Abschiedskonzert mit Jin Jim
FineArtJazz zieht sich aus Dorsten zurück
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Jin Jim
Wie schade ist das denn! In Dorsten, einer kleinen Ruhrgebietstadt haben in den letzten Jahren zahlreiche Konzerte mit internationalen Künstlern, Künstlerinnen und Formationen ein dankbares Publikum gefunden – insgesamt waren es 40 an der Zahl. Der Standort ist günstig. Es gibt begeisterte Jazz-Fans und sogar die Lokalpresse (nicht mehr selbstverständlich heute) gibt der Kultur einen würdigenden Resonanzraum. Das zieht auch viel überregionales Publikum an. Aber das wird jetzt erstmal Geschichte sein: Der Auftritt der Band Jin Jim am kommenden Samstag (14.10.) ist der letzte im Rahmen der Konzertreihe FineArtJazz am Standort Dorsten.
Der Veranstalter PublicJazz zieht sich aus Dorsten zurück, da nach dessen Meinung keine Grundlage mehr für eine Zusammenarbeit mit der Stadt bestehe. Konzerte veranstalten kostet viel Zeit, Kraft und auch Geld. Zwar habe die Mannschaft vom sozio-kulturellen Zentrum LEO im CreativQuartier Fürst-Leopold tatkräftig und (vermutlich zum größten Teil ehrenamtlich) bei jedem Konzert mitgeholfen. Von Seiten der Stadt mangele es aber an der Wertschätzung im Ganzen, vor allem an Entgegenkommen, auch finanzieller Natur. Für vieles muss sogar noch draufgezahlt werden, etwa für das Hängen von Plakaten. Ein ewiges Thema, wenn es um die Wahrnehmbarkeit von hochwertigen Angeboten der freien Kulturszene angeht.
Da kommt wohl auch wieder als mutmaßlicher Zankapfel zwischen PublicJazz und der Stadt Dorsten das ewige Thema einer Ungleichbehandlung zwischen kommunal getragenen und ehrenamtlichen Kulturaktivitäten und vermeintlich „kommerziellen“ Angeboten ins Spiel. In letztere Ecke fühlt sich die Agentur PublicJazz hier zu Unrecht gedrängt. Kommerzielle Kulturveranstalter bringen zum Beispiel selten Fördermittel mit, um überhaupt hochkarätige Kulturangebote jenseits des Mainstreams durchzuführen. Von Seiten einiger Lokalpolitiker wird jetzt mit merkwürdigen Schutzbehauptungen die Leistung dieser Konzertreihe, auch für das Image von Dorsten, kleingeredet ("das ist ja nur eine Nische"), um zu „mauern“ und mangelnde Unterstützung zu rechtfertigen.
Andere Städte, in denen FineArtJazz-Konzerte stattfinden, machen vor, wie es besser geht – etwa, in dem sie ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellen oder Werbung in Eigenregie schultern. Letztlich geht es um Einsicht. Nämlich darin, dass Kulturereignisse mit überregionaler Reichweite jede Kleinstadt imagemäßig aus dem Provinziellen herauszuheben in der Lage sind.
Egal jetzt - am Samstag wird noch einmal richtig abgefeiert. Der virtuose Jazzrock von Jin Jim will noch einmal ein echtes Live-Feuerwerk abbrennen. Dafür zeigt der kraftvolle Schlagzeuger Nico Stallmann verantwortlich, ebenso der charismatische Flötenspieler Daniel Manrique-Smith. Bereits im Juni 2015 waren Jin Jim als noch ganz junge Band bei FineArtJazz auf dem Nordsternturm und ein Jahr später als eins der ersten FineArt-Konzerte in Dorsten. Mehrere 100 Konzerte später kehren sie als eine der erfolgreichsten Jazz-Rock-Formationen zurück. Ihr Sound erinnert nicht selten an Jethro Tull. Packende Meldodien, kraftvoller Sound und vor allem großartige Virtuosität sind mittlerweile ihr besonderes Markenzeichen. Bei FineArtjazz präsentieren sie die aktuell erschienene CD "New Choices".