Besser, schlechter, genauso
Jahresrückblick der Livemusikbranche 2023
Die Jahresumfrage von backstage pro, des Profinetzwerkes für die Musikszene erfreute sich einer regen Teilnahme. Die detaillierte Auswertung der Fragebögen ergibt eine durchwachsene Bilanz über den Zustand der Livemusik-Szene im Jahr 2023. Es gibt positive Entwicklungen, aber auch Anlass zur Sorge. Die Zahlen sprechen für sich.
Die aktuelle Umfrage konzentrierte sich diesmal auf den Livesektor und liefert ein differenziertes Bild: 83 Prozent der Befragten gaben an, dass sie Musik als Hobby oder Nebenberuf betreiben. Knapp 17 Prozent sind hauptberuflich in der Live-Musik tätig und verdienen damit den Großteil ihres Lebensunterhalts. 60,7 Prozent der Teilnehmer treten mit eigenen Songs auf, während 39,3 Prozent Songs anderer Künstler performen, zum Beispiel als Cover- oder Tribute-Bands. Die meisten organisieren ihre Live-Gigs selbst. 93 Prozent kümmern sich eigenständig um das Booking, während nur knapp 7 Prozent mit einer Booking-Agentur zusammenarbeiten.
„Door-Deals sind weit verbreitet“
Die Bezahlung für Auftritte erfolgt in den meisten Fällen (36,8 Prozent) über eine vorher festgelegte Festgage. Das Gagenmodell des Doordeals ist ebenfalls weit verbreitet. 26,8 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sie dieses Modell bei einem Großteil ihrer Gigs anwenden. 20,4 Prozent erhalten eine Aufwandsentschädigung.
76,6 Prozent der Befragten sind neben ihrer Tätigkeit als Live-Musiker auch in anderen Bereichen der Musikbranche aktiv. 23,1 Prozent sind Komponisten oder Songwriter, 14,6 Prozent arbeiten im Studio- oder Aufnahmebereich und 10,9 Prozent bieten Dienstleistungen an.
Die Antworten auf die Frage, wie das Jahr 2023 verlaufen ist, waren sehr unterschiedlich. Etwa ein Drittel der Teilnehmer empfand das Jahr als schlechter als erwartet (34,1 Prozent), genauso wie erwartet (34,1 Prozent) oder besser als erwartet (31,8 Prozent). Es wurde außerdem gefragt, wie viele Gigs die Teilnehmer im Jahr 2023 gespielt haben. Knapp die Hälfte (47,4 Prozent) gab an, bis zu 10 Auftritte gehabt zu haben (24,9 Prozent bis zu 5 und 22,5 Prozent bis zu 10 Auftritte). 19,7 Prozent spielten zwischen 11 und 20 Gigs. Bei 9,8 Prozent lagen die Auftritte zwischen 21 und 35, bei 10,4 Prozent zwischen 45 und 60. 1,7 Prozent haben über 100 Shows gespielt.
Live-Szene in 2023 wurde wiederbelebt
Erfreulicherweise zeigt die Umfrage, dass die Live-Szene im Jahr 2023 wiederbelebt wurde. 44,5 Prozent der Teilnehmer gaben an, im Vergleich zum Vorjahr wieder mehr Gigs gespielt zu haben. Bei 30,6 Prozent waren es in etwa genauso viele Gigs. Allerdings spielten 24,9 Prozent der Teilnehmer im Jahr 2023 weniger Gigs als im Jahr 2022. Was die Bezahlung betrifft, gab es bei 54 Prozent der Teilnehmer keine Veränderung. Etwa ein Viertel (23,7 Prozent) erhielt pro Gig mehr Gage, während bei 22 Prozent die Gage geringer ausfiel als im Vorjahr. Die Besucherzahlen der Gigs zeigen ein positives Bild für die Liveszene. Die Hälfte der Teilnehmer (49,7 Prozent) berichtet von einer ähnlichen Besucherzahl wie im Vorjahr, 32,4 Prozent sogar von einer höheren.
Clubsterben, Kaufzurückhaltung, Inflation
Die größten Sorgen sind das Clubsterben, das von 29,4 Prozent der Teilnehmer genannt wurde, sowie die Auswirkungen der Inflation (17,9 Prozent), die Zurückhaltung des Publikums beim Kauf von Konzertkarten und Merchandise (17,7 Prozent) und die negativen Auswirkungen der schwachen Wirtschaftslage und der Zurückhaltung privater Arbeitgeber (13 Prozent). Trotzdem gab es auch zahlreiche Highlights im Jahr 2023. Ausverkaufte Gigs, Standing Ovations, die Möglichkeit vor großem Publikum zu spielen (z.B. auf größeren Festivals), neue Projekte, Veröffentlichungen, positives Feedback, ein Zuwachs an Fans und Anfragen sowie das Auftauchen der eigenen Musik in Playlists oder im Radio wurden als persönliche Highlights genannt. Viele waren auch dankbar, dass ihre Bands weiterhin bestehen konnten und einige beeindruckende Jubiläen gefeiert wurden.