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Am Fuß der Pyrenäen

Gruppenfahrt zum Marciac-Jazzfestival

Bonn, 22.03.2017

Jazzfans aus Bonn sind vom Rummel des North-Sea-Jazzfestivals genervt und entdecken das Marciac-Jazzfestivals. In diesem Jahr möchten sie ihre Begeisterung mit anderen teilen und organisieren Kurzerhand eine Gruppenfahrt. Wer will kann mit.

Die Gascogne ist für viele Dinge bekannt: für guten Wein und gutes Essen, D'Artagnan und die drei Musketiere, für ein sehr entspanntes Verhältnis zu jeder Art von Stress....aber die Jazzmusik bringt man nicht unbedingt mit der südwestfranzösischen Region in Verbindung.

Dabei ist Jazz-in-Marciac eines der größten und bedeutendsten Jazzfestivals Europas. Das zweiwöchige Event in dem kleinen Ort Marciac lockt jährlich Hunderttausende Besucher an den Fuß der Pyrenäen.

Georg nun besuchte uns nicht ursprünglich deswegen in Frankreich. Es war mehr die Ruhe und Entspannung, die Pferde und der gute Wein, die ihn regelmäßig hierher brachten. Aber die alte Liebe zum Jazz verband uns schon immer und so fragten wir uns eines Abends wie es wohl sein könne, dass dieses großartige Festival in Marciac in Deutschland so wenig bekannt sei. Von der Frage zum Plan war es dann nur ein kleiner Schritt. Wir nahmen uns vor, das zu ändern. Dieses grandiose Jazzfest unter südlicher Sonne musste den Leuten ganz einfach gefallen – wenn sie nur einmal davon wüssten. Immerhin trifft sich in Marciac alles was im Jazz Rang und Namen hat. Außerdem – und das macht einen Großteil der Atmosphäre aus -laufen tagsüber auf mehreren Bühnen und in vielen Kneipen Gratiskonzerte, Musiker tun sich zu spontanen Sessions zusammen und zwischendurch hocken alle bei Essern und Trinken in der Sonne zusammen.

Ich lebe seit zehn Jahren im Südwesten und habe seitdem kein Festival verpasst. Natürlich schaue ich mir nicht jedes Abendkonzert an. Die Bandbreite ist groß und nicht alles entspricht meinem Geschmack. Das Publikum ist so international wie die Musiker. Selbst aus Japan reisen regelmäßig kleine Gruppen an, um die beiden Marciacwochen nicht zu verpassen.

Nichts, aber auch gar nichts deutet auf all diese Aktivitäten hin, wenn man im Februar auf dem Marktplatz einen Kaffee auf der Terrasse nimmt. Das Leben ist beschaulich hier. Jean hat das Café von seinem Vater übernommen und ihm ist es egal, ob seine Gäste gerade von der Arbeit auf dem Feld oder von einem Auftritt auf der Bühne kommen. Er serviert lächelnd die Getränke und freut sich, dass im August für zwei Wochen die Bude jeden Tag voll sein wird. So sind die Gascogner, von denen nicht wenige die Region nie verlassen haben. Etwas, dass sie nicht als Manko empfinden. Auf eine email reagieren sie eher verspätet oder gar nicht. Der Anrufbeantworter gilt immer noch als der technisch letzte Schrei. Was nicht gleichbedeutend mit seiner Benutzung ist. Wenn es etwas zu besprechen gibt, bevorzugen sie hier den persönlichen Austausch von Mensch zu Mensch. Klar kann ich mittlerweile meine Konzerttickets online kaufen. Aber wenn es Fragen im Zusammenhang mit der Vorbereitung auf unseren Festivalurlaub zu klären gibt, dann muss ich die vierzig Kilometer in Kauf nehmen und hin. Und wenn alles geklärt ist, sitze ich bei Jean und trinke meinen Kaffee und finde es schade, dass Georg nicht hier ist, mit dem man so hervorragend über Musik, das Leben und Gott und die Welt reden kann. Im Sommer wieder.

Mehr Infos unter: www.jazz-in-marciac.de

Peter Clotten, der Organisator vor Ort in der Gascogne

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