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Geschlechtsspezifische Schieflagen

Neue Gender-Studie legt Benachteiligungen offen

Berlin, 04.09.2024

Berlin, 03. September 2024 – Eine aktuelle Studie der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar in Zusammenarbeit mit der Deutschen Jazzunion hat die anhaltenden geschlechtsspezifischen Schieflagen in der deutschen Jazzszene erneut ins Rampenlicht gerückt. Obwohl die Präsenz von Frauen auf Jazzfestivals und in Clubs in den letzten Jahren zugenommen hat, zeigt die Untersuchung, dass Benachteiligungen aufgrund des Geschlechts, besonders in der Ausbildung und im Berufsalltag, nach wie vor weit verbreitet sind.

Die Problematik der geschlechtsspezifischen Schieflagen im Jazz ist keineswegs neu. Historisch gesehen war die Jazzszene lange Zeit von Männern dominiert. Frauen fanden meist nur als Sängerinnen oder in sehr speziellen Rollen Anerkennung, während sie als Instrumentalistinnen – insbesondere an „klassischen“ Jazzinstrumenten wie Saxophon, Trompete, Kontrabass oder Schlagzeug – weitgehend übersehen wurden. Diese Ungleichheit wurde erstmals durch die Jazzstudie 2016 und die darauf aufbauende Nachauswertung „Gender.Macht.Musik.“ der Deutschen Jazzunion wissenschaftlich fundiert. Diese Arbeiten schufen Bewusstsein für die strukturellen Barrieren, die Frauen in der Jazzszene erfahren, und gaben den Anstoß für eine breitere Diskussion über Gendergerechtigkeit im Jazz.

Deutschlandweite Umfrage

In diesem Kontext entstand die neue Studie, die von einer Gruppe Studierender des Instituts für Musikwissenschaft Weimar-Jena unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Pfleiderer durchgeführt wurde. Die Studie basiert auf einer deutschlandweiten Online-Umfrage, an der 136 Jazzmusiker*innen teilnahmen, darunter 44 Studierende. Die Befragten wurden zu ihrer Ausbildung, ihren Berufserfahrungen und insbesondere zu ihren Erfahrungen mit geschlechtsspezifischer Diskriminierung befragt. Ein Hauptaugenmerk lag dabei auf der Frage, wie die Gleichstellung der Geschlechter in der Jazzszene wahrgenommen wird und welche Hindernisse nach wie vor bestehen.

Die Ergebnisse der Umfrage bestätigen die Erkenntnisse früherer Studien und decken auf, dass geschlechtsspezifische Schieflagen in der Jazzszene weiterhin präsent sind. Besonders alarmierend ist die geringe Präsenz von Dozentinnen im Instrumentalunterricht an deutschen Musikhochschulen, was ein entscheidender Faktor für die anhaltende Ungleichheit in der Ausbildung ist. Gleichzeitig zeigt die Studie eine wachsende Sensibilität und ein stärkeres Bewusstsein für Geschlechterfragen unter jüngeren Musiker*innen, insbesondere unter Frauen.

„Es ist wichtig, die Diskussionen über den Berufsalltag von Jazzmusikerinnen weiterzuführen und die Arbeit junger Menschen sichtbar zu machen,“ betont Anette von Eichel, Vorsitzende der Deutschen Jazzunion. Sie fügt hinzu: „Als Interessenvertretung ist es eine unserer Kernaufgaben, faktenbasiertes Wissen zu schaffen und weiterzugeben, um die Arbeitsbedingungen für Jazzmusikerinnen zu verbessern.“

Mit der Veröffentlichung der Studie unter dem neuen Label „Edition Impulse“ eröffnet die Deutsche Jazzunion eine Plattform, die sowohl eigene als auch externe wissenschaftliche Arbeiten zu relevanten Themen in der Jazzszene bündeln soll. Die vollständige Studie ist online in der Digitalen Bibliothek Thüringen verfügbar und markiert den Beginn einer Reihe von Veröffentlichungen, die dazu beitragen sollen, die strukturellen Schieflagen in der Jazzszene weiter zu thematisieren und Lösungen zu fördern.

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