Kein Platz für Antiziganismus!
Heute ist internationaler Tag der Roma
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Tore Saetre
Heute wird der Internationale Tag der Roma gefeiert, um die reiche Kultur und die bedeutenden Beiträge der Roma-Gemeinschaft - auch im Jazz - zu würdigen. Unter dem Motto "Einheit und Respekt" versammeln sich Menschen weltweit, um Solidarität zu zeigen und auf die anhaltenden Herausforderungen hinzuweisen, denen die Roma-Gemeinschaft gegenübersteht.
Seit 1990 wird am 8. April der Internationale Tag der Roma begangen. Er erinnert an den 8. April 1971, als in London der Erste Welt-Roma-Kongress stattfand. Damals gründeten Vertreter der Roma aus mehreren europäischen Ländern in London den Welt-Roma-Kongress. Es ging um die Situation der Roma, um Diskriminierung und Verfolgung und um die Ablehnung diskriminierender Bezeichnungen wie „Gypsy“ und „Zigeuner“. Flagge und Hymne der Roma wurden als wichtige Symbole der weltweiten Roma-Bürgerrechtsbewegung bestimmt. 1982 wurde der 'Zentralrat Deutscher Sinti und Roma' mit Sitz in Heidelberg gegründet, 2022 Mehmet Daimagüler zum ersten Antiziganismus-Beauftragten Deutschlands ernannt.
Im letzten Jahr schrieb die Generalsekretärin des Europarates, Marija Pejčinović Burić, in einer Erklärung:
„Während wir am 8. April den Internationalen Tag der Roma begehen, bleibt der Europarat entschlossen, Antiziganismus und Diskriminierung gegenüber Roma und Fahrenden zu bekämpfen. ....
Sei es in der Schule oder am Arbeitsplatz, viele Roma und Fahrende unterschiedlicher Herkunft sind mit intersektioneller Diskriminierung konfrontiert und stoßen auf soziale Hemmnisse und Vorurteile, welche die Ausübung ihrer Rechte und ihre wirksame Teilhabe am öffentlichen und politischen Leben erschweren. Wenn die öffentliche Politik derartige Faktoren nicht berücksichtigt, sind diese Gruppen noch gefährdeter. ...
Die Geschichte, Kultur und Identität der Roma sind mit der europäischen Gesellschaft untrennbar verbunden. Die Roma leisten nicht nur einen Beitrag zu Europa, sondern sind Teil unseres modernen Kontinents und sollten anerkannt werden. Wir müssen die Vielfalt achten, damit jedes Leben entsprechend gewürdigt wird. Dazu dienen die Menschenrechte.“ Das ist in der aktuellen politischen Situation besonders wichtig, in der totgeglaubte Strömungen wie Antisemitismus und Antiziganismus wieder an die Oberfläche drängen. Mit dem Aktionstag wird auf die weiterhin bestehende Diskriminierung hingewiesen, doch auch die Kultur der Roma und Sinti wird gefeiert.
Im Februar ist der Geiger Martin Weiss verstorben
Im Jazz war Antiziganismus nie ein Thema, hat doch Django Reinhardt zusammen mit dem Violinisten Stéphane Grappelli den ersten europäische Jazzstil begründet. Aus dem New-Orleans-Jazz der 1920er Jahre, aus den französischen Walzern (valses musettes) und aus der traditionellen Spielweise der Sinti entstand der Gypsy Swing, auch als "Gypsy Jazz" oder "Jazz Manouche" bekannt. In der Nachfolge von Django Reinhardt hat sich eine der bekanntesten Jazz Familien Europas, eine Art 'Musikerdynastie', entwickelt, die seitdem den Jazz bis heute prägt. Markus Reinhardt verwendet dabei den Begriff "Zigeunermusik" ganz bewusst als Ausdruck neuen Selbstbewusstseins, obwohl der Ausdruck von den Nazis missbraucht wurde.
Zahlreiche Gitarristen und Violinisten mit Namen Reinhardt sehen sich in der Nachfolge von Django, doch auch andere Muskier wie Biréli Lagrène stehen in dieser Tradition. Lulo Reinhardt und andere kombinieren den klassichen Gypsy Swing mit Stilen aus dem Latin-Bereich, dazu muss man nicht aus einer Roma- oder Sinti-Familie kommen, wie man bei Joscho Stephan deutlich sieht. Weiss ist der Familienname einer anderen Sinti-Familie aus dem Stamm der Biale, die mit Häns´che Weiss bekannt wurde. Kussi Weiss, Romani Weiss und der Geiger Martin Weiss gehören dazu. Martin Weiss ist Ende Februar dieses Jahres verstorben.
I've found a new baby - Chapeau Manouche feat. Martin Weiss (links) und Janko Lauenberger
Aufgenommen in der Kulturetage Oldenburg am 6. März 2015
https://martinweiss.info/