Сергій Жадан
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: commons.wikimedia.org/wiki/File:2022.08.17.
Сергій Жадан (Serhii Zhadan) heißt der neue Preisträger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Nicht überraschend, dass ein Ukrainer dieses Jahr den Preis bekommt. Er erhält ihn „für sein herausragendes künstlerisches Werk sowie für seine humanitäre Haltung, mit der er sich den Menschen im Krieg zuwendet und ihnen unter Einsatz seines Lebens hilft“ (Jurybegründung).
Zhadan hat u. a. den Roman Die Erfindung des Jazz im Donbass geschrieben, in dem allerdings von Jazz nur selten die Rede ist. Doch er ist auch mit Musik unterwegs und tourt derzeit mit seiner Band 'Жадан і Собаки' durch die Lande. Dabei sammelt er Geld für Hilfsgüter, Geräte und Medikamente für die ukrainische Armee. Auch dafür bekommt man heutzutage den Friedenspreis, aber das sind wohl Widersprüche, mit denen wir im Moment leben müssen.
In den Nullerjahren arbeitete Zhadan mit der Acidjazz-/Rockband Luk zusammen, 2007 wurde er festes Bandmitglied bei „Sobaky v kosmosi“ („Hunde im Weltall“) in Charkiw, später in 'Zhadan I Sobaky' umbenannt.
Die Band spielt oft Ska und erinnert dabei manchmal an die französische Gruppe Les Caméléons. An der Front hat die Band für die Soldaten gespielt. Meist waren diese Auftritte spontane, hektische, gefährliche Aktionen. Viele Texte haben einen sozialen Hintergrund und stammen von Zhadan, so auch METRO, das von den Kindern in Charkiw handelt:
METRO
Der Junge aus Saltivka, dessen Haus niedergebrannt ist,
Der U-Bahn-Zweig ist tiefer als die meisten Meere,
Eine Taschenlampe in der Tasche, eine U-Bahn voller Mut,
Der Herr verbringt die Nacht mit dir an der Metrostation.
Ein Mädchen aus dem Lyzeum, das aus Novy Domy kam,
Niemand konnte es dir sagen und ich auch nicht
Niemand hat erklärt, warum dieses Viertel brennt.
Aber das Herz Ihres Kindes ist stärker als Metall.
Chor:
Wütende und fröhliche Kinder der Keller von Charkiw,
Kinder, die in den Tiefen der U-Bahn leben.
Die Welt, die das alles sah, wurde grau und gealtert.
Aber Liebe ist Arbeit und wir müssen diese Arbeit jeden Tag tun.
Lass es ruhig sein, lass die Stadt mit einem Flügel bedeckt sein.
Die Stadt wird sich einsetzen, die Stadt wird die Wärme teilen,
Ich gieße dir meinen heißen Tee aus einer Thermoskanne ein.
Auch du wirst ihn wärmen können, wenn du groß bist.
Erstaunliches Wissen über die Unterscheidung der Ausgänge von Waffen.
Das Handy der Mutter, die alte Automatte des Bruders,
Diese U-Bahn, die dir Hoffnung gibt
Irgendwo tief im Bahnhof schlägt dein Herz.
(übersetzt mit translate.google.de, Text von Serhii Zhadan)
Die Verleihung des Friedenspreises findet am Sonntag, 23. Oktober 2022, in der Frankfurter Paulskirche statt und wird live um 10.45 Uhr in der ARD übertragen.
mehr Infos unter https://taz.de/Friedenspreistraeger-Serhij-Zhadan/!5885502/