Bild für Beitrag: Ein letztes Leuchten vor dem Aus | Preview Acht Brücken 2025
Bild für Beitrag: Ein letztes Leuchten vor dem Aus | Preview Acht Brücken 2025
Bild für Beitrag: Ein letztes Leuchten vor dem Aus | Preview Acht Brücken 2025
Bild für Beitrag: Ein letztes Leuchten vor dem Aus | Preview Acht Brücken 2025

Ein letztes Leuchten vor dem Aus

Preview Acht Brücken 2025

Köln, 11.05.2025
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Langevoort ©KölnMusik/Jörn Neumann - Kaija Saariaho ©Maarit Kytöharju/Fimic - Logo ©ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln

Ein Festival, das neben internationalen Spitzenensembles stets auch die profilierte neue Musikszene der Stadt Köln präsentiert und aus der Philharmonie hinaus in die Stadt geht, steht vor dem Aus. Aufgrund von Kürzungen findet ACHT BRÜCKEN wohl zum letzten Mal statt. Doch 2025 heißt es noch einmal „Licht", und wieder wird ein Festival mit mannigfaltigem Programm präsentiert. So beginnt das Festival mit einem vierteiligen Konzertabend in der Wolkenburg am 9. Mai, der ganz von Kölner Musikerinnen und Musikern gestaltet wird.

Im Zeichen des Lichts und im schatten der Kürzungen

Die geplante Komplettkürzung wurde Mitte Februar zunächst im Finanzausschuss bestätigt und dann vom Rat beschlossen. „Ohne die Unterstützung der Stadt", so die Pressestelle von ACHT BRÜCKEN am Tag nach der Entscheidung, „ist derzeit völlig fraglich, ob es weiterhin ein Festival für zeitgenössische Musik in Köln geben kann und welchen Umfang es haben wird. Die Beendigung der Finanzierung erfolgt in einer Zeit, in der Kunst als ein unschätzbarer Wert für Diskurs mehr denn je gebraucht wird, aber Kulturförderungen an allen Stellen wegbrechen."

ACHT BRÜCKEN gründet auf zwei bedeutenden Säulen: Der Stadt Köln und dem WDR, der einerseits große Uraufführungen für Orchester ermöglicht und zudem zu einer gewichtigen Präsenz des Festivals im Hörfunk führt. Das Festival baut auf innerstädtische Kooperationen mit vielfältigen Akteuren: Musikschaffenden, Veranstaltern und Unternehmen. Dabei ergänzen und bereichern die beiden Unternehmen ACHT BRÜCKEN GmbH und KölnMusik GmbH die kulturelle Landschaft der Stadt. ACHT BRÜCKEN geht zum Publikum in der Stadt: Es nutzt nicht nur die Kölner Philharmonie, sondern auch ungewöhnliche Konzertorte. Das Festival hebt Genregrenzen auf, flexibilisiert Konzertformate und bietet interdisziplinäre Vermittlungsangebote. Und: Es hält nicht nur städtisches Geld in der Stadt, sondern bringt zusätzliches Geld nach Köln. Für jeden Euro aus städtischem Budget akquiriert das Festival mittlerweile zwei weitere Euro von öffentlichen und privaten Förderern.

Kulturkürzungen stehen derzeit in ganz Deutschland für freie Szene wie feste Häuser gleichermaßen auf der Tagesordnung. Louwrens Langevoort betont in seinem Vorwort zum Festival: „Dabei sind Kunst und Kultur gerade in schwierigen Zeiten von elementarer Bedeutung für die Gesellschaft. ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln bildet eine bedeutende Säule für Köln als Hauptstadt der Neuen Musik."

„LICHT" und Porträt-Künstlerin Kaija Saariaho

Bei ACHT BRÜCKEN stehen immer die Musik, die Künstlerinnen und Künstler sowie ein Künstler-Porträt im Mittelpunkt. Das diesjährige Porträt widmet ACHT BRÜCKEN der 2023 verstorbenen finnischen Komponistin Kaija Saariaho. Licht und dessen Verbindung mit Klängen ist das zentrale Moment in vielen von Saariahos Kompositionen und somit auch das Motto gebende Thema von ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln 2025. Die Wirkung von Licht sowie „Sehen und Nicht-sehen" wird vielfältig einbezogen, indem das Festival einerseits mit Licht- sowie Hell- und Dunkeleffekten während der Konzerte arbeitet. Andererseits werden dem Publikum Angebote unterbreitet, sich verstärkt auf die Sinne Sehen und Hören zu konzentrieren. Dunkelheit ist das Gegenstück zum Licht. Dazu gibt es ein Projekt – doch Dunkelheit macht sich leider auch im Bereich Kultur breit.

Dieses Jahr findet das Festival auf alle Fälle statt: An zehn Festivaltagen werden rund 50 Programme und Begleitveranstaltungen mit Neuer Musik zum einen in der Kölner Philharmonie und in neun weiteren Spielstätten in der Stadt präsentiert, darunter 16 Uraufführungen und deutsche Erstaufführungen sowie eine Ausstellung und ein Film über die Porträt-Komponistin Kaija Saariaho. Außerdem eine interaktive Installation – die „Applausdusche" von Manos Tsangaris – sowie viele weitere besondere Programmpunkte. Ein digitales Programmheft mit ausgewähltem Bild- und Tonmaterial, Zusatzinformationen und multimedialen Inhalten ist im Vorfeld kostenlos zum Download verfügbar und kann am Konzertort noch per QR-Code heruntergeladen werden.

Zudem entscheidet bei ACHT BRÜCKEN 2025 das Publikum erneut, wie viel es für jedes Konzert bezahlen möchte. Ausgehend vom empfohlenen Normalpreis gibt es eine Option für diejenigen, die das Festival unterstützen möchten und sich Kultur leisten können, und eine Option für Menschen, die sich aufgrund der Kosten scheuen, Neues auszuprobieren oder wenig Geld für Konzerte ausgeben können.

Gefördert wird das Festival, zumindest noch einmal in diesem Jahr, von der Stadt Köln und dank der Unterstützung durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, das Kuratorium KölnMusik e.V., die Gerhard und Renate Baum Stiftung, die Brigitte-Wagner-Halswick-Stiftung, das Istituto Italiano di Cultura, den WDR sowie viele weitere Förderer, Sponsoren und Partner. Die Kulturstiftung NRW fördert das Festival bereits zum 15. Mal und betont, dass sie mit ihrer zukunftsorientierten Förderpraxis einen wichtigen Beitrag für die Bewahrung der kulturellen Vielfalt Nordrhein-Westfalens leiste. Sie ebnet Künstlerinnen und Künstlern, Ensembles und Institutionen Wege, ihre Konzepte und Vorhaben zu verwirklichen, und ermutigt sie dazu, Neues und Unerwartetes zu wagen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, und so bleibt nur zu hoffen, dass es mit ACHT BRÜCKEN weitergeht. „Mit unserem diesjährigen Festival-Motto ‚Licht' positionieren wir uns ebenso hoffend wie auffordernd in einer Zeit, in der das nicht nur ein frommer Wunsch ist", so Langevoort. Für 2025 heißt es ab dem 9. Mai sozusagen „Licht an!". Licht erzeugt auch Schatten - die Schattenbilder für das diesjährige Programm stammen von Vanessa Stratmann.

Kurzer Programm-Einblick

Auch im 15. ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln haben elektronische Werke selbstverständlich einen festen Platz. So am 15. Mai 2025 um 20 Uhr mit Martin Kohlstedt in der Kölner Philharmonie, der Klangwelten kreiert, die sich stets im Moment entfalten. Bereits vor gut zehn Jahren fand er durch Werke wie „Tag" und „Nacht" internationale Anerkennung.

Bereits am Eröffnungsabend am 9. Mai 2025 um 21 Uhr experimentiert auf dem Schulhof der Integrierten Gesamtschule Innenstadt das Duo Farah Wind und Helin Sezen Korkmaz in „Vadoze Zone" mit selbstgebauten Licht-Schall-Wandlern. Dabei verbinden sie ihre technischen Werkzeuge mit Transducern sowie Piezos mit Synthesizern und ihren eigenen Stimmen. Eine Stunde später tritt im Festsaal der Wolkenburg das Asasello Quartett mit dem Werk „Nymphéa" auf. Eine „Applausdusche" gibt es bereits um 10 Uhr am Eröffnungstag unter dem Vordach der Kölner Philharmonie mit einer interaktiven Installation von Manos Tsangaris. Mehrfach finden sich Konzerte mit Musik der Porträt-Künstlerin Kaija Saariaho, wie zum Abschluss „La Passion de Simone" in der Oper KölnStaatenhaus – mit dem Gürzenich-Orchester und dem Vokalensemble der Oper Köln.

Da ACHT BRÜCKEN auch 2025 an zehn unterschiedlichen Orten in Köln stattfindet, das Festival aber dieses Jahr einen Ort anbieten möchte, an dem sich alle vor dem Konzert treffen können, wurde der „frühe Vogel" erfunden: Vor allen Konzerten – mit Ausnahme der Konzerte beim Freihafen – können Besucherinnen und Besucher sich eine Stunde vor Konzertbeginn vor Ort einfinden und dort miteinander ins Gespräch kommen. Wer sich auf das Konzert einstimmen und/oder schon im Vorfeld mehr erfahren möchte, wird bei den meisten Konzerten die Möglichkeit haben, sich eines der digitalen Programmhefte herunterzuladen, mit denen dieses Jahr erstmalig auch multimediale Zusatz-Inhalte zum Konzertbesuch angeboten werden können, u.a. in Form von Audio-Einführungen. Einführungen vor Ort bieten zusätzlich eine ganz analoge Möglichkeit, neue Perspektiven kennenzulernen, tiefer einzusteigen und Fragen zu stellen. Die Teilnahme an den Einführungen ist frei, jedoch an eine Konzertkarte für das folgende Konzert geknüpft.

Der absehbare Verlust des größten Kölner Festivals für neue Musik ist in der Tat ein Debakel, sowohl für die lokale Musikszene als auch für das weltweite Renommee der Stadt als Motor der Gegenwartsmusik. Dieses Jahr findet ACHT BRÜCKEN unter dem Motto „Licht!" noch wie geplant in vollem Umfang vom 9. bis 18. Mai statt.

Konzertkarten können online, über die Festival-Hotline 0221 280 281 oder an der Konzertkasse der Kölner Philharmonie erstanden werden. Für Spätentschlossene gibt es meist an der Abend-/Tageskasse noch Karten; diese öffnet eine Stunde vor Konzertbeginn. Hinweis: Hier wie auch generell an der Konzertkasse kann nur bargeldlos gezahlt werden.

WEITERE INFOS 

Suche