18. DARMSTÄDTER JAZZFORUM
'Destination unkown: Die Zukunft des Jazz'
Unter dem Oberthema 'Destination Unknown: Die Zukunft des Jazz' lädt das Jazzinstitut Darmstadt vom 27. bis 30. September 2023 alle Brancheninsider, aber auch sonstige Musikinteressierte zum Darmstädter Jazzforum ein. Seit 1989 tagt das Darmstädter Jazzforum alle zwei Jahre. Unter der Leitung von Wolfram Knauer steht jedes Forum unter einem anderen Oberthema. Auch in diesem Jahr gehören zum Fachkongress eine Konzertreihe, ein Workshop und eine Ausstellung. Alles wird in den ‚Darmstädter Beiträgen zur Jazzforschung‘ dokumentiert, die jeweils im Jahr danach veröffentlicht werden.
„Der Jazz blickt auf eine über hundertjährige Geschichte zurück, in der er immer wieder totgesagt wurde, um gleich darauf mit neuen Sounds wiederzuerstehen. Er hat das Bild US-Amerikas im 20sten Jahrhundert geprägt, er hat die populäre Musik beeinflusst, er hat Musiker:innen überall auf der Welt inspiriert eigene Wege zu gehen. Er hat dabei der westlich geprägten Kunstmusik ein alternatives Konzept gegenübergestellt, das individuelle Kreativität nicht nur bei einzelnen Komponist:innen, sondern bei allen Musiker:innen des Ensembles verortet. Ein Grund dafür, warum der Jazz so produktiv und lebendig blieb, ist die Tatsache, ist diese Musik weniger ein Genre als vielmehr eine musikalische Praxis ist, die von jeder Generation, von Künstler:innen unterschiedlichster Herkunft und kultureller Traditionen jeweils neu interpretiert werden kann.“
Unter diesem Motto soll beim Darmstädter Jazzforum der Blick nach vorne gewagt werden. Was macht diese musikalische Praxis alles möglich macht und wo sind ihrer Grenzen? Diskutiert wird über die Balance zwischen Respekt vor den Ursprüngen des Jazz als einer afro-amerikanischen Kunstform und den Aufgaben einer aktuellen Avantgarde, eben über die Rolle, die Jazz innerhalb der Diskurse der Zeit und der Region, in der er rezipiert wird, einnimmt. Thema ist auch die Zukunft der Tonträger- und Streamingindustrie, die Aufgabe von Radio, Internet oder Podcasts, und die Zukunft einer Ausbildung, die nicht nur künftige Jazzmusiker:innen im Blick hat, sondern kreative Musik als Ganzes. Es geht auch um die Nachhaltigkeit in allen, diese Musik betreffenden Bereichen, ebenso um das Bewusstsein der Jazzszene für Themen wie etwa Klimaneutralität, Geschlechtergerechtigkeit, Diversität. Welche Aufgaben kommen dem “Jazz” als einer Idee und musikalischen Praxis in einer Welt zu, in der sich Genregrenzen zusehends verwischen?
DONNERSTAG, 28.9.2023: PAST AND FUTURE
André Doehring überlegt, ob der Jazz nicht immer schon die Frage nach der Zukunft in sich getragen hat. Harald Kisiedu nimmt Theo Crokers Aussage “Jazz is dead” zum Anlass zu fragen, wie oft der Jazz schon totgesagt wurde und wie sich dieser Diskurs in einem größeren historischen Kontext lesen lässt. In ersten Roundtable geht es um die Frage “Jazz – aber für wen eigentlich?”, darum ob der Jazz tatsächlich unsere gegenwärtige Gesellschaft abbildet bzw. was zu tun ist, um ihn noch stärker als eine Musik der Offenheit und des Aufeinanderhörens zu positionieren.
FREITAG, 29.9.2023: ANCIENT TO THE FUTURE und WAS WÄRE WENN?
Richard Herzog erklärt, wie wichtig die Idee der Traditionsverbundenheit in der Musik junger afro-amerikanischer Musiker:innen wie Matana Roberts und Moor Mother ist. Magdalena Fürnkranz wirft einen Blick auf den Afrofuturismus als historisches Konstrukt und Antriebsfeder für aktuelle Musik und stellt dabei eine Verbindung zwischen Sun Ra und Janelle Monáe her. Bettina Bohle fragt, inwieweit sich “Jazz” nicht oft selbst im Wege steht.
Der Saxophonist
Niels Klein
und die Flötistin Jorik Bergman machen sich gemeinsam Gedanken darüber, was Zukunft für sie und für ihre jeweilige Musik bedeuten mag. Der Saxophonist Frank Gratkowski fragt, was Jazz ist und was aus ihm werden könnte. Im zweiten Panel des Jazzforums fragen wir unter der Überschrift “Macht Platz!” danach, wo sich die Zukunft der Musik gestalten lässt.
SAMSTAG, 30.9.2023: AM WANDEL MITWIRKEN
Teresa Becker fragt, welche Rolle Musiker:innen bei dem Zukunftsthema überhaupt spielen können: der nachhaltigen Entwicklung. Monika Herzig berichtet von der kürzlich erschienenen Sammlung “New Standards”, die Kompositionen speziell von Musikerinnen enthält, und fragt, wie der Weg zu einer Geschlechtergerechtigkeit im Jazz aussehen könnte. Der Basler Bassist Kaspar von Grünigen stellt die “Volksinitiative für mehr Musikvielfalt” als eine Aktion aus der Schweizer Basis heraus.
Die letzten Darmstädter Jazzforen befassten sich mit den Themen 'Jazz@100' (2017), 'Positionen! Jazz und Politik' (2019), 'Roots | Heimat. Wie offen ist der Jazz?' (2021)
Man kann auch dieses Mal die Vorträge live verfolgen: