Absagen wegen Corona-Virus
Deutscher Musikrat und BDKV fordern Hilfsprogramme
„Die Musikbranche ist bedroht. Während für andere Veranstaltungen Auffangprogramme bestehen, gibt es für Veranstalter von Live-Konzerten keinerlei dieser Werkzeuge. Heißt, der Veranstalter bleibt auf seinen Kosten sitzen. Das geht so definitiv nicht. Für diese Situation müssen Lösungen gefunden werden.“ Dieses Statement des Musikers Sven Kehrer bringt die Verunsicherung vieler Kulturschaffender in diesen Tagen auf dem Punkt. Aus Angst vor der Verbreitung des Corona-Virus werden zunehmend Großveranstaltungen abgesagt.
Auch für kleinere Veranstalter, ebenso für MusikerInnen wird die Planungsunsicherheit zunehmend ein Problem. Nach Informationen des BDKV, des Bund Deutscher Konzertveranstalter wird deutsche Livebranche aber vorerst keine Wirtschaftshilfe vom Bundeswirtschaftsministerium erhalten, um die befürchteten Verluste durch die zunehmende Verbreitung des Coronavirus auszugleichen. Der BDKV hatte sich in der letzten Woche mit der Frage nach möglichen Wirtschaftshilfen im Falle zunehmender Konzertabsagen und einbrechender Ticketverkäufe durch den Coronavirus an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) gewandt. "Für den Fall der Fälle benötigen wir dringend ein Hilfeprogramm, welches schnell greifen muss", so Prof. Jens Michow, geschäftsführender Präsident des BDKV.
Bisher will Altmaier nach Angaben der Welt noch auf Konjunkturprogramme verzichten. Laut Bundesfinanzminister Olaf Scholz verfüge die Bundesregierung jedoch über die Möglichkeit, im Falle von "schweren Verwerfungen in der Weltwirtschaft" aufgrund der Beeinträchtigungen von Märkten und Produktionsstätten "schnell, entschieden und stark" zu reagieren. Gleichzeitig gab eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums an, der Absage von Großveranstaltungen – wie jüngst der ITB – gehe eine sorgfältige Prüfung voraus. Für Rückfragen haben man außerdem eine Hotline eingerichtet. Die Absage der ITB war laut Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci eine Einzelfallentscheidung. Bisher müsse nicht grundsätzlich jede Veranstaltung abgesagt werden, jedoch stehe der Schutz der Bevölkerung stets an erster Stelle.
Nachdem in Norditalien und der Schweiz größere Musik- und Sportveranstaltungen nicht mehr stattfinden durften, warnte der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV) in einer Stellungnahme vor den verheerenden Folgen der Verbreitung des Coronavirus auch für die deutsche Live-Branche. Prof. Jens Michow mahnte an: "Wir beobachten bereits seit einigen Tagen einen erheblichen Einbruch bei den Kartenverkäufen und Inhaber von Karten versuchen zunehmend, diese gegen Erstattung des Eintrittsgeldes zurückzugeben. Sofern wir zukünftig Veranstaltungen aufgrund behördlicher Anordnungen ausfallen lassen müssen, droht zahlreichen Veranstaltungsunternehmen der wirtschaftliche Kollaps."
Auch der Deutsche Musikrat (DMR) fordert im Hinblick auf die Absage der Musikmesse die Bundesregierung dazu auf, die deutsche Musikbranche mithilfe eines Auffangprogramms abzusichern. Prof. Christian Höppner, der Generalsekretär des Deutschen Musikrates: "Etliche kleinere und mittelständische Unternehmen, selbstständige Musikerinnen und Musiker sowie Konzert- und Tourneeveranstalter bangen derzeit durch eine Reihe von abgesagten Veranstaltungen um ihre Existenz. Nun ist die Bundesregierung gefordert, ein Auffangprogramm aufzulegen, um Arbeitsplätze im Musikleben zu sichern und soziale Härten zu vermeiden."
Quelle: backstage pro – das Profinetzwerk für die Musikszene https://www.backstagepro.de/