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Hochschule für Musik und Tanz Köln

Kölner Professor auf Platz 8 der AFD-Liste zur Europawahl

Köln, 19.05.2024
TEXT: Heinz Schlinkert | 

Musik ist international – heißt das, dass auch Musiker weltoffen sind und jede Art von Nationalismus ablehnen? Leider nein.
Dr. Hans Neuhoff ist seit 2004 an der Hochschule für Musik und Tanz Köln beschäftigt als Professor für Soziologie und Psychologie der Musik. 2017 trat er in die AfD ein, seit 2019 ist er Mitglied der Bundesprogrammkommission und des Bundesfachausschusses „Außen- und Sicherheitspolitik“ der Partei, seit 2022 Mitglied des AfD-Landesvorstands Nordrhein-Westfalen. Außerdem hat er einen der beiden Sitze im Bonner Stadtrat inne. Beim aktuellen Europa-Wahlkampf kandidiert er auf dem aussichtsreichen Platz 8 der AFD-Liste.
Dabei scheint Neuhoff fremden Kulturen durchaus aufgeschlossen zu sein. Nach einer musikalischen Ausbildung (Violine und Tabla) in Deutschland und Indien studierte er u. a. Musikwissenschaft an der TU Berlin und Indische Philologie an der FU Berlin. Seine Frau stammt aus Burkina Faso.
Doch wie geht das zusammen? Das fragt man sich oft bei der AFD, z. B. wenn Alice Weidel in einer lesbischen Beziehung mit ihrer Frau mit Wurzeln aus Sri Lanka zusammenlebt, Beatrice Storck aber das längst überkommene Familienideal mit klassischer Arbeitsteilung von Mann und Frau hochhält. Neuhoff schafft diesen Spagat in seiner eigenen Person: einerseits befasst er sich beruflich mit fremden Kulturen, andererseits hält er politisch die ‚deutsche Leitkultur‘ hoch und engagiert sich in der rechtsradikalen Partei AFD .

‚Fit4Return’ und ‚Einheit und Stärke nach außen‘

Neuhoff forderte anfangs nicht massive Abschiebungen und sprach nicht offen von ‚Remigration‘, sondern gab sich eher fürsorglich. 2018 erläuterte er im NRW Landtag einen Antrag der AFD Fraktion, in dem gefordert wurde, Flüchtlinge auf die Rückkehr in ihre Heimatländer vorzubereiten: ,,Fit4Return / Heimat mit Zukunft - Vom Geflüchteten zum Aufbauhelfer" sollte das Programm heißen. An anderer Stelle wurden Sprachkurse für Flüchtlingskinder in deren Muttersprache gefordert, um sie besser auf die Rückkehr bzw. Abschiebung vorzubereiten.

In seiner Bewerbungsrede auf dem AfD-Parteitag in Magdeburg im Sommer 2023 schlug Neuhoff andere Töne an und forderte ein reduziertes ‚Europa der Vaterländer‘. Die europäischen Grenzen sollten geschlossen werden, um „kulturfremde Versorgungszuwanderung“ zu verhindern. Von der „Bewahrung europäischer Kulturen und Identitäten“ war die Rede, „Einheit und Stärke nach außen, nationale Kulturen nach innen“. Außerdem würden Erzieherinnen „darauf angesetzt“, fünfjährige Kinder „gezielt in ihrer Geschlechtsidentität zu verunsichern“, im staatlichen Auftrag „die traditionelle Familie zu zerstören und stattdessen grüne geschlechtslose Gesinnungsroboter heranzuzüchten.“
Zudem sitzen zwei führende Köpfe aus der Bonner AFD im Vorstand der ‚Jungen Alternative NRW,‘ die als rechtsextremer Verdachtsfall gilt. Da wundert es nicht, dass Neuhoff auf Bundesebene mit Höcke zusammengearbeitet haben soll. Schließlich kandidiert er auf einer Liste, die angeführt wird von dem inzwischen durch mehrere Skandale bekannt gewordenen Maximilian Krah und von dem Bundestagsabgeordneten Petr Bystro, dessen Immunität vor kurzem aufgehoben wurde und gegen den ein Strafverfahren läuft.

Appell von Studenten zur Distanzierung von Prof. Neuhoffs AFD- Engagement

Studierende der Kölner Hochschule starteten vor 4 Jahren einen ‚Appell zur Distanzierung von Prof. Hans Neuhoffs politischem Engagement für die AfD‘, in dem es u.a. heißt:
„Wir, Studierende der HfMT Köln, möchten in dieser Stellungnahme die Öffentlichkeit und im Speziellen die Studierendenschaft darauf aufmerksam machen, dass mit Prof. Dr. Hans Neuhoff eine Lehrperson unserer Hochschule aktiv Politik in der AfD betreibt. ...
Bei der Kommunalwahl 2020 in NRW ist Prof. Dr. Hans Neuhoff als Spitzenkandidat der AfD in den Stadtrat Bonn eingezogen. Somit hat künftig ein Professor der Hochschule für Musik und Tanz Köln ein Mandat für eine rechtspopulistische, nationalistische Partei inne. … Die Politik, die Herr Neuhoff vertritt, steht in krassem Widerspruch zu den Werten und Überzeugungen, die wir als grundlegend für ein positives Miteinander an unserer Hochschule erachten. ...
Herr Neuhoff spricht sich für eine deutsche „Leitkultur“ aus, der sich andere Kulturen unterordnen sollen. Auch im Kommunalwahlprogramm von NRW finden sich Positionen, die diese Vorstellung konkretisieren. So wird etwa vor einer Verschlechterung der Unterrichtsqualität durch die Integration von Kindern aus zugewanderten Familien gewarnt. Beispiele wie dieses machen deutlich, dass eine solche Leitkultur in ihrer Konsequenz zur Ausgrenzung von bestimmten Personengruppen führt. ....
Für eine lebenswerte Zukunft wünschen wir uns ein kulturelles Miteinander auf Augenhöhe – ohne Benachteiligung aufgrund von Herkunft, Sprache, körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung, sozialem Status, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Religionszugehörigkeit. Wir als Studierende der HfMT Köln distanzieren uns deshalb entschieden von Herrn Neuhoffs politischem Engagement in der AfD und deren Positionen.“

Hochschule für Musik und Tanz Köln

Von der HfMT Köln war dazu noch nichts zu hören, obwohl in ihrem Leitbild von der "Vielfalt der Mitglieder als Grundlage für einen inspirierenden Austausch" die Rede ist. Im ‚Code of Conduct‘ verpflichtet sie sich, nicht nur passiv, sondern aktiv "Verantwortung für eine diskriminierungsfreie Kultur zu übernehmen.“ „Sensibilität gegenüber jeder Form von Abwertung, Ausgrenzung oder Marginalisierung von Menschen“ wird eingefordert. Gilt diese Verpflichtung nicht auch für das Personal der Hochschule?
Außerdem ist die HfMT Mitglied der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), die sich in einer bundesweiten Aktion gegen Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus zusammengeschlossen hat und offensiv für Aufgeschlossenheit und Weltoffenheit eintritt. Die HRK-Mitglieder bekennen sich mit dem Slogan „Weltoffene Hochschulen – Gegen Fremdenfeindlichkeit“ zu ihrer Haltung. Sie „reagieren damit auf rassistisch motivierte verbale und physische Gewalt in Deutschland und auf Abschottungstendenzen in etlichen Staaten Europas und der übrigen Welt.“
Ist das nur unnützes Wortgeklingel? Wo sind die Studenten geblieben, die vor 4 Jahren die Petition in Gang gebracht haben? Damals gab es nicht genug Unterschriften, doch seitdem ist einiges passiert. Hochschule und Studentenschaft sind gefragt, gemeinsam aktiv zu werden!

links zum Text:
https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMST17-1049.pdf

http://www.fr.de/politik/krah-europawahl-spitzenkandidat-verfassungsschutz-afd-parteitag-magdeburg-bjoern-hoecke-maximilian-zr-92441347.html

https://ga.de/bonn/stadt-bonn/afd-bonn-steht-mutmasslichen-rechtsextremisten-nah_aid-105807329

https://dokmz.com/2024/01/26/debatte-um-remigration-bonner-afd-steht-mutmaslichen-rechtsextremisten-nah/

https://www.hfmt-koeln.de/

https://www.hrk.de/weltoffene-hochschulen/

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