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Ciao Virginia, Hello Bart!

Beim Übergabekonzert lebte die Seele des Moers-Festivals

Moers, 16.01.2025
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Kristina Zalesskaya, Stefan Pieper

Es ist mehr als eine Tradition, es ist ein kulturelles Statement in Moers: Mit jedem Jahresbeginn begrüßt die Stadt eine neue kreative Persönlichkeit, die nicht nur das künstlerische Leben prägen, sondern auch die Verbindungen mit der Stadtgesellschaft pflegen soll. In diesem Jahr übernimmt der belgische Trompeter und Kornettspieler Bart Maris das Amt des "Improvisor in Residence" von der italienischen Freejazz-Saxofonistin Virginia Genta. Als 18. Künstler in der Geschichte dieses besonderen Programms wird er die Stadt mit kreativer Schaffenskraft beleben und damit den Geist des Moers-Festivals weit über das Großereignis an Pfingsten lebendig halten. Mit der Position ist nicht nur eine Wohnung in der Neustraße verbunden, sondern - natürlich- auch ein garantierter Auftritt beim renommierten Moers Festival. Das Übergabekonzert im Bollwerk, einem zum atmosphärischen Kulturraum umfunktionierten Holzschuppen am Bahnhof, wurde zu einem eindrucksvollen Manifest dessen, was die Stadt in den kommenden Monaten erwarten darf. Vor allem aber wurde es zu einer bewegenden Demonstration, wie Maris seine Vision von inklusiver Kulturarbeit versteht: Der Höhepunkt des Abends war eine spontane, berührende Performance mit fünf jungen Frauen mit Migrationshintergrund aus dem Jugendzentrum Nord (JUNO). Was dabei entstand, war weit mehr als ein gutgemeintes Jugendprojekt - es war etwas Elementares, Ganzheitliches. Die zu Beginn noch schüchtern wirkenden jungen Frauen blühten vor Selbstbewusstsein und Stolz auf, als sie mit einfachsten Mitteln einen faszinierenden Klangraum schufen: Gongschläge, die sich zu einem anschwellenden Crescendo vereinten, blitzende Flageolett-Töne der Trompete, ein Klangdschungel aus Metallelementen, durchzogen von überraschenden Tönen aus Plastikrohren.

Ein Miteinander auf Augenhöhe

Wie selbstverständlich entwickelte sich sofort ein kraftvolles Miteinander auf Augenhöhe zwischen dem Weltklasse-Musikprofi und den jungen Künstlerinnen. Maris bewies dabei sein besonderes Gespür für kollektive Improvisation - mal führend, mal sich völlig zurücknehmend, sodass das neue Ensemble minutenlang ganz alleine spielen konnte. Freie Musik setzt bei den Ursprüngen an, dort, wo noch nichts durch Konditionierungen der Unterhaltungsindustrie oder der steifen Erwachsenenwelt verstellt ist. Ja, musikalisch betrachtet erzeugt as Unperfekte wurde auch auf der Bühne zum Prinzip, erzeugte eine Art aleatorisches Tranceritual, das die 600 Zuhörer im vollbesetzten Bollwerk in seinen Bann zog und was vor allem von der selbstbewussten Energie der jungen Musikerinnen - die gerade erst zu solchen geworden waren - mächtig angetrieben wurde, was allein durch das atemende Crescendo der Gongs, Schlag- und selbstgebauten Blasinstrumenten bis in die letzte Reihe spürbar war. Festivalleiter Tim Isfort brachte die Bedeutung des Moments auf den Punkt: "Wie hier mit ganz viel Mut etwas auf die Bühne gebracht wurde, wünsche ich mir dies auch für unser Land."
Natürlich geriet auch die musikalische Übergabe zwischen Genta und Maris selbst geriet zu einem expressiven, ja frenetischen Feuerwerk. Im heißen Improvisationsduell, unterstützt von einer Rhythmusgruppe, die auch einer Metalband zur Ehre gereichen würde, demonstrierten beide Künstler eindrucksvoll die rohe Kraft freier Musik, woraus sich das Publikum auch mit tiefer Ernsthaftigkeit bereitwillig einließ.

Maris bringt beste Voraussetzungen für seine neue Aufgabe mit: Seine eindrückliche, ja ergreifende Menschenfänger-Qualität macht ihn zum idealen Kulturaktivisten für diese Position. Bezeichnenderweise ist er auch Mitglied einer der innovativsten, originellsten Großformationen Europas, dem belgischen Flat Earth Society Orchestra. Seit 2023 betreut er bereits den Spielbereich "Wo die wilden Kinder wohnen" beim Moers Festival. Der leidenschaftliche Kulturaktivist hat sich für seine Zeit in Moers ein klares Ziel gesetzt: Er will die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Fokus nehmen. Seine Philosophie dabei ist so einfach wie überzeugend: "Anderes Publikum - andere Musik". Diese Vision hat er bereits in verschiedenen Mitmach-Workshops erfolgreich unter Beweis gestellt. Festivalleiter Tim Isfort beschreibt das niederschwellige Kulturangebot des neuen Improvisors mit dem ihm eigenen Humor: "Man kann Bart Maris für alles anfragen, etwa dass er zu einem nach Hause ins Wohnzimmer kommt oder auch, dass er zur eigenen Beerdigung aufspielt."

Aufbegehren gegen die große Stille

Die 600 Menschen, die an diesem Abend partizipierten, bezeugen die empathische Resonanz, auf deren Nährboden die Mission des Moers Festivals aufbaut. In einer Zeit, in der Kultur mehr denn je bedroht scheint, geht es vor allem darum, gegen die große, breite Stille aufzubegehren - eine Stille, die paradoxerweise auch sehr lärmend sein kann. Nicht ohne Grund wurde "Stille" zum diesjährigen Motto des Moers Festivals gewählt - weniger als wörtliche Beschreibung denn als vielschichtige Metapher zu verstehen. Während die Programmplanung auf Hochtouren läuft, muss auch in Moers in wirtschaftlicher Hinsicht improvisiert werden: Geld wird knapper, Sponsoren ziehen sich zurück, die Rahmenbedingungen werden nicht komfortabler.
Auch wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht einfacher werden - Sponsoren fallen weg, Gelder werden knapper - zeigt das Übergabekonzert, wie lebendig und relevant die improvisierte Musik in Moers ist. Mit Bart Maris hat die Stadt einen Künstler gewonnen, der nicht nur ein exzellenter Musiker ist, sondern vor allem ein Menschenfänger im besten Sinne - einer, der Kultur als partizipatives Ereignis begreift und leben wird.

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