welches keine Ensembles einlädt, die landauf und landab die Bühnen bespielen, sondern dafür innovative Künsterinnen und Künstler aufbietet, die während der drei Festivaltage Neues, Ungewohntes, bisweilen Verstörendes aufbieten. Kuratiert wird das Ereignis vom Verein Insel e.V. unter Federführung von Wolfgang Schmidtke.
Angesagt hat sich unter anderem Pablo Held aus Köln, den "DIE ZEIT" als Aushängeschild einer jungen Generation von Jazzmusikern aus Deutschland bezeichnet. Der in Berlin lebende Schlagzeuger Christian Lillinger, einer der innovativsten Geister in Sachen grenzenloser Musik kommt am Festivalsonntag nach Wuppertal. Bassist Peter Manderscheid, ehemaliger Leiter der Jazz- Abteilung an der Hochschule für Musik und Tanz Köln hatte intensiv mit Peter Brötzmann im “Wuppertal Jazz Workshop” zusammengearbeitet. Auch wird im Café ADA seinen Kontrabass auspacken. Einer der abenteuerlichsten Posaunisten ist Matthias Muche , der in seinem Spiel die sonoren Klangmöglichkeiten seines Instruments ausreizt und damit enge Bezüge zur Ästhetik der Klangkunst, der neuen Musik und des Jazz schafft. Schlagzeuger Etienne Nillessen hatte gerade auf der Ruhrtriennale ein aufregendes Liveset nur mit einer Snardedrum bestritten. Dass ein solcher Minimalismus eine kühne Komplexität nicht ausschließt, dürfte auch in Wuppertal Thema. Zum Lineup gehört auch der Chicagoer Vibrafonspieler Jason Adasiewcz. Nicht fehlen darf zudem die Berliner Sängerin und Vokalartistin Almut Kühne, ebenso der Wuppertaler Saxophonist Hans-Peter Hiby. Aus Schweden kommt der Tubuaspieler Per-Åke Holmlander, aus London der Gitarrist Steve Noble – außerdem sind dabei Uwe Oberg (Piano), Saxofonist Wolfgang Schmidtke und diverse andere weitere internationale Protagonisten. Kurzum: Um dieses Festival kommt niemand herum, der ästhetischen Freigeist ernst meint.