Ersatz für den Platzhirsch
Preview Wildwechsel Festival
FOTO: Bildquelle: Wildwechsel Festival Homepage
Wer Platzhirsche zum Schweigen bringt, muss im Herbst mit Wildwechsel rechnen. So könnte man die jüngsten Entwicklungen in der Duisburger Kulturszene treffend beschreiben. Nach einer Pause des beliebten Platzhirsch-Festivals, das über Jahre hinweg den Dellplatz in Duisburg in ein vibrierendes Zentrum für Kunst und Musik verwandelte, tritt ein neues Format auf den Plan: das Wildwechsel-Festival. Am 27. und 28. September wird es in der Kulturkirche Liebfrauen in der Duisburger City experimentelle und avantgardistische Musik auf die Bühne bringen – ein Versuch, den idealistischen Geist des Platzhirsch-Festivals auch in schwierigen Zeiten weiterleben zu lassen.
Im letzten Jahr hatten die Macher des Platzhirsch-Festivals eine Pause angekündigt. Die Belastungen für die rein ehrenamtlich arbeitende Crew waren einfach zu groß geworden. Fehlende finanzielle Unterstützung und der logistische Aufwand hatten die Organisatoren an ihre Grenzen gebracht. Das Festival stand für viel mehr als nur Konzerte – es war ein kulturelles Signal für Duisburg, eine Stadt, die oft mit Vorurteilen zu kämpfen hat. Hier wollten René Schwenk und sein Team ein Zeichen setzen, dass Duisburg nicht nur vom Strukturwandel und wirtschaftlichen Problemen geprägt ist. Sie wollten zeigen, dass hier kreatives Potenzial steckt, dass es Raum für Kultur gibt.
Doch auch wenn das Platzhirsch pausiert, wollen die Macher die Netzwerke, die über die Jahre entstanden sind, weiterhin nutzen. So entstand die Idee für die Konzertreihe Wildwechsel, die internationale Künstler ins westliche Ruhrgebiet holt und nun in Form eines eigenen Festivals erblüht. Der Wildwechsel wird also erstmals am letzten Septemberwochenende in der Kulturkirche Liebfrauen in Duisburg stattfinden. Dort, wo einst das Platzhirsch-Festival Künstler in Kirchenräume brachte, wird nun eine neue Plattform für die musikalische Avantgarde entstehen.
Ein Programm, das neugierig macht
Das Wildwechsel-Festival will dabei nicht nur eine Lücke füllen, sondern neue Maßstäbe setzen. Am Freitag, den 27. September, und Samstag, den 28. September werden Musikerinnen und Musiker aus der ganzen Welt in Duisburg gastieren. Die Macher setzen bewusst auf einen experimentellen und genreübergreifenden Ansatz.
Den Anfang macht die Formation AFAR, die mit einer spannenden Mischung aus organischen und elektronischen Klängen die Grenzen zwischen Natur und Industrie auslotet. Ebenso mit Spannung erwartet wird Anika, die mit ihrem Projekt „Eat Liquid“ an den Start geht. Annika Henderson, die unter anderem für ihre Zusammenarbeit mit Portishead bekannt ist, vereint in ihrer Musik düstere Folk-Elemente mit poppigen und elektronischen Strukturen.
Weiterhin stehen die Brasilianerin Carla Boregas, die belgische Bassistin Farida Amadou und der Gitarrenvirtuose Caspar Brötzmann auf dem Programm. Brötzmann, der als einer der innovativsten E-Gitarristen der letzten 40 Jahre gilt, wird mit seinem Projekt „Bass Totem“ die Zuschauer in eine Welt roher, körperlicher Klänge entführen.
Am Samstag setzt sich das hochkarätige Line-up fort. Neben der Performance-Künstlerin Hoshiko Yamane aka Tukico, Mitglied der legendären Elektronikpioniere Tangerine Dream, wird auch das Trio PLF für Furore sorgen. Die Gruppe um den Drummer Lukas König, den Klangtüftler Peter Kutin und die nomadische Künstlerin Elvin Brandhi vereint elektronische Klangwelten und schroffe Rhythmen zu einem einzigartigen Erlebnis. Auch die Kanadier Nadja & The Nausea und die Sound-Künstlerin Rosa Anschütz stehen auf der Bühne.
Ein Festival mit Mission
Doch der Wildwechsel ist mehr als nur ein Festival für experimentelle Musik. Er ist ein kulturelles Statement, das auch den Austausch zwischen den progressiven Kulturorten des Ruhrgebiets fördern will. Es soll nicht nur ein Konzertabend sein, sondern eine Gelegenheit, die Kreativszene des Ruhrgebiets zu vernetzen und die Wahrnehmung der Stadt Duisburg zu verändern.
Schwenk und sein Team haben sich zum Ziel gesetzt, die Künstler*innen, die im Rahmen des Festivals auftreten, fair zu entlohnen – auch wenn es weiterhin eine Gratwanderung bleibt, ohne große finanzielle Unterstützung ein solches Festival auf die Beine zu stellen. Solidarität ist hier der Schlüssel: Mit günstigen Early-Bird-Tickets für nur 25 Euro und der Möglichkeit, das Festival durch Spenden zu unterstützen, soll auch weiterhin die Teilhabe für alle möglich sein. „Kultur ohne Barrieren“ bleibt das Motto, das schon das Platzhirsch-Festival ausgezeichnet hat.
Der Wildwechsel bringt also nicht nur musikalisch frischen Wind nach Duisburg, sondern auch eine klare Vision: Kultur als Motor für einen positiven Wandel. Wer Teil dieses besonderen Events sein möchte, kann sich ab sofort Tickets sichern – und wird vielleicht selbst Zeuge, wie das neue Festival seine ersten Schritte macht.
Die Veranstaltung wird präsentiert vom Platzhirsch-Festival und Byte FM, einem der wichtigsten Sender für alternative und progressive Musik in Deutschland.
Wer die Gelegenheit nicht verpassen will, kann am 27. und 28. September 2024 in die Kulturkirche Liebfrauen kommen und die ersten Ausgaben des Wildwechsel miterleben – ein Festival, das neugierig auf mehr macht und vielleicht schon bald so unverzichtbar sein wird wie sein Vorgänger, der Platzhirsch.