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Jazz und Politik

Die neunte Ausgabe des Peng-Festivals läuft

Essen, 26.09.2025
FOTO: Bildquelle: WDR

Vom 26. bis 28. September verwandelt sich das Maschinenhaus Essen erneut in einen Ort musikalischer Innovation und gesellschaftlicher Reflexion. Das PENG Jazzkollektiv präsentiert die neunte Ausgabe seines Festivals – und kann dabei eine ganz besondere Auszeichnung feiern.

Deutscher Jazzpreis würdigt wegweisendes Engagement

Es ist eine Anerkennung, die das PENG Jazzkollektiv um Barbara Barth , Marie Daniels , Maika Küster und Mara Minjoli mit besonderem Stolz erfüllt: Der Deutsche Jazzpreis 2025 würdigt ihr außergewöhnliches Engagement für die Förderung von Frauen und anderen in der Jazzszene unterrepräsentierten Musikerinnen und Musikern sowie ihre konsequente Arbeit gegen strukturelle Benachteiligung in der Musikszene. Diese höchste deutsche Auszeichnung im Jazz unterstreicht die gesellschaftliche Relevanz eines Festivals, das von Anfang an mehr sein wollte als nur eine Präsentation herausragender Musik.

"Wir möchten mit dem PENG Festival einen Rahmen schaffen, der frei ist von jeglichen Strukturen der Unterdrückung, Macht und Dominanz", formuliert das Kollektiv seine Vision. Was 2017 als Initiative zur Förderung unterrepräsentierter Frauen im Jazz begann, hat sich zu einem umfassenden Statement für Solidarität und Gleichberechtigung entwickelt. Der Deutsche Jazzpreis ehrt damit nicht nur musikalische Exzellenz, sondern auch den Mut, Jazz als Medium gesellschaftlicher Veränderung zu begreifen.

Drei Tage zwischen Tradition und Innovation

Das diesjährige Programm spiegelt die Vielfalt wider, für die das PENG Festival steht. Den Auftakt am Freitag macht CPHD, das neue Projekt von PENG-Mitbegründerin Maika Küster. Gemeinsam mit Musikern aus ihrer Kopenhagener Studienzeit – darunter Violinistin Lone Aagot Meinich, Trompeter Ruhi-Deniz Erdogan, Bassist Petter Asbjørnsen und Pianist Benedikt ter Braak – entwickelt sie eine klanglich vielschichtige Musik zwischen "improvisierter Poesie und struktureller Klarheit". Die Presse spricht bereits von "magischen Klängen" und "faszinierender Vielseitigkeit".

Ebenfalls am Freitag präsentiert Emily Wittbrodt ihr Projekt "Wearing Words" – ein faszinierendes Experiment zwischen klassischer Ausbildung und zeitgenössischer Improvisation. Die Cellistin, die ursprünglich Melodien mit "Blindtext"-Wörtern füllte, um die Form zu bewahren, bringt gemeinsam mit Sandro Hähnel, Shabnam Parvaresh (Klarinette) und anderen Musikern improvisierte, lebendige Arrangements auf die Bühne, die ihrer Musik eine barocke Note verleihen.

Der dritte Gig des Freitagabends gehört der Berliner Multi-Instrumentalistin Lucy Liebe, die Jazz- und Beatmusik-Einflüsse durch einen queeren Blick neu interpretiert. Ihr alternativer R'n'B setzt sich intensiv mit Queerness, Transness, Trauma und Liebe auseinander – ein Sound, der perfekt zur inklusiven Philosophie des Festivals passt.

Das Ingen Navn Trio um Saxophonistin Inga Rothammel führt die Zuhörer beim ersten Konzert am Samstag von verträumten Melodien zu wilden rhythmischen Parts. Mit ihrem für den Deutschen Jazzpreis nominierten Debüt "Elewha" und dem Nachfolger "ALTARA" verbinden sie die Freiheit des Jazz mit Dance/Pop-Energie und Elementen aus Punk, Techno und Drum 'n' Bass.

Wanderer zwischen den Welten

Eine besondere Duobesetzung prägt das mittlere Konzert am Samstagabend mit der Sängerin Saadet Türköz und dem Posaunisten Nils Wogram. Die Sängerin, die in kasachisch und türkisch singt und "in den Sprachen der Phantasie", verkörpert wie kaum eine andere die grenzüberschreitende Kraft der Musik. Gemeinsam mit Posaunist Wogram schöpft sie aus den Tiefen der Überlieferung und ist dabei ganz gegenwärtig – ein perfektes Beispiel für die emotionale Erneuerung aus dem Geist der Tradition.

Den Abschluss bildet das Trio otherMother mit seiner rhythmischen Klangsymbiose aus akustischen und elektronischen Elementen. Judith Schwarz (erweitertes Schlagzeug), Arthur Fussy (Modular Synthesizer) und Jul Dillier (präpariertes Klavier) loten mit unkonventioneller Besetzung die Grenzen musikalischer Genres aus.

Familientag mit gesellschaftlicher Dimension

Eine Programmänderung ergab sich für den Sonntag: Der Workshop von Sara Hassan zum Thema "Muster von Machtmissbrauch in der Musik"fällt krankheitsbedingt aus.  verbindet die gesellschaftskritische Ausrichtung des Festivals mit praktischer Aufklärungsarbeit .Das anschließende Kinderkonzert von Metromara findet aber statt ud richtet sich an Familien mit Kindern ab vier Jahren – der Eintritt für Kinder bis zwölf Jahre ist frei.

Mehr als ein Festival

Mit der Verleihung des Deutschen Jazzpreises erhält das PENG Festival die verdiente Anerkennung für seine wegweisende Arbeit. Das Festival zeigt immer wieder neu, dass Jazz im 21. Jahrhundert mehr sein kann als nur Musik – er kann Medium für gesellschaftlichen Wandel sein, Raum für unterrepräsentierte Stimmen schaffen und eine Vision von Gleichberechtigung und Solidarität vermitteln.

PENG Festival 2025
26.-28. September 2025
Maschinenhaus Essen
Anmeldung für Workshop und Kinderbetreuung: mail@peng-festival.de

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